Supertalent statt Ex-Supertalent: Lamine Yamal ist dabei, Ansu Fatis Karriere beim FC Barcelona zu beenden

Von Thomas Hindle / Patrik Eisenacher
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Ansu Fatis Zukunft beim FC Barcelona ist trotz aller Bekenntnisse ungewiss. Ein Supertalent läuft ihm gerade den Rang ab.

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Im vergangenen März hatte Ansu Fatis Vater Bori genug. Per Telefon schimpfte er im spanischen Radiosender COPE über den Umgang des FC Barcelona mit seinem Sohn. Seine Kritik drehte sich um ein einziges Thema: Mangelnde Einsatzzeit. Bori riet dabei seinem Sohn Ansu offen dazu, den Verein zu verlassen - und spekulierte, dass sogar der Erzrivale Real Madrid ein mögliches Ziel wäre.

Sein Wutausbruch zog Barça in eine weitere negative PR-Saga hinein. Ansu Fati wurde schließlich einst als der Nachfolger Messis gepriesen, erhielt dessen Rückennummer 10 und sollte Stammspieler werden. In seiner ersten vollen Saison 2019/20 schoss er sogar mehr Tore (sieben Stück) als Messi damals in seiner Premierensaison. Fati brach zudem eine Reihe von Rekorden, die der Argentinier aufgestellt hatte. Hinzu kam, dass Fati ein weiterer La Masia-Absolvent ist und nicht etwa für teures Geld gekauft - gerade als der Argentinier auf dem absteigenden Ast gewesen war, kam Ansu Fati zum perfekten Zeitpunkt und entfachte große Euphorie.

Doch einige schwere Verletzungen und inkonstante Leistungen haben in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass Fati nun unter Trainer Xavi nicht mehr allzu gefragt ist.

Nun befindet er sich an einem kritischen Punkt. Seit den Aussagen seines Vaters hat er toll gespielt. Aber vielleicht gibt ihm Xavi dazu keine Chance mehr zu zeigen, was er drauf hat - danach sieht es zum Saisonbeginn aus. Barça braucht bekanntlich Geld. Und in dem 16-jährigen Lamine Yamal steht bereits das nächste Top-Talent parat.

Gegen den FC Cadiz (2:0) durfte am vergangenen Sonntag eben Yamal starten, Fati saß nur auf der Bank und durfte sich für 25 Minuten zeigen. Wie sieht es am kommenden Sonntag beim FC Villarreal aus- wird es womöglich sogar der letzte Auftritt Fatis bei Barça?

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Ansu Fati: Ein unfassbarer Start in seine Barça-Karriere

Fati schraubte schon mit seinem ersten Tor die Erwartungen hoch. Der damals 16-Jährige geisterte gegen Osasuna (2:2) durch den Strafraum, als eine Flanke mit Spin hereinflog, die er in der langen Ecke versenkte.

Weitere großartige Momente folgten im Laufe seiner vergesslichen Saison 2019/20 für die Katalanen. Fati erzielte sieben Tore und gab einen Assist, womit er auf einen Durchschnitt von 0,6 Toren pro 90 Minuten in 24 Einsätzen kam. Seine Einsatzzeit wurde vom damaligen Trainer Ronald Koeman sorgfältig geplant, um ihn nicht zu überlasten.

Noch aufregender war seine sich entwickelnde Beziehung zu Messi auf dem Platz. Die beiden schienen sich auf dem Spielfeld enorm gut zu verstehen. Der Argentinier bereitete mit einem Heber über zwei Verteidiger eines der beeindruckendsten Tore des Jahres für ihn vor.

Aber vielleicht war der Hype um Fati auch schlicht ein wenig zu groß: Fati war ein 16-Jähriger, der für den FC Barcelona spielte. Er wurde der neue jüngste Torschütze der Geschichte, kam aus La Masia und ansonsten lief es bei den Blaugrana gerade schlecht. Es ist oft so, dass junge Spieler im Rampenlicht stehen, wenn große Mannschaften gerade eine Flaute erleben. Messi hatte es nicht leicht in einer weniger guten Truppe, kam aber trotzdem auf 25 Ligatore - wenngleich es sonst noch mehr waren.

Die Blaugrana brauchten etwas, woran es sich in der schweren Zeit festhalten konnten und so war Fati schnell als Messi-Nachfolger auserkoren.

Aber die Sache hat sich nie in diese Richtung entwickelt. Fati zog sich in seiner zweiten Saison in Katalonien einen Meniskusriss zu und hatte bis zu seinem 19. Geburtstag drei Operationen hinter sich.

Als er im August 2022 endlich wieder voll einsatzfähig war, hatte Barcelona ihn praktisch ersetzt. Robert Lewandowski, Ousmane Dembélé, Raphinha, Memphis Depay und Ferran Torres schienen in der Hackordnung von Xavi über ihm zu stehen. Ansus Barca-Karriere hätte schon hier aus sein können.

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Ansu Fati: Vergangene Saison wieder ordentlich

In der vergangenen Saison legte Fati dann aber wieder los. Der Spanier sorgte endlich wieder für Tore. Xavi gab ihm mehr Minuten und stellte ihn regelmäßig in die Startelf. Dadurch fand der Außenstürmer wieder seine Form und war torgefährlich. So kam er auf sieben LaLiga-Treffer - so viele, wie seit seiner Debütsaison nicht mehr. Und vielleicht das Wichtigste: Er blieb verletzungsfrei.

Trainer Xavi drückte ihm seine "Zuversicht und sein volles Vertrauen" aus und belohnte seine verbesserten Leistungen mit einem Startelfeinsatz in einem wichtigen Ligaspiel gegen Atlético Madrid (1:0) Anfang Januar 2023. Das ist vielleicht ganz normal, wenn ein Trainer seinen Stürmer für Tore belohnt. Aber für einen Spieler, dessen Karriere den Bach runtergehen zu drohte, waren sie von großer Bedeutung - gerade weil Xavi kein allzu großer Fan von Fati zu sein scheint.

Es war seltsam, dass Fatis Vater dessen Trainer gerade dann kritisierte, als sein Sohn Einsätze bekam und gut spielte.

Am Ende der Saison wurde Fati sogar wieder in die spanische Nationalmannschaft berufen. Während des Transferfensters dachte man stets: Es ist wahrscheinlicher, dass Raphinha statt Fati gehen wird. Und mit dem Abgang von Ousmane Dembélé zu PSG schien der Verbleib Fatis gesichert, ein Stammplatz in greifbarer Nähe.

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Ansu Fati: Wertvolles Geld für den FC Barcelona?

Seitdem haben sich die Dinge geändert. In Barcelona ging man davon aus, dass man in diesem Sommer einige Spieler für gutes Geld verkaufen könnte, ohne einen großen Kahlschlag vornehmen zu müssen. LaLiga hatte bereits den Finanzplan der Klubchefs akzeptiert, um Lionel Messi zurückzuholen. Währenddessen versicherte Präsident Joan Laporta den Fans, dass Neuverpflichtungen auf dem Weg seien. Mit der Aktivierung eines weiteren "Hebels" - dem Verkauf von Anteilen an Barça Vision, der 120 Millionen Euro einbringen sollte - schien alles bestens vorbereitet zu sein.

Barça hat Messi dann aber bekanntlich nicht bekommen. In der Zwischenzeit haben die Blaugrana sparsam gewirtschaftet: Spieler kamen ablösefrei, Oriol Romeu für wenig Geld. Währenddessen bekam man für Ousmane Dembélé immerhin unter dem Strich noch 27 Millionen Euro.

In den nächsten Tagen wird João Cancelo wohl zum FC Barcelona kommen. Der ein oder andere Spieler könnte den Verein derweil noch verlassen - zum Beispiel Fati.

Xavi hat offenbart, dass der Stürmer den Verein tatsächlich noch verlassen könnte. Das Interesse aus der Premier League hat diese Spekulationen weiter angeheizt. Die spanische AS berichtet, dass der FC Arsenal an Fati interessiert ist: Trainer Mikel Arteta will seine Offensivabteilung weiter verstärken und einen Back-up für Bukayo Saka auftreiben.

Mit seinen 20 Jahren und vier verbleibenden Vertragsjahren könnte Barcelona mit Fati noch eine stattliche Ablösesumme erzielen. Und so könnte es zu einer harten, aber in manchen Hinsichten auch sinnvollen Entscheidung kommen.

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Ansu Fatis Bedrohung heißt Lamine Yamal

Für den FC Barcelona ist die Situation hinnehmbar. Denn sie haben mindestens einen Ersatz für Ansu Fati in den eigenen Reihen. Ferran Torres schoss zum Beispiel gegen Cadiz (2:0) ein wichtiges Tor.

Und dann ist da Youngster Lamine Yamal. Er drängt mit Macht in die Mannschaft und stand gegen Cadiz in der Startelf. Der 16-Jährige ist praktisch der neue Ansu Fati und um ihn gibt es einen ähnlich großen Hype. Beide schafften ihren Durchbruch im selben Alter.

Laut The Athletic hatte Barça ursprünglich geplant, Lamal vorerst in der zweiten Mannschaft einzusetzen. In der Copa del Rey hätte er dann vielleicht für die Stars in der Profimannschaft spielen dürfen.

Doch nun ging Ousmane Dembélé zu PSG, Xavi trauerte ihm hinterher.

Lamal hatte dann bei der Joan Gamper Trophy 2023, dem alljährlichen letzten Vorbereitungsspiel in Barcelona, zehn tolle Minuten gegen Tottenham Hotspur und war mitverantwortlich dafür, dass der FCB ein 1:2 noch in ein 4:2 drehte. Damit hat Yamal dafür gesorgt, dass Xavi ihm Spielminuten geben muss.

Die bekam er dann auch direkt gegen Cadiz - und legte Fati eine tolle Chance auf, die dieser nicht nutzte.

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Ansu Fati und Lamine Yamal: Ein "neuer Messi" für den anderen

Vielleicht ist Fati ein abschreckendes Beispiel für Yamal - denn so einem Hype kann man fast nicht gerecht werden und der "neue Messi" werden. Bei Fati kamen die Verletzungen hinzu.

Wenn die Blaugrana nicht in finanziellen Schwierigkeiten stecken würden, wäre es logisch, Fati in die Startelf zu stellen und Yamal von der Bank zu bringen.

Aber Fati hat einen ordentlichen Marktwert. Wenn ein Verein in den letzten Tagen des Transferfensters eine hübsche Summe bietet, wird Barça sicher zusagen. Sein Berater soll sich Gerüchten zufolge mit einem Abgang beschäftigen.

So oder so entscheidet der FC Barcelona. Nach vier Jahren könnten sie Fati, den einstigen "neuen Messi" gegen den aktuellen "neuen Messi", Yamal eintauschen.

Ansu Fati: Seine Statistik beim FC Barcelona

PflichtspieleEinsatzminutenToreVorlagenPlatzverweise
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