Chelsea-Profi Antonio Rüdiger über Rassismus: "Fühlte mich, als wäre ich ein Tier"

Von SPOX
Antonio Rüdiger gab Einblick in sein Seelenleben beim Thema Rassismus.
© getty

Antonio Rüdiger vom FC Chelsea hat in einem Interview mit dem Spiegel über den grassierenden Rassismus im Fußball gesprochen und dabei auch von seinen eigenen Erfahrungen berichtet. Außerdem hat er eine klare Meinung zu den Schmähungen gegen Dietmar Hopp.

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Wie reagiert Antonio Rüdiger auf Meldungen über Rassismus? "Sie schockieren mich. Es lässt mich nicht los, denn ich kann nicht verstehen, dass es heute noch Rassismus gibt", sagte er dem Spiegel.

Er selbst wurde Ende 2019 bei einem Spiel des FC Chelsea gegen Tottenham Hotspur mit Affenlauten konfrontiert. Rüdiger berichtet, dass er den Schiedsrichter darauf hinwies, doch weder dieser noch Verantwortliche der Spurs fanden anschließend Beweise für den Vorfall. Für Rüdiger unverständlich: "Ich frage mich: Wie kann es sein, dass da 60.000 Fans im Stadion sind, und keiner will etwas gehört haben? So stehe ich als Lügner da."

Gleichzeitig betont der Nationalspieler: "Ich habe das Gefühl, dass von mir erwartet wird, den Mund zu halten. Aber ich habe dazu eine Botschaft: Das werde ich nicht tun."

Der 27-Jährige erklärte, er habe sich nach dem Vorfall gefühlt, "als wäre ich kein Mensch, als wäre ich ein Tier. Ein Affe. Ich glaube, dass sich niemand in diese Situation reinfühlen kann, der das noch nie erlebt hat". Sein Fazit: "Gegen Tottenham habe ich mich unfassbar allein gefühlt."

Nach dem Vorfall seien seine Mitspieler auf ihn zugekommen, um ihn zu aufzubauen, obwohl er in dem Moment allein sein wollte. Bis dann Spurs-Kapitän Harry Kane zu ihm kam und sich aufrichtig für den Vorfall entschuldigte. Rüdiger berichtet: "Ich sagte: 'Du kannst doch nichts dafür, du musst dich nicht entschuldigen.' Aber er wollte es als Zeichen verstanden wissen, dass sein Klub so nicht denkt. Das hat mir gutgetan."

Rüdiger über Hopp-Schmähungen: "Niemand muss sich so beleidigen lassen"

Auch zu Schmähungen wie kürzlich in der Bundesliga gegenüber Dietmar Hopp hat Rüdiger eine klare Meinung: "Dass einzelne Spieler, Funktionäre oder Schiedsrichter in Fußballstadien beleidigt werden, gibt es leider auch schon seit Jahrzehnten. Was Herr Hopp dann Gutes für seine Region getan hat, spielt eigentlich auch keine Rolle, denn solche Fadenkreuz-Plakate sind so oder so völlig inakzeptabel." Für Rüdiger ist klar: "Niemand, absolut niemand muss sich so beleidigen lassen."

Rüdiger drückte zugleich seine Verwunderung darüber aus, dass in ähnlichen Fällen sowie bei rassistischen Beleidigungen wie im Fall Jordan Torunarigha oder generellen Beleidigungen wie gegen Timo Werner nicht zuvor schon hart durchgegriffen wurde.

Was das Strafmaß für solche Vergehen betrifft, hat Rüdiger eine klare Meinung: "Die Täter muss man so bestrafen, dass es ihnen richtig wehtut. Dass sie es nie vergessen. Denn sie wissen gar nicht, was sie uns mit Affenlauten antun. Stadionverbote allein genügen nicht."

Dabei gehe es ihm nicht nur um die Strafe für die Täter allein, denn: "Ein Betroffener fängt vielleicht irgendwann an zu glauben, dass alle Weißen rassistisch denken. Nicht jeder ist mental stark genug zu erkennen, dass das Unsinn ist. Aber dann haben die Rassisten gewonnen. Dann haben sie Hass verbreitet."

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