Er wartete wohl auf den FC Bayern! Die toxische Zeit von Sokratis bei Olympiakos und sein Absturz in die Vereinslosigkeit

Spanien, La Liga, Primera Division, Sokratis, Real Betis, Sevilla, Olympiakos Piräus, Griechenland, BVB, FC Bayern München
© spox

Nach Jahren beim BVB und Arsenal kehrte Sokratis Papastathopoulos 2021 nach Griechenland zurück - als eine Art Trophäe des Präsidenten von Olympiakos Piräus. Dort verbrachte der Innenverteidiger zwei toxische Jahre, ehe er geräuschlos in die Vereinslosigkeit abstürzte. Real Betis fing den 35-Jährigen auf, doch mehr wird daraus wohl nicht.

Cookie-Einstellungen

Nein, der Sokratis Papastathopoulos aus seiner Zeit bei Borussia Dortmund, der ist Geschichte. Egal wo und wie oft man sich bei fußballinteressierten Griechen, seien es Fans oder Journalisten, umhört, diese Meinung vertreten alle einhellig.

Nach zwei Jahren bei Werder Bremen hatte sich der Grieche 2013 dem BVB angeschlossen und dort unter vier Trainern 198 Pflichtspiele abgerissen. Als er 2018 für 16 Millionen Euro zum FC Arsenal ging, war der Innenverteidiger 30 Jahre alt. Heute ist er 35 und weiterhin aktiv. Seit Ende Oktober spielt Sokratis für Real Betis in Sevilla. In Spanien hat er seine Leistungen nach Jahren des sportlichen Niedergangs wieder stabilisiert.

Doch vom einstigen Glanz des kantig-aggressiven Abwehrmanns ist kaum noch etwas übrig.

Vielmehr steht Sokratis in Bälde vor einer unklaren Zukunft. Womöglich ist auch ein Karriereende denkbar, Anfang Juni wird er 36. Drei Wochen später läuft sein Vertrag bei Betis aus, wo man sich bereits nach einer zukunftsträchtigeren Alternative umschaut. Sokratis droht somit der erneute Absturz in die Vereinslosigkeit.

Dieses Schicksal traf ihn im vergangenen Sommer erstmals in seiner Karriere, nachdem sein Vertrag bei Olympiakos Piräus nicht mehr verlängert worden war. Beinahe vier Monate lang fand Sokratis keinen Verein. Sein bevorzugtes Ziel war eine Rückkehr nach Italien, wo er einst für den CFC Genua und die AC Mailand kickte.

Spanien, La Liga, Primera Division, Sokratis, Real Betis, Sevilla, Olympiakos Piräus, Griechenland, BVB, FC Bayern München
© getty

Sokratis soll auf einen Anruf des FC Bayern München gewartet haben

Doch von dort fragten nur kleinere Klubs an, deren Ziel der Klassenerhalt war. Sokratis wollte bei einem ambitionierten Verein eine dominante Rolle einnehmen, musste sich im Laufe der Zeit aber eingestehen, dass daraus wohl nichts wird. Es heißt, er habe auf einen Anruf des FC Bayern München gewartet, wo er zwischenzeitlich als Kandidat gehandelt wurde. Als die Zeit drängte, nahm er die Offerte aus Andalusien an.

Damit hat er gewiss noch einen guten Deal gelandet. Dass es nicht für mehr reichte, hängt entscheidend mit Sokratis' jüngerer Vergangenheit zusammen. Gerade die Zeit in Piräus war von vielen Tiefpunkten und Vorwürfen geprägt.

Bei Griechenlands Rekordmeister (47 Titel) kam der zuvor von einigen Verletzungen geplagte Sokratis im Januar 2021 schon in einem schlechten physischen Zustand an. Bereits in seiner finalen Zeit bei Arsenal hatte ihn Trainer Mikel Arteta nicht in den Kader für die Spiele in der Premier League berufen.

sokratis-piraeus
© getty

Sokratis: Transfer zu Olympiakos Piräus als eine Art Trophäe

Ohnehin hatte es überrascht, dass sich Sokratis Olympiakos anschloss. Schließlich hatte er zuvor einmal erklärt, dass er nur für AEK Athen, Piräus' größten Rivalen, nach Griechenland zurückkehren würde. Dort spielte Sokratis ab 2004 bereits in der Jugend und machte seine ersten Schritte im Profifußball.

Dass er nun bei Olympiakos gelandet war, machte seinen Transfer zu einer Art Trophäe für Präsident Evangelos Marinakis, der nebenbei auch Besitzer von Nottingham Forest ist. Gegenüber AEK-Besitzer und Marinakis' Geschäftsfeind Dimitris Melissanidis sollte der Wechsel der Beweis dafür sein, dass selbst ein Fußballer wie Sokratis sein Versprechen nicht einhält, wenn Olympiakos ruft.

Angesichts seiner Vita und Klasse sah sich Sokratis als neuer Anführer in der Defensive des Teams, konnte diesen Anspruch aber zu keiner Zeit rechtfertigen. Obwohl Sokratis nicht der Kapitän der Mannschaft war, avancierte er zum Chef in der Kabine, wie man aus Griechenland hört. Dabei half ihm sein Trauzeuge Vasilis Torosidis, der damals als Sportdirektor fungierte.

sokratis-1200
© getty

Sokratis und Kostas Manolas: Toxisches Duo für Griechenland und Piräus

Später holte Olympiakos noch Kostas Manolas an Sokratis' Seite, so wie es einst in der griechischen Nationalelf der Fall war. Manolas kam aus Neapel, war jedoch ebenfalls weit entfernt von seiner Top-Form. Zwischenzeitlich setzte der damalige Trainer Pedro Martins beide auf die Bank und baute auf eine Innenverteidigung aus den jüngeren Pape Abou Cissé und Ousseynou Ba.

Der Einfluss von Sokratis und Manolas auf die Mannschaft blieb dennoch hoch - und negativ. Der ehemalige Dortmunder soll häufiger Mitspieler für seine eigenen Fehler verantwortlich gemacht haben oder wollte durchsetzen, dass seine Freunde im Team auch in der Startelf stehen.

Dies wurde in Griechenland besonders kritisch und aufmerksam verfolgt, da das Duo bis 2019 bereits im Nationalteam für reichlich Unruhe in der Kabine gesorgt haben soll. Die vergiftete Atmosphäre innerhalb der Auswahl machen viele Beobachter tatsächlich für die schlechten Resultate seit 2014 verantwortlich, als Griechenland unter anderem zweimal gegen die Färöer Inseln oder Luxemburg verlor. Erst der damalige Nationaltrainer und heutige Ajax-Coach John van't Schip lud Sokratis und Manolas nicht mehr ein - seitdem hat sich Hellas beachtlich stabilisiert.

Spanien, La Liga, Primera Division, Sokratis, Real Betis, Sevilla, Olympiakos Piräus, Griechenland, BVB, FC Bayern München
© getty

Sokratis und sein geräuschloses Ende bei Olympiakos Piräus

Van't Schip und der Verband wurden seinerzeit für diese Entscheidung öffentlich von Olympiakos kritisiert. Als dem Klub klar wurde, dass man nun Jahre später dieselbe Problematik in den eigenen vier Wänden hatte, reagierte er schließlich auf die gleiche Art und Weise.

Zunächst setzte Piräus ohne jede Bekanntmachung Torosidis vor die Tür. Dann ging es nur ein paar Monate nach seiner Rückkehr Manolas an den Kragen. Den drei Jahre älteren Sokratis behielt man fürs Erste, auch damit der mit vielen ausländischen Spielern bestückte Kader die nötige Mindestzahl an Griechen erreicht. Insgesamt gesehen kam Sokratis, der zwischenzeitlich auch immer wieder die Binde trug, zwar auf zahlreiche Einsätze. Nach und nach aber mutierte er zum Ergänzungsspieler, der teils nur dritte oder gar vierte Wahl war.

Als sich in der vergangenen Saison bereits früh und immer mehr abzeichnete, dass Piräus die vierte Meisterschaft in Folge nicht gelingen werde, war vielen Beobachtern zugleich klar, dass auch Sokratis keine Zukunft mehr im Verein hat. Aufgrund zahlreicher und komplexer (macht-)politischer Verflechtungen innerhalb des griechischen Sportjournalismus gelang es Olympiakos, wo bei Spielertransfers ohnehin nie über Vertragsmodalitäten informiert wird, öffentliche Diskussionen um Sokratis zu unterdrücken.

Spanien, La Liga, Primera Division, Sokratis, Real Betis, Sevilla, Olympiakos Piräus, Griechenland, BVB, FC Bayern München
© getty

Sokratis: Verbessert bei Real Betis - Zukunft dennoch ungewiss

Der 90-malige Nationalspieler war im Sommer somit wie kurz zuvor sein Trauzeuge Torosidis ohne jegliches Aufsehen zu erregen aus dem Klub verschwunden. Ohne damit konfrontiert zu werden, dass die Liaison gänzlich anders verlief als gewünscht, konnten Klub und Spieler somit ihr Gesicht wahren.

Auf zehn Einsätze über 792 Minuten, neun davon in der Startelf, kommt Sokratis nun bei Betis. Siebenmal saß er die gesamte Spieldauer über auf der Bank. In Spanien scheint er nach seinem schwierigen Transfersommer die Machtansprüche abgelegt und verstanden zu haben, welche Stunde in seiner Karriere geschlagen hat.

Sokratis kommt dabei im Vergleich zum gerade in den vergangenen zwei Jahren schwächelnden Olympiakos sicherlich auch das potentere Team zugute, doch seine Auftritte gefielen bislang. Die Fehleranfälligkeit hat sich verringert, die Entscheidungsfindung verbessert. Dennoch ist es derzeit schwer vorstellbar, dass Betis ihm einen neuen Vertrag anbietet. Das würde dann auch nichts damit zu tun haben, dass er nicht mehr der Spieler wie einst beim BVB ist.

bvb-rekord-abgang-12_1200x694
© getty

Sokratis Papastathopoulos: Seine Karriere im Überblick

ZeitraumVereinSpieleToreVorlagen
2005-2008AEK Athen5821
2006Niki Volou (Leihe)11--
2008-2010CFC Genua5922
2010-2011AC Mailand7--
2011-2013Werder Bremen612-
2013-2018Borussia Dortmund198102
2018-2021FC Arsenal6962
2021-2023Olympiakos Piräus9442
seit 2023Real Betis10--
Artikel und Videos zum Thema