Der UEFA-Cup als Medizin

SID
meyer, charisteas
© Getty

Nürnberg - Die Lage des 1. FC Nürnberg in der Bundesliga ist trostlos, doch Hans Meyer hat offenbar die richtige Medizin für den kriselnden Club gefunden.

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"Die Jungs sollen die Gelegenheit nutzen, um sich zu befreien, und diesmal ohne großen Druck", sagte der Trainer des DFB-Pokalsiegers und hofft beim Start in die UEFA-Pokal- Zwischenrunde auf eine erfolgreiche Therapie für seine schwächelnde Mannschaft.

Dass mit dem FC Everton gleich der schwerste Brocken auf den FCN wartet, bereitet Meyer kaum Sorgen: "Wir können uns die Befreiung nur auf dem Platz holen. Ich freue mich auf das Spiel."

Erstes Duell gegen Premier-League-Team

Trotz des bitteren 0:1 gegen den VfB Stuttgart am vorigen Samstag und des Absturzes auf einen Abstiegsplatz herrscht am Valznerweiher gute Stimmung. Immerhin steht der FCN erstmals seit 45 Jahren wieder in der zweiten Runde des UEFA-Cups.

"Wir haben uns jahrelang auf den UEFA-Cup gefreut, und freuen uns jetzt trotz allem drauf", betonte Sportdirektor Martin Bader vor dem ersten UEFA-Cup-Duell der Nürnberger mit einem Team aus der englischen Premier League. Platz drei in der Gruppenphase reicht für den Einzug ins Achtelfinale, doch der Club hat sich in diesem Wettbewerb keine Ziele gesetzt.

"Die Bundesliga hat Priorität, und der UEFA-Cup ist ein schönes Geschenk, das wir uns mit dem Pokalsieg erarbeitet haben", sagte Kapitän Tomas Galasek, mit 26 Champions-League-Einsätzen bei den niederländischen Clubs Tilburg und Ajax Amsterdam der international erfahrenste Nürnberger.

Roth vertraut auf Meyer

Da das eigentlich als Festtag geplante "Spiel des Jahres" gegen Englands Traditionsclub nun zum falschen Zeitpunkt kommt, macht ihm allerdings Sorgen. "Das kostet nur viel Kraft, bringt aber keine Punkte", warnte Galasek mit Blick auf das Kellerduell am Sonntag in Bielefeld.

Die erstaunlich heile Welt in Nürnberg will auch der Präsident nicht aus den Fugen bringen. Mit Nachdruck betont Michael A. Roth, er denke nicht daran, den Trainer zu entlassen. Vielmehr vertraut er in diesen schweren Tagen den Qualitäten des 65-Jährigen. "Wir haben mit Meyer den Retter an vorderster Front. Er ist ein Kämpfer", sagte Roth, der der Partie gegen Everton entgegenfiebert, "denn internationale Spielen waren hier viele Jahre eine Rarität."

Das 1:3 im UEFA-Cup gegen den AS Rom am 5. Oktober 1988 war das letzte Spiel im damaligen Frankenstadion.

Wessels Rückkehr nach Deutschland

An des Gegners Klasse bestehen für Nürnbergs Trainer keine Zweifel. Nach den vier Großen Manchester United, Chelsea, Liverpool und Arsenal komme Everton "direkt dahinter - mit viel Tradition, viel Geld und guten Spielern". Der Tabellenachte der Premier League, der mit einem 3:1 gegen Griechenlands Vertreter AE Larissa in die Gruppenphase startete, gewann wie der FCN neun Mal die nationale Meisterschaft, fünf Mal den FA-Cup und 1985 den Europacup der Pokalsieger.

Mit dem Ex-Kölner Torwart Stefan Wessels, Steven Pienaar (früher Dortmund) und Thomas Gravesen (HSV) verfügen drei Spieler über Bundesligaerfahrung. Teuerster Akteur im Team aus Liverpool ist der nigeranische Nationalstürmer Yakubu Ayegbeni, der vor dieser Saison für umgerechnet fast 17 Millionen Euro zu den Blues kam. Englands Nationalstürmer Andrew Johnson und Verteidiger Leighton Baines fehlen in Nürnberg wegen Verletzung.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

1. FC Nürnberg: Blazek - Mnari, Wolf, Glauber, Reinhardt - Galasek, Kluge - Misimovic, Mintal, Saenko - Kennedy

FC Everton: Howard - Neville, Yobo, Stubbs, Lescott - Arteta, Cahill, Carsley, Osman, Pienaar - Yakubu

Schiedsrichter: Alerto Undiano Mallenco (Spanien)