Ein Zähler aus 44 Spielen: Die bittere Geschichte hinter Dover Athletics magerer Punkteausbeute

Von Daniel Nutz
Dover Athletic holte aus 44 Spielen nur einen Punkt.
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Holt eine Mannschaft aus 44 Spielen nur einen Punkt, sieht das in der Tabelle mehr als bitter aus. Doch bei Dover Athletic steckt mehr dahinter.

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Reiseprofis dürften mit Dover auf jeden Fall etwas anfangen können, zu berühmt ist die Fährverbindung der englischen Stadt zum französischen Hafen von Calais. Die Straße von Dover ist der engste Teil des Ärmelkanals, der Meerenge zwischen Großbritannien und Kontinentaleuropa.

Doch in diesem Jahr macht Dover auch auf anderem Wege Schlagzeilen, negative um genau zu sein, denn die dortige Fußballmannschaft Dover Athletic dürfte auf den ersten Blick zu den schlechtesten (semi-)professionellen Teams Europas gehören. Aber der Reihe nach.

Der Dover Athletic Football Club spielt in der National League, der fünfthöchsten Spielklasse Englands. Hinter der Mannschaft liegt eine bemerkenswerte Spielzeit. In vielerlei Hinsicht, denn der in der Endtabelle eine Punkt aus 44 Spielen liest sich schlechter, als die Saison letztendlich war.

Der Verein wurde von der Corona-Pandemie hart getroffen, fehlende Zuschauereinnahmen hat er mit allen anderen Klubs gemeinsam, doch die Stadt und damit auch einige der Sponsoren litten sehr unter der Tatsache, dass das Reisen und auch der Tourismus stark eingeschränkt wurden. Der Brexit tat sein Übriges, es fehlte Geld an allen Enden.

Dover Athletic holte aus 44 Spielen nur einen Punkt.
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Dover Athletic holte aus 44 Spielen nur einen Punkt.

Dover Athletic muss sich aus Spielbetrieb zurückziehen

Im Laufe der vergangenen Saison musste der Klub, auch weil zunächst versprochene finanzielle Unterstützung vom Staat ausblieb, kurz nach dem Winter die Reißleine ziehen und den Spielbetrieb einstellen. "Wir hätten uns zwischen 500.000 und einer Million Pfund leihen müssen, um weiterspielen zu können", erklärte mit Jim Parmenter ein Klubverantwortlicher gegenüber ESPN. "Dazu war ich nicht bereit, denn ich habe zuvor 16 Jahre hart dafür gearbeitet, den Klub in eine gute finanzielle Lage zu bringen."

Ohne Folgen blieb der Rückzug sicherlich nicht, neben einer Strafe von 40.000 Pfund (rund 46.000 Euro) bekam man einen Punktabzug von zwölf Zählern für die neue Spielzeit aufgebrummt. "Sie konnten uns nicht absteigen lassen, da alle Ligen unter uns aufgrund der Pandemie bereits abgebrochen wurden."

Also blieb Dover Athletic Fünftligist, konnte finanziell jedoch auch in der neuen Spielzeit nicht mithalten. "Die Saison konnte nur in die Hose gehen", so Parmenter weiter. Während die eigenen Spieler nur zwischen 250 und 600 Pfund pro Woche verdienen, gibt es Klubs, bei denen sie das Sechsfache bekommen. "Wrexham beispielsweise hat einen Spieler für 300.000 Pfund geholt, zudem bekam er 200.000 Pfund für die Unterschrift und verdient 4.000 Pfund pro Woche. Da können wir einfach nicht mithalten."

Dementsprechend verlief die erste Saisonhälfte. Von Ende September 2021 bis Ende Januar 2022 gewann man keines der 25 Saisonspiele. Rechnet man die Zeit nach Einstellung des Spielbetriebs aus der Vorsaison hinzu, war Dover Athletic 364 Tage lang ohne Sieg, ehe man an einem Dienstagabend vor 486 Zuschauern Eastleigh mit 1:0 bezwang.

Für Spieler und Fans eine Befreiung, logisch bei einer solchen Negativserie. Manch ein Anhänger nahm es zuvor mit Humor und trug Shirts mit der Aufschrift: "Ich habe Dover schon einmal siegen gesehen!" Auch die Fußballer selbst hatten schon große Zweifel, obwohl viele von ihnen, abgesehen von Leihspielern aus höheren Klassen, den Sport nur neben der Arbeit betreiben.

Dover Athletic wollte Saison mit positiver Punktzahl beenden

Ersatztorhüter Alexis Andre Jr. beispielsweise verdient als Model mit einer großen Anzahl an Followern auf Instagram und TikTok sein Geld. Manch andere sind Lehrer oder arbeiten auf dem Bau. Etwas ausgefallener verdiente Verteidiger Sam Wood Geld neben dem Fußball, er wurde bereits als Körperdouble von Lionel Messi in Werbespots gebucht.

Doch selbst nach dem erlösenden Sieg hatte die Mannschaft noch ein großes Ziel vor Augen. "Wir stehen nun bei minus fünf Punkten, lasst uns ins Plus kommen, das wollen wir schaffen", sagte Trainer Andy Hessenthaler. "Am Saisonende wollen wir im positiven Punktebereich sein!"

Im Laufe der Rückrunde kam dann noch ein zweiter Sieg hinzu und so beendete Dover Athletic die Saison nach dem Abzug von zwölf Punkten in der Endabrechnung mit einem Zähler aus 44 Spielen. Auf den zweiten Blick und unter den genannten Umständen dann doch ein versöhnliches Ende.