Krummes Tor macht Fenerbahce zum König

Von Fatih Demireli / Daniel Reimann
In der ersten Halbzeit im hart umkämpften Derby waren gute Torchancen Mangelware
© anadolu

Fenerbahce hat das 364. Istanbuler Derby bei Galatasaray mit 1:0 (0:0) gewonnen und in Sachen Meisterschaft einen befreienden Schlag gelandet.

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Selcuk Sahin schoss Fenerbahce mit einem Treffer in der 70. Minute zum etwas glücklichen Erfolg. Fenerbahce zieht mit 55 Punkten an Galatasaray in der Tabelle vorbei und ist jetzt hinter Bursaspor und punktgleich mit Besiktas Zweiter.

Galatasaray war im ausverkauften Ali-Sami-Yen-Stadion die Mannschaft, die mehr in die Offensive investierte, bewies aber zu wenig Durchschlagskraft. Fenerbahce war auf Kontrolle bedacht.

Die Strategie von Christoph Daum ging auf. Selcuk Sahins Tor aus 30 Metern in der 70. Minute besiegelte den Sieg für Fener und versetzte die gelb-blaue Seite der Stadt in Party-Laune.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Wie befürchtet mussen beide Trainer auf ihre Schlüsselfiguren verzichten. Während bei Galatasaray Ardan Turan immerhin auf der Bank Platz nehmen konnte, stand Fenerbahces Emre Belözoglu nicht einmal im Kader. Für den Mittelfeldspieler rückte Gökcek Vederson in die Startelf.

Bei Galatasaray dagegen kehrte Servet Cetin wieder in die Stammelf zurück, nachdem er in der Vorwoche beim 0:1 in Trabzon noch auf der Bank sitzen musste. Für Arda Turan spielte erneut Giovani dos Santos von Anfang an.

1.: Mustafa Sarp stoßt nach Pass von Elano über die linke Seite in den Strafraum. Sein Mix aus Schuss und flache Hereingabe landet bei Torhüter Volkan Demirel.

7.: Giovani dos Santos mit schnellen Schritten über die rechte Seite. Der Mexikaner überläuft Andre Santos und flankt von der Grundlinie flach in den Strafraum. Fabio Bilica klärt auf der Linie.

10.: Die erste Chance für Fenerbahce: Vederson schießt aus gut 22 Metern halblinke Position kraftvoll mit links aufs Tor. Der Ball geht knapp einen Meter über das Gehäuse.

22.: Ein Querschläger Servet Cetins an der Mittelinie landet genau bei Daniel Güiza. Der Spanier hat freie Fahrt auf das Tor, aber nutzt die Chance nicht konsequent aus.

Halbzeit-Fazit: Galatasaray investiert mehr für die Offensive, findet aber selten Jo im Angriffszentrum. Fenerbahce versucht den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Offensivaktionen sind Mangelware.

57.: Langer Ball aus der eigenen Hälfte von Lucas Neill auf die linke Seite. Jo nimmt den Ball gut mit in den Strafraum. Flache Hereingabe für Giovani dos Santos, aber der Schuss des Mexikaners geht knapp rechts am Tor vorbei.

70., 0:1, Selcuk Sahin: Aus dem Nichts die Führung für Fenerbahce! Selcuk Sahin schießt aus gut 30 Metern halblinke Position mit rechts aufs Tor. Der Ball setzt kurz auf und geht durch die Arme des verdutzten Leo Franco ins Tor.

90.: Abdel Kader Keita schießt nach guter Vorarbeitung von Sabri Sarioglu aus 18 Metern mit rechts aufs Tor. Volkan Demirel rettet mit einer Glanzparade vor dem Ausgleich.

Fazit: Fenerbahce siegt in einem Derby, das keinen Sieger verdient hätte. Die Gäste haben praktisch mit ihrer einzigen Torchance in der zweiten Hälfte das Tor erzielt. Galatasaray spielte zu hektisch.

Der Star des Spiels: Selcuk Sahin (Fenerbahce) sollte nach den Ausfällen von Cristian und Emre Belözoglu die Aufgaben im zentralen Mittelfeld übernehmen. Nicht wenige zweifelten an der Nominierung des Mittelfeldspielers, doch Selcuk machte gemeinsam mit Mehmet Topuz einen guten Job. Das Tor krönte die Leistung Selcuks.

Die Gurke des Spiels: Abdel Kader Keita (Galatasaray). Der Ivorer war mehr mit Nebenkriegsschauplätzen beschäftigt, als mit seinem Spiel. Wie schon im Hinspiel wurde Keita Opfer seiner übertriebenen Motivation. Die wenigen spielerischen Aktionen brachten keine Gefahr ein.

Die Pfeife des Spiels: FIFA-Schiedsrichter Cüneyt Cakir gilt als kleinlicher Schiedsrichter, doch im Derby ließ der Unparteiische ungewöhnlich viel durchgehen. Dem Spiel tat es gut, es kam selten Hektik auf. Eine sehr ordentliche Vorstellung Cakirs.

Die Lehren des Spiels: Christoph Daum ließ seine Mannschaft wie schon im Hinspiel abwartend spielen, war erst auf Kontrolle in der Defensive bedacht, um dann im entscheidenden Moment zuzuschlagen. Seine Taktik ging erneut auf.

Frank Rijkaard dagegen versuchte erneut ein Derby mit purer Offensivpower zu gewinnen und scheiterte. Die Derby-Erfahrung Daums mit nunmehr 29 Spielen hat sich auch im Ali-Sami-Yen wieder bemerkbar gemacht.

Während Fenerbahce mit diesem Sieg nicht nur drei wichtige Punkte holte, sondern auch für die weiteren Aufgaben viel Motivation getankt hat, muss sich Galatasaray allmählich Sorgen machen. Nach dem 0:1 gegen Trabzonspor verlor Galatasaray nun das nächste Big-Point-Spiel.

Der LIVE-TICKER zum Derby zum Nachlesen