Fan ringt mit dem Tod

SID
Vor der Partie zwischen Florenz und Neapel kam es zu schweren Ausschreitungen
© getty

Die Gewalt im italienischen Fußball ist hat einen blutigen Höhepunkt erreicht: Vor dem Pokalfinale zwischen dem AC Florenz und dem SSC Neapel in Rom ist ein Fan durch Schüsse so schwer verletzt worden, dass er mit dem Tod rang. Nach Angaben der Gazetta dello Sport bestand am späten Samstagabend nach einer Not-OP kaum noch Hoffnung für das Opfer.

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Mindestens neun weitere Tifosi erlitten durch Schüsse oder Stiche teils lebensgefährliche Verletzungen. Obwohl sich die Randale im Olympiastadion unter Augen von Fiorentinas noch angeschlagenem deutschen Nationalspieler Mario Gomez, Italiens Premierminister Matteo Renzi und Nationaltrainer Cesare Prandelli fortsetzten, wurde das Spiel mit 45 Minuten Verspätung angepfiffen.

Die Führer der mächtigen Ultra-Gruppierungen hatten offenbar zuvor in Diskussionen mit Offiziellen und Spielern auf die Absage gedrängt, gaben dann aber doch ihr Okay.

Polizist schwer verletzt

"Diese Vorfälle sind nicht zu akzeptieren. Ich fordere die Fans auf, dies als das zu sehen, was es ist: Ein Abend des Fußballs und kein Anlass für ausufernde Gewalt", sagte Italiens Liga-Verbands-Chef Maurizio Beretta. Senats-Präsident Pietro Grosso zeigte sich entsetzt: "Ich bin tief traurig, dass derartiges immer noch passiert."

Die Schießereien ereigneten sich im römischen Stadtviertel Tor di Quinto, wo es bereits zuvor zu Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Fangruppen gekommen war. Unter der Masse neapolitanischer Fans, die vor Spielbeginn zum Olympiastadion in Rom strömte, mischten sich auch römische Hooligans, die die Neapolitaner und die Sicherheitskräfte mit Gegenständen bewarfen. Dabei wurde ein Polizist schwer verletzt. Angegriffen wurde auch eine weitere Person, die von Hooligans geschlagen wurde.

Pyrotechnik im Stadion

Im Stadion selbst flogen vor dem geplanten Anpfiff Massen an Feuerwerk aus den Blöcken in Richtung Spielfeld, Tränengas kam zum Einsatz. Neapels Kapitän Marek Hamsik versuchte die Napoli-Fans zu beschwichtigen und verhandelte mit den Ultra-Führern. Italiens Nationalcoach Prandelli wirkte auf der Tribüne sichtlich geschockt. Premier Renzi wollte mit seiner Frau und seinen drei Kindern das Stadion bereits verlassen, blieb aber doch.

Bereits im Jahr 2004 hatten italienische Ultras für einen Abbruch eines Spiels im Olympiastadion gesorgt. Während des Derby della Capitale zwischen AS und Lazio Rom hatten drei Ultra-Vertreter der Roma den Platz gestürmt und von den Kapitänen Franceso Totti (Roma) und Sinisa Mihailovic (Lazio) den Abbruch der Partie gefordert. Zuvor hatten Gerüchte über den Tod eines jungen Fans durch Polizisten die Runde gemacht.

Nach langer Unterbrechung wurde das Derby letztlich abgebrochen, es folgten heftige Ausschreitungen im Stadion und außerhalb der Arena. Vielleicht auch deshalb entschieden sich die Offiziellen am Samstag gegen eine Absage.

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