Die Bestie im Kuhstall

Von Florian Bogner
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© Getty

München - Der 235. Clasico ist Geschichte und hat der Rivalität zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid ein neues Kapitel hinzugefügt. Während die Hauptstädter und die Presse einen neuen Helden feierten, könnte die blutleere Vorstellung der Hausherren beim 0:1 der Anfang vom Ende eines Superstars und des Barca-Trainers sein.

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Coach Frank Rijkaard hatte Ronaldinho in den vergangenen Wochen auf der Bank belassen und gut daran getan. Dass er ihn gegen Real zurück in die Startelf beorderte, wird er selbst wohl am aller meisten bedauern. Der Brasilianer fummelte auf der linken Außenbahn mit angezogener Handbremse, fand keine Bindung zum Spiel und wurde am Ende von den eigenen Fans ausgepfiffen.

Rijkaard selbst nahm den Rückstand nach 36 Minuten durch Julio Baptista - Spitzname: "die Bestie" - stoisch gelassen hin und machte lange keine Anstalten, sein hilflos anrennendes Team auf den Schlüsselpositionen zu verändern. Nach dem Spiel blieben dem Holländer nur ein Achselzucken und Worthülsen übrig. "Reals Defensive hat unsere Stürmer einfach aus dem Spiel genommen", bekannte er und fügte an: "Wir müssen diese Niederlage jetzt schnellstmöglich verdauen und nach vorne schauen."

Schuster gewohnt knurrig 

Dass seinem Gegenüber Bernd Schuster gleich im ersten Derby ein Sieg gelungen war, merkte man ihm nicht an. "Nicht ich habe das Spiel gewonnen, sondern die Mannschaft. Wir gehen zufrieden in die Weihnachtspause, aber wir hätten das Spiel schon viel früher entscheiden müssen", grantelte der Deutsche gewohnt anti-euphorisch. Angesprochen auf den großen Vorsprung in der Liga ließ er dann aber doch ein kleines Lob durchschimmern.

"Die Tatsache, dass Barcelona zuhause kein Tor geschossen hat, sagt doch alles", so Schuster. Die sieben Punkte Vorsprung auf den Erzrivalen wären natürlich ein Vorteil, "aber es ist bei weitem zu früh, schon vom Titel zu sprechen".

Die Pressestimmen zum Clasico im Überblick:

Marca: "Ein 'bestialisches' Tor! Ein Traumtor von Baptista entschied den intensiv geführten Klassiker, den Real fast von Anfang bis Ende dominierte. Nur Andres Iniesta konnte das perfekte Bollwerk der Madrilenen in Verlegenheit bringen. Der Erfolg bedeutet die halbe Meisterschaft."

El Pais: "Pfiffe für Ronaldinho! Während Robinho Applaus erhielt, wurde der Brasilianer nach seiner mittelmäßigen Leistung im Camp Nou und auf dem Flughafen ausgepfiffen. Rijkaard muss einem Anflug von Nostalgie erlegen sein, dass er auf die Helden vergangener Zeiten zurückgriff. Das Haltbarkeitsdatum dieses Barça-Teams ist abgelaufen. Real war kaiserlich. Casillas und Baptista waren die Sahne auf Reals Kuchen."

ABC: "Die Königlichen feiern ihre weißesten Weihnachten."

El Periodico: "Schuster bestand als Trainer die Doktorprüfung. Ein großartig eingestelltes Real-Team zog Barca nackt aus." 

El Mundo Deportivo: "Die Bestie räumt mit den Kühen auf. Barcelona beklagt Messis Ausfall und war nur in der Schlussphase gefährlich. Bojan, warum bist du nicht schon früher gekommen? Der junge Krkic hat gezeigt, dass ihm die Zukunft gehört."

AS: "One-Man-Show im Camp Nou - Baptista schießt Real mit einem fantastischen Tor zum Sieg. Schuster hat eine Mannschaft mit der Gestalt eines Felsens und dem Glitzern eines Diamanten. Bei den Hausherren war Iniesta der einzige Lichtblick. Ronaldinho war furchtbar."

Daily Mail: "Frank Rijkaard steht nach Baptistas erstaunlichem Tor kurz vor der Entlassung. Wenn Joan Laporta den Holländer raus wirft, ist Jose Mourinho der Top-Favorit auf die Nachfolge. Ronaldinhos Zukunft - ungewisser denn je."

The Independent: "Baptista bereitet Real eine seltene Freude im Camp Nou. Barcelona hat Nerven gezeigt."

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