Kommentar zu Kylian Mbappe: Ein unangebrachter Wohltäter-Auftritt

Von Stanislav Schupp
Kylian Mbappe sollte sich nicht als Wohltäter darstellen
© imago images

Kylian Mbappe machte seinen Wechselwunsch nun öffentlich. In der Thematik rund um seinen geplatzten Transfer zu Real Madrid stellt sich der Weltmeister allerdings zu sehr als Wohltäter dar. Ein Kommentar.

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Über einen Monat nach Ende der Transferfrist ließ Kylian Mbappe die Bombe platzen. "Meine Position war eindeutig", sagte der 22-Jährige im Interview mit L'Equipe: "Ich habe gesagt, dass ich weg will."

Weg aus Paris, zu seinem Wunschklub Real Madrid. So weit, so nachvollziehbar. Einen Hehl aus seiner Sympathie für die Königlichen machte Mbappe schließlich nie.

Diesen Wunsch habe er bereits Ende Juli übermittelt. Schließlich sei er darum bemüht gewesen, "freundschaftlich auseinanderzugehen." Und schließlich wollte er PSG die Möglichkeit einer Ablöse nicht verbauen und den Franzosen genug Zeit geben, um einen geeigneten Nachfolger zu finden. Zusammengefasst: Er wollte dem Klub nach eigenen Worten also "die besten Voraussetzungen" liefern.

Das Image des Wohltäters passt allerdings nicht ins Bild. Nach den Gerüchten um erste unzufriedene Akteure im Pariser Starensemble liefert Mbappe mit seinen Aussagen weiteren Zündstoff.

In einer Situation, in der PSG damit zu kämpfen hat, alle Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen, macht Mbappe erneut ein Fass zu einem Thema auf, das eigentlich bereits vor Wochen geklärt schien: Mbappe weicht seit längerer Zeit einer möglichen Verlängerung seines im Sommer auslaufenden Arbeitspapieres aus, Real Madrid bemüht sich um den Weltmeister und gibt diverse Angebote ab, PSG schiebt einem Abschied einen Riegel vor, da die Konditionen nicht erfüllt wurden. Ende der Diskussion. Eigentlich.

Soll PSG etwa dankbar sein?

Mbappe präsentiert jedoch weiter sein großes Ego, nimmt sich dabei zu wichtig. Dabei sollte er nicht so tun, als ginge es ihm zwingend um das Wohl seines aktuellen Klubs. Das relativierte er ohnehin umgehend, als er sagte: "Mir hätte es nicht gefallen, wenn jemand gesagt hätte 'Jetzt kommt er damit in der letzten Augustwoche'. Das hört sich an, als ob ich mich davonstehlen wollte."

Natürlich sei Mbappe zunächst "enttäuscht" darüber gewesen, dass ein Wechsel zu seinem Wunschklub nicht zustande kam. Das ist auch sein gutes Recht. Und natürlich stellte er klar, dass er die Entscheidung der Pariser respektiere anstatt nachzutreten.

Nun bleibt er also (vorerst) in Paris - irgendwie auch gegen seinen Willen. Und man wird das Gefühl nicht los, dass PSG Mbappe dafür danken sollte, dass er noch da ist, schließlich habe er im Sommer mit Blick auf seine Zukunftsdiskussionen "schon viel Energie vergeudet" - und das "ist anstrengend."

Im vergangenen Transferfenster entschied er sich schließlich eigenständig dazu, "dass meine Zeit bei PSG vorbei ist", ein Abgang war also "der logische Schritt." Ganz nebenbei hat der Verein aber auch noch ein Wörtchen mitzureden.

Mbappe: Verlängerung bei PSG scheint ausgeschlossen

Doch so sehr PSG seine Position in der Causa Mbappe bekräftigte und so sehr die Machthaber weiter um den Verbleib des Flügelflitzers kämpfen (und ihre Hoffnung offenbar immer noch nicht aufgegeben haben), der Verein setzte sich durch sein Veto bewusst einem ablösefreien Wechsel im kommenden Sommer aus. Das ist natürlich sein gutes Recht, mit Blick auf das drohende wirtschaftliche Szenario allerdings nicht nachvollziehbar.

Auch wenn das Real-Angebot unter den Forderungen der Pariser Verantwortlichen lag, hätten sie in der vergangenen Transferphase zumindest noch einen hohen Millionenbetrag kassiert.

"Wir sind noch lange nicht so weit", sagte Mbappe nun angesprochen auf eine Wende und eine mögliche Verlängerung bei PSG. Nach den jüngsten Aussagen scheint diese allerdings quasi ausgeschlossen. Real-Präsident Florentino Perez erklärte im Gespräch mit El Debate sogar, dass man "im Januar Neuigkeiten zu Mbappe" verkünden werde.

Und PSG? Die stehen nächstes Jahr ohne Spieler und ohne Einnahmen da.

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