Tödlicher Autounfall mit 21: Das tragische Schicksal von United-Talent Jimmy Davis

Von Celine Chorus
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Auf Leihbasis sollte Jimmy Davis in Watford Spielpraxis sammeln, um bei Manchester United den Durchbruch zu schaffen. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Am 9. August jährt sich zum 19. Mal sein Todestag.

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Danny Webber wusste tief in seinem Herzen, dass etwas nicht stimmte, noch bevor er die Polizeiautos vor dem Stadion entdeckte. Soeben hatte er einen Anruf von Terry Byrne erhalten, der ihm mitteilte, dass er dringend an der Vicarage Road gebraucht würde.

Er müsse noch einige Dokumente unterschreiben, so die Aussage von Watfords damaligem Fußballdirektor, was Webber jedoch seltsam erschien, da er den Papierkram für seinen Transfer von Manchester United bereits erledigt hatte. "Ich werde mich immer an das schreckliche Gefühl im Magen erinnern, das ich hatte, als ich auf den Parkplatz fuhr", erinnerte er sich vor einigen Jahren in einem Beitrag für The Guardian.

Als Webber an diesem Morgen das Stadion betrat, hatten Byrne und der damalige Trainer Ray Lewington Tränen in den Augen. Sie sagten nur zu ihm: 'Die Polizei muss mit dir sprechen.' Die Beamten erklärten ihm, dass das Auto von Jimmy Davis auf der Autobahn M40 in einen Lastwagen gefahren sei, aber noch nicht bestätigt werden könne, ob sein Freund in den Unfall verwickelt gewesen sei.

"Sie sagten, sie könnten das Auto nur identifizieren, weil das Nummernschild an einer Böschung gefunden worden sei. Sie wollten wissen: 'Könnte jemand anderes gefahren sein? Aber ich wusste, dass er es sein musste." Davis sei sehr stolz auf sein Auto gewesen, erzählte Webber im Gespräch mit The Athletic, und er hätte es niemandem überlassen.

Webber: "Jimmy war tot, obwohl er, soweit es mich betraf, noch im Bett lag"

In seiner Ungläubigkeit über das, was die Polizisten ihm sagten, versuchte Webber, das Telefon seines Freundes und Teamkollegen, mit dem er gemeinsam 2003 auf Leihbasis von ManUnited zu Watford gewechselt war, anzurufen. "Ich klingelte bei ihm, und als er nicht abnahm, klingelte ich wieder und wieder." 'Bitte geh ran, bitte geh ran, bitte geh ran', dachte er sich, obwohl er in diesem Moment schon wusste, dass Davis nicht abnehmen würde. Wegen einer Verletzung hatte der Leihspieler von Manchester United für das Eröffnungsspiel am nächsten Tag nicht zur Verfügung gestanden. "Er sollte am Samstagmorgen in Behandlung sein, also saßen er und ich am Freitagabend in dem Hotel, in dem er wohnte. Wir saßen beim Abendessen und gegen neun, halb zehn sprach er davon, wieder nach Birmingham zu fahren."

Davis sei ein sehr familienorientierter Mensch gewesen, erinnerte sich Webber, und wenn er nur eine Stunde mit seiner Familie verbringen und nach Hause gehen konnte, würde er das tun. "Ich sagte: 'Du bist morgen früh dran, du musst um 9 Uhr zur Behandlung hier sein'." Als sich Webber schließlich verabschiedete, um nach Hause zu gehen, sei auch Davis überzeugt gewesen und sagte: 'Nein, ich werde nicht gehen'. Dass er in der Nacht dennoch beschlossen hatte, in die Midlands zu fahren, um seine Familie zu besuchen und am nächsten Morgen wieder in den Süden zu fahren, konnte Webber nicht wissen: "Jimmy war tot, obwohl er, soweit es mich betraf, noch im Bett lag."

Das Spiel gegen Coventry City sollte noch am gleichen Morgen vom Verein abgesagt werden, obwohl Davis' Tod erst einige Stunden später offiziell bekanntgegeben wurde. Doch wie konnte es zu dem tragischen Unfall des englischen U20-Nationalspielers kommen? Freunde glauben, dass Müdigkeit einer der Faktoren gewesen sein muss. Wie die anschließenden Untersuchungen ergaben, fuhr Davis bei nebligen Verhältnissen in einen vor ihm fahrenden Lastwagen und war auf der Stelle tot. Seine Freunde seien schockiert gewesen, so berichtet The Athletic, als sie erfuhren, dass eine Person, die sonst nie viel getrunken habe, stark alkoholisiert und mit 190 km/h unterwegs gewesen sei.

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Webber: Davis' Tod ist "eine Erinnerung daran, wie zerbrechlich das Leben ist"

In den folgenden Monaten sei es Webber schwer gefallen, sich auf den Fußball zu konzentrieren. Nicht, weil es ihm keinen Spaß gemacht hätte, sondern weil ihm nicht bewusst gewesen sei, wie viel Last er auf seinen Schultern trug. "Es gab Tage, an denen ich um 13 Uhr mit dem Training fertig war, allein nach Hause ging, mich an den Computer setzte und ehe ich mich versah, war es 22 Uhr und ich hatte noch nicht einmal etwas gegessen." In solchen Momenten, in denen ihn die Trauer zu überwältigen drohte, griff Webber zum Telefon und wählte die Nummer seines Freundes: "Ich behielt seine Nummer für eine Ewigkeit. Ich rief ihn an, obwohl ich genau wusste, dass er nicht abheben würde. Das war schon sehr seltsam."

Bei Davis' Beerdigung in Redditch, an der auch die gesamte Mannschaft von Manchester United teilnahm, wurde der Sarg zu "Gangsta's Paradise" von Coolio getragen - jenem Lied, das Davis zum Einstand vor seinen neuen Mannschaftskollegen gesungen hatte. Es sei komisch, weil man erst bei der Beerdigung merkt, wie sehr man jemanden geliebt oder respektiert hat, so Webber: "Jimmys Tod hat mich traurig gemacht, aber auch eine neue Perspektive eröffnet. Es ist eine Erinnerung daran, wie zerbrechlich das Leben ist."

Sein Tod sei von dem Wunsch getragen gewesen, seine Familie zu besuchen, so Webber, die ihm mehr bedeutete als alles andere: "Es macht einem deutlich, dass man niemanden als selbstverständlich ansehen darf."

Und so handelte knapp ein Jahr später auch Roy Keane. Auf Initiative des Kapitäns der Red Devils zogen sich alle Spieler - darunter auch der junge Cristiano Ronaldo, der United gegen Millwall mit seinem 1:0 auf die Siegerstraße geführt hatte - vor der Ehrung ein Trikot bedruckt mit Davis' Name und seiner Rückennumer 36 an. Ein Zeichen des Respekts, des Gedenkens und auch an die Familie des Verstorbenen, wie Gary Neville bestätigte. "Sie sollten sehen, dass wir ihren Sohn nicht vergessen haben."

Sir Alex Ferguson gestand hinterher, dass die Mannschaft immer noch tief betrübt sei, weil Davis ein so "sprudelnder und lebensfroher Charakter" gewesen sei: "Er hätte eine tolle Karriere gehabt", war sich Ferguson sicher.

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