WM

"Das entspricht einem Titel"

Von Für SPOX in Südafrika: Stefan Rommel
Schweinsteiger, Kroos und Khedira (von links) können noch viel zusammen erreichen
© Getty

Am Ende war alles wie vor vier Jahren und doch ein bisschen anders. Deutschland hat die Weltmeisterschaft 2010 auf dem dritten Platz beendet, durfte sich nach dem Halbfinal-Aus gegen Spanien doch noch als kleiner Sieger feiern lassen.

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Als der gesamte Tross zum Gruppenbild vor der kleinen FIFA-Bande Aufstellung nahm, hätte dies auch der Schnappschuss des neuen Weltmeisters sein können.

Die deutschen Spieler waren ausgelaugt, aber glücklich. Selbst über diesen Sieg im sportlich wertlosesten Spiel des gesamten Turniers.

"Es war wichtig, dass wir noch mal gewonnen haben für den Gesamteindruck von diesem Turnier", sagte Thomas Müller und er hatte damit Recht. Bei einer Niederlage hätte sich die Mannschaft, die sich in den vier Wochen zuvor so viele Sympathien erspielt hatte, mit zwei Pleiten in Folge verabschiedet. Gemessen an den nackten Zahlen hätte das geheißen: Vier Siege, drei Niederlagen, ein mittelmäßiges Turnier.

2010: Eine Art Premiere

So aber steht wie 2006 erneut Rang drei. Wobei das in diesem Jahr deutlich höher einzustufen ist als bei der Heim-WM. Denn für diese Mannschaft wird 2010 erst der Auftakt sein - für viele weitere Turniere, eine Art Premiere.

"Wir haben schon ein Ausrufezeichen gesetzt. Aber wir wollen noch mehr. Und in den nächsten Jahre können wir noch einiges erreichen", sagte Sami Khedira. Der Stuttgarter ist so etwas wie das Sinnbild dieser deutschen WM-Mannschaft.

Erst 23 Jahre alt, vor dem Turnier mit läppischen fünf Länderspielen dekoriert. Plötzlich der Chef neben Bastian Schweinsteiger im Mittelfeld. Khedira füllte die zentrale Position aus, als hätte er seit Jahren nichts anderes gemacht im Nationaldress - er lernte mit jedem Spiel dazu. Am Ende entschied er die Partie gegen Uruguay per Kopf.

"Wir können noch viel erreichen"

Deutschland hat einen vielversprechenden Grundstock an Spielern, die nicht nur sportlich, sondern auch charakterlich gut zusammen passen. "Wir haben zurückgelegen und sind zurückgekommen. Das zeigt die Charakterstärke der Mannschaft. Ich bin sehr stolz darauf, mit dieser Mannschaft zusammenzuspielen. Man sollte in die Zukunft schauen, wir können noch viel zusammen erreichen", meinte Bastian Schweinsteiger.

Das Spiel gegen Uruguay war mental die größte Herausforderung für das junge Team - nach dem 0:1 gegen Spanien, das die vagen Träume vom WM-Titel zerplatzen ließ. Die Grippewelle grassierte im Mannschaftshotel in Velmore, Miro Klose zwickte der Rücken, also musste Bundestrainer Joachim Löw gezwungenermaßen auf drei Positionen umstellen.

Und trotzdem biss sich seine Mannschaft in diese Partie und zeigte gegen Ende jene wilde Entschlossenheit, die in einem Spiel um Platz drei nicht immer zu erwarten ist.

Psychisch und physisch an der Grenze

"Ich finde es unglaublich bemerkenswert, dass wir uns nach der Enttäuschung gegen Spanien so aufgerappelt haben. Die Mannschaft war in den letzten ein, zwei Tagen psychisch und physisch an ihre Grenzen gelangt. Dass wir heute diese Kraft und Moral hatten, nach dem Rückstand das Spiel zu drehen, freut mich für die Mannschaft", so Löw.

Und weiter: "Es ist gut, dass wir so einen Abschluss hatten. Man kann und muss stolz sein auf die Mannschaft. Was sie in diesem Turnier geleistet hat, entspricht einem Titel."

Die Zeit für Titel war 2010 noch nicht reif. Auch weil das Team noch nicht ganz reif dafür war. Nimmt man die beiden Routiniers Arne Friedrich und Cacau aus, blieb für die deutschen Feldspieler gegen Uruguay ein Durchschnittsalter von 22,9 Jahren.

Am Montag beginnt der Urlaub

Das Turnier ist für Deutschland jetzt vorbei, bereits am Sonntagabend geht es mit dem Airbus A380 wieder zurück nach Frankfurt. 66 Tage waren sie dann zusammen, ein echter Marathon, der Kraft und Nerven gekostet hat. Montag beginnt für die Spieler der Urlaub.

Für den Bundestrainer aber beginnt gleich der nächste Marathon. Zwar wird auch Joachim Löw ein paar Tage oder vielleicht sogar Wochen abschalten. Im Hinterkopf wird er aber immer die Debatte um seine persönliche Zukunft beim DFB haben.

Löw-Zukunft noch nicht geklärt

Die Zeichen stehen auf Vertragsverlängerung, aber noch ist nichts geklärt. "Ich muss mir in Ruhe Gedanken machen. Wir werden in den nächsten Tagen Gespräche mit Oliver Bierhoff führen. Wenn ich ein paar Tage Ruhe habe, kommen mir auch wieder vernünftige Gedanken. Unmittelbar nach dem Turnier bin ich leer", sagte Löw am Samstagabend.

Viel Zeit bleibt nicht, Mitte Juli ist Präsidiumssitzung beim DFB, bis dahin sollte alles unter Dach und Fach sein. Und das nächste Länderspiel steht auch bald schon an. Am 11. August testet Deutschland in Kopenhagen gegen Dänemark.

Vermutlich mit Joachim Löw als Bundestrainer auf der Bank.