Istanbuls neuer Superstar

Von Fatih Demireli
Istanbul Büyüksehir Belediyespor ist zuhause gegen Fenerbahce noch ungeschlagen
© Anadolu

Der türkische Fußball pausiert: Das Opferfest hat die Süper Lig für ein paar Tage in den Urlaub geschickt. Die Zeit der Besinnung ist es dennoch nicht: bei Galatasaray kriselt es mal wieder. Selbst Spieler, die gefeiert werden, machen alles kaputt. Fenerbahce übt sich im Copy & Paste, Trabzonspors Trainer Senol Günes hat  etwas gegen Partys. Und: Istanbul hat einen neuen Superstar.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Cana, Lorik, tragischer Held: Die Galatasaray-Fans haben derzeit nicht viel zu feiern. 13 Punkte hinter Platz eins und Rang zehn in der Süper Lig - so einen heftigen Absturz erlebten die Gelb-Roten noch nie. Einzelne Spieler feiern die Gala-Fans schon lange nicht mehr. Viel mehr werden einstige Helden wie Servet Cetin bei jedem Ballkontakt gnadenlos ausgepfiffen. Eine Ausnahme machten die Galatasaray-Anhänger bei Lorik Cana.

Der Albaner kämpfte gegen Manisaspor wie ein Wilder, um den 0:1-Rückstand wett zu machen. Im Ali Sami Yen hallte es lautstarke "Lorik Cana"-Sprechchöre - der Hero, der Gala retten soll, war gefunden. Just in dem Augenblick verschuldete Cana einen Elfmeter, der zum 0:2 führte. Nach dem Spiel gab's Schockdiagnose obendrauf: Cana erlitt eine Fußverletzung und fällt mindestens drei Wochen aus. Die Heldensuche geht weiter.

Billige Kopie: Viel besser macht es Galatasarays Erzrivale Fenerbahce nicht. Zwar ist Fener nicht ganz so heftig abgestürzt, aber der Rückstand zu Platz eins beträgt schon acht Punkte. Das zuhause richtig starke Fenerbahce ist auswärts kaum wiederzuerkennen. Außerhalb von Istanbul gab's erst einen Pflichtspielsieg. In Gaziantep sah es am Samstag aber ganz gut aus. 1:0 geführt, Alex schoss sein 100. Süper-Lig-Tor und Fener ließ kaum Chancen zu.

Bis in den letzten zehn Minuten Serdar Kurtulus und Olcan Adin das Geschehen noch umdrehten und Gaziantepspor zum 2:1-Sieg schossen. Richtig mies war das Szenario dann schon: Denn das letzte Auswärtsspiel bei Gaziantep endete auch 2:1 und auch damals führte Fenerbahce mit 1:0 und ließ kaum was zu - bis Gaziantep in den letzten 10 Minuten... den Rest ersparen wir uns an der Stelle, ist eh 'ne billige Kopie.

Keine Fans, aber oho: Istanbul Büyüksehir Belediye Spor. Dieser Klub hat mehr Buchstaben im Vereinsnamen als Fans im Stadion. Die Sportabteilung der Istanbuler Stadtverwaltung hat nämlich keine Fans - in den Heimspielen im 80.000-Mann-Olympiastadion sind lediglich die Familien, Presseleute und die gegnerischen Fans zugegen.

Wie sich das auf die Leistung auswirkt? Wohl gar nicht so schlecht.

Der Klub hält sich seit Jahren tapfer in der Süper Lig und spielt richtig schicken Fußball. Und in der aktuellen Saison rangieren die Jungs von Trainer Abdullah Avci sogar auf Platz vier. Was gut klingt, gewinnt beim zweiten Hinsehen richtig an Fahrt! Denn Istanbul Büyüksehir Belediye Spor ist, und jetzt aufgepasst, aktuell der beste Istanbuler Klub der Süper Lig. Büyüksehir steht vor Fenerbahce, Galatasaray und Besiktas. Um den Simpsons-Nelson zu zitieren: Haha!

Keine Hochzeit: Bursaspor gegen Trabzonspor war das Spitzenspiel des 12. Spieltags. Zweiter gegen Erster, der Stolz Anatoliens im Duell. Als Sieger ging vom Platz Trabzonspor, das Bursa die erste Niederlage in dieser Saison und überhaupt seit 232 Tagen beibrachte.

Trabzonspor spielt seit Beginn der Saison vielleicht den ansehnlichsten Fußball der Liga und wird mit dem Spitzenplatz belohnt. Die große Sause steigt beim Schwarzmeer-Klub aber deswegen nicht - und schon gar nicht in Bursa! Als Trabzons Mittelfeldspieler Engin Baytar vor dem Block mit den mitgereisten Fans feiern wollte, pfiff ihn Trainer Günes zurück - mit drastischen Worten: "Man schmeißt keine Hochzeit, wo es einen Trauerfall gab!" Eigentlich war es ja nur eine Niederlage für Bursa, Herr Günes!

12. Spieltag: Chaos bei Galatasaray geht weiter