Jol kämpft gegen ein Deja-vu

Von Florian Bogner
Martin Jol erhofft sich Zeit und Geduld seitens des Hamburger SV
© Getty

Martin Jol hat sich nach gut einem halben Jahr bereits prächtig in Hamburg akklimatisiert. Der niederländische Trainer hat das Team weiterentwickelt und tanzt mit dem HSV noch auf allen drei Hochzeiten munter mit. Dennoch hat Jol offenbar erkannt: Für den ganz großen Wurf muss besseres Personal her. Nun formuliert er erstmals Ansprüche.

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Etwas verwundert dürfte die Führungsriege des HSV vor dem UEFA-Cup-Spiel gegen Aston Villa (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) Jols Aussagen in der englischen Tageszeitung "Guardian" aufgenommen haben.


Kein Treueschwur für den HSV

Dort wird der 52-Jährige nämlich mit dem derzeit trainerlosen FC Sunderland in Verbindung gebracht - und bleibt dem HSV zwischen den Zeilen einen Treueschwur schuldig.

"Es hängt von ein paar Dingen ab, weil ich hier in Hamburg eigentlich Großes erreichen will. Ein oder zwei gute Spieler würden das Team richtig verstärken und dann bleibe ich gerne länger. Wenn diese nicht kommen, würde ich aber über einen Wechsel nachdenken", wird der HSV-Trainer zitiert.

Jol hat große Ziele mit dem HSV

Eine Art Ultimatum an die Vereinsführung? Eher nicht. Wohl mehr ein Wink mit dem Zaunpfahl, seine augenscheinlich gute Arbeit in naher Zukunft mit verbessertem Personal zu honorieren. Nur einen Ausbildungsverein zu leiten, davon hat Jol genug: "Das hatte ich schon bei den Spurs."

Bei Tottenham war der Niederländer vor 14 Monaten entlassen worden, seitdem hat sich einiges verändert.

"Die Spurs haben Top-Stars wie Pawljutschenko oder Modric verpflichtet, das ist der große Unterschied. Als ich da war, habe ich noch jungen Spielern wie Defoe und Lennon zum Durchbruch verhelfen müssen."

Bei Hamburg sei die Situation nun ähnlich. "Hier gibt es nicht so viel Kapital wie in England, also muss ich vor allem junge Spieler entwickeln", sagte Jol und fügte vielsagend an: "Ich bin zwar absolut zufrieden hier in Hamburg. Aber wer weiß..."

Hoffmann: "Unser bester Neuzugang ist Martin Jol"

Beim HSV wird man solche Äußerungen nicht gerne hören, zumal sich Vorstandschef Bernd Hoffmann dieser Tage noch voll des Lobes über Jol zeigte: "Unser bester Neuzugang ist Martin Jol", sagte der HSV-Boss.

Gegenüber deutschen Medien äußerte sich Jol in dieser Woche auch deutlich handzahmer. "Wir sind voll im Soll, ich bin sehr zufrieden", bilanzierte er die Hinrunde.

"Wir haben in Rafael van der Vaart vor der Saison den entscheidenden Spieler verloren, die Neuzugänge sind spät dazugekommen und bis auf Mladen Petric noch nicht voll eingeschlagen, und wir hatten viele Verletzte."

Olic-Entscheidung bis Weihnachten?

Insgesamt also passabel gelaufen für die Hanseaten - doch Jol will offenbar mehr. Vor allem eine bessere Perspektive. An Ivica Olic könnten sich die Geister scheiden. Der Kroate hat einen auslaufenden Vertrag und kokettiert mit einem Wechsel zum FC Bayern. Jol würde ihn gerne halten. Eine Entscheidung soll bis Weihnachten fallen, der HSV wird bis dahin noch mal ein verbessertes Vertragsangebot nachlegen.

Jol hofft auf Zeit und Geduld beim HSV

"Wir sind einig, dass man ihm nochmals ein Angebot unterbreitet, das ihn überzeugt, beim HSV zu bleiben", sagte Aufsichtsratsmitglied Willy Schulz in der vergangenen Woche. Jol selbst bleibt nach außen hin gelassen: "Wenn er geht, dann werden wir trotzdem weitermachen. Ich hoffe, dass ich beim HSV Zeit bekomme, dann bin ich mir sicher, dass wir in zwei, drei Jahren etwas gewinnen können."

Lukas Podolski ein Kandidat

Dazu könnte auch Lukas Podolski beitragen. Der unzufriedene Exil-Kölner ist in letzter Zeit gern gesehener Gast auf dem Hamburger Boulevard, auch HSV-Legende Uwe Seeler würde den Nationalspieler gerne in der Hansestadt sehen "Er wäre eine Lösung", wird Seeler in der "Sport Bild" zitiert.

Auch Schulz hätte den 23-Jährigen gerne: "Wenn wir ihn bekommen könnten, sehe ich das positiv. Er ist ein Knipser."

Offiziell bekommt man beim HSV allerdings keinen Kommentar zum Bayern-Stürmer. Manche deuten das bereits als Indiz dafür, dass man ein Angebot an den FCB bereits in die Wege geleitet hat.

Der aktuelle Kader des Hamburger SV