Dank Gomez noch alles drin

Von Florian Bogner / Benny Semmler
Mario Gomez erzielte in St. Petersburg bereits sein sechstes Tor im siebten UEFA-Cup-Spiel
© Getty

Der VfB Stuttgart hat das Hinspiel der Runde der letzten 32 Mannschaften im UEFA-Cup beim Titelverteidiger Zenit St. Petersburg zwar mit 1:2 (1:2) verloren, sich damit aber alle Chancen fürs Rückspiel in acht Tagen bewahrt.

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Bei Schnee und Eis im winterlichen St. Petersburg trafen ausgerechnet der Ex-Hannoveraner Szabolcs Huszti (2.) und der zukünftige Münchner Anatoli Tymoschtschuk (45.+2) für die Gastgeber.

Mario Gomez erzielte mit seinem sechsten Treffer im laufenden Wettbewerb das wichtige Auswärtstor für die Stuttgarter (15.).

Babbel: "Hoffe, dass wir das noch umbiegen können"

"Vom kämpferischen Engagement her ein großes Kompliment für meine Mannschaft, vom Ergebnis her kann ich nicht ganz zufrieden sein", sagte VfB-Teamchef Markus Babbel und sprach von zwei unnötigen Toren.

"Man darf sich nicht so leichtfertig den Erfolg aus der Hand nehmen lassen. In der zweiten Halbzeit haben wir etwas Glück gehabt. Ich hoffe, dass wir das im Rückspiel noch umbiegen können. Wir dürfen aber nicht naiv sein und in dumme Konter laufen", so Babbel.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Der VfB mit zwei Veränderungen im Vergleich zum 3:3 in Hannover: Osorio und Khedira für Träsch und Simak im Team. Bei Zenit stehen der Bald-Bayer Tymoschtschuk und der Ex-Hannoveraner Huszti in der Startelf.

2., 1:0, Huszti: Konter der Russen über links. Semschow zieht aus zehn Metern ab. Lehmann pariert gut, allerdings in die Mitte. Huszti ist da und bugsiert den Ball aus sechs Metern ins leere Tor.

15., 1:1, Gomez: Da ist das wichtige Auswärtstor! Fehlpass Schirokow. Gomez nimmt den Ball 30 Meter vor dem Tor auf, zieht zum Sechzehner. Linksschuss aus 17 Metern, rechts neben dem Pfosten schlägt es ein!

31.: Ecke Hitzlsperger von rechts. Tasci kommt im Gewühl am Fünfmeterraum an den Ball, bringt das Leder aber nicht über die Linie.

44.: Hitzlsperger prüft Zenit-Keeper Malafejew. Aber die Nummer eins der Russen pariert mit einer Faustabwehr.

45.+2, 2:1, Tymoschtschuk: Rückpass von der Außenlinie auf Tymoschtschuk. Der nimmt den Ball vom Sechzehnereck einfach mal direkt - und der ist drin! Rechts oben schlägt es ein, Lehmann vielleicht ein Stück zu weit in der Mitte postiert.

52.: Verwirrung im VfB-Strafraum. Drei Russen schaffen es nicht, den Ball an Lehmann vorbei zu bringen. Pogrebnjak schaufelt den Ball letztendlich aus fünf Metern übers leere Tor, stand aber im Abseits. Lehmann ist außer sich über das Abwehrverhalten, schießt aus seinem Tor und knallt dem verdutzten Boulahrouz sein Stirnband an den Hinterkopf.

58.: Syrianow tankt sich im Strafraum durch und legt den Ball von links geschickt auf Pogrebnjak. Aber der Zenit-Stürmer kriegt den Ball nicht gefährlich aufs Tor.

77.: Wieder Pogrebnjak. Der Hüne kommt sieben, acht Meter vorm Tor zum Abschluss, aber verzieht.

82.: Da muss Lehmann alles geben. Der Keeper klärt 25 Meter vorm Tor knapp vor Huszti. Enge Kiste!

89.: Hitzlsperger lässt den Ball auf der linken Seite durch. Dann kommt Gomez an den Ball, setzt sich gut gegen Sirl durch, scheitert aber aus sechs Metern am Zenit-Keeper. Das wäre es gewesen!

So lief das Spiel: So gut wie gar nicht, weil der tiefgefrorene und verschneite Boden nicht mal den Ausdruck "Kartoffelacker" verdient hatte. Stuttgart zu Beginn dementsprechend überfordert, St. Petersburg machte mit der ersten Chance das 1:0. Danach fing sich der VfB aber und hielt mit großem Einsatz dagegen. Gomez rackerte vorne für zwei und wurde mit dem Ausgleich belohnt. Danach war die Partie ausgeglichen - bis Tymoschtschuk aus heiterem Himmel mit dem Halbzeitpfiff traf.

Zenit kam besser aus der Kabine und drängte zwischen der 45. und 60. Minute auf das 3:1. Lehmann hielt seinen Kasten jedoch sauber. Der VfB befreite sich anschließend ein wenig, ohne jedoch selbst zu Torchancen zu kommen. Die Schlussoffensive der Hausherren überstanden die Schwaben gut, Gomez hatte eine Minute vor Schluss sogar noch den Ausgleich auf dem Fuß.

Der Star des Spiels: Mario Gomez. Der Nationalstürmer hielt die Hoffnungen aufs Weiterkommen mit seinem Tor am Leben und zeigte auch sonst eine vorbildliche Leistung. Der Stürmer war Stuttgarts einziger Trumpf in der Offensive (vier Torschüsse), ließ sich aber auch oft ins Mittelfeld fallen und ging keinem Zweikampf aus dem Weg. In der 89. Minute hatte er sogar noch den Ausgleich auf dem Fuß. Mit einem Gomez in dieser Form ist im Rückspiel alles drin.

Die Gurke des Spiels: Der "Rasen". Noch am Vortag war die Spielfläche im Petrowsky-Stadion fast meterhoch mit Schnee bedeckt und musste mit Hilfe von Lastwagen von der weißen Pracht befreit werden. Das Geläuf war dermaßen tiefgefroren, dass kaum ein rechter Spielfluss zustande kommen wollte. Immerhin: Die bescheidenen Bedingungen galten für beide Mannschaften.

Die Lehren des Spiels: Der VfB zeigte, dass er kämpfen kann und hat dank dieser engagierten Leistung im Rückspiel noch alles in der Hand. Keinem der elf Stuttgarter kann man den Vorwurf machen, sich auf dem nahezu unbespielbaren Rasen hängen gelassen zu haben. Vor allem Gomez war ein Vorbild an Einsatz und Kampfbereitschaft.

St. Petersburg war auf dem harten Geläuf spielerisch überlegen, konnte das aber nicht in mehr als zwei Tore ummünzen. Beeindruckend waren die flinken Positionswechsel im Mittelfeld (Huszti und Danny rochierten pausenlos) und die Laufbereitschaft der weit vorgezogenen Außen Anjukow und Sirl, die sich immer wieder ins Angriffsspiel einschalteten.

Service für alle Bayern-Fans: Bei St. Petersburg konnte Tymoschtschuk trotz seines Tores nicht wirklich überzeugen und bot im defensiven Mittelfeld allenfalls eine durchschnittliche Leistung.

Der 29-Jährige nahm immer wieder Tempo aus dem Spiel und brachte nur wenige gute Zuspiele (meist lang) an den Mann. Zudem leistete sich der Ukrainer in der Nachspielzeit ein hässliches Foul an Hilbert und ist im Rückspiel gelbgesperrt. Sein Tor war allerdings äußerst sehenswert und dürfte auch Hoeneß und Co. gefallen haben.

St. Petersburg - VfB Stuttgart: Alle Daten und Fakten