Wirtschaftskrimi an der Anfield Road

SID
Die Fans des FC Liverpool hatten schon lange genug von den Besitzern Gillett und Hicks
© Getty

Die Reds gehören vielleicht bald dem Besitzer der Red Sox: Der FC Liverpool scheint verkauft. Jetzt soll der englische Traditionsverein endlich finanziell zur Ruhe kommmen.

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UpdateAm Mittwoch preschte der FC Liverpool vor. Auf seiner Website wurden Fakten verkündet, die Fans und Gläubiger gleichermaßen beruhigen sollen: "Ich bin glücklich, dass wir den langen und intensiven Verkaufsprozess erfolgreich abschließen konnten. Der Vorstand hat entschieden, das Angebot des New England Sports Ventures (NESV) zu akzeptieren", wurde der Vorsitzende Martin Broughton in einer offiziellen Mitteilung zitiert. Der ruhmreiche Klub scheint gerettet.

NESV gehören eine ganze Reihe von Sport-Unternehmen in den USA. Am bekanntesten ist der traditionsreiche Baseball-Klub Boston Red Sox, der 2002 übernommen wurde und 2004 tatsächlich den ersten Titel seit 86 Jahren gewann. Mehrheitseigner von NESV ist der Amerikaner John W. Henry, dessen Privatvermögen auf rund 650 Millionen Euro geschätzt wird.

Wie die "Reds" bestätigten, beläuft sich das Angebot des 61-Jährigen auf 300 Millionen Pfund (knapp 360 Millionen Euro). Damit könnten die insgesamt knapp 335 Millionen Euro Schulden beglichen werden, die von den alten Besitzern bei der Royal Bank of Scotland (RBS) angehäuft worden waren. Diese müssen bis zum 15. Oktober bezahlt sein.

Angeblich will der 61-Jährige rund 300 Millionen Pfund (knapp 360 Millionen Euro) für den Erwerb der "Reds" ausgeben. Damit könnten die insgesamt knapp 335 Millionen Euro Schulden beglichen werden, die die alten Besitzer bei der Royal Bank of Scotland (RBS) angehäuft haben. Diese müssen bis zum 15. Oktober bezahlt sein.

Wirtschaftskrimi mit offenem Ausgang

Tatsächlich aber spielt sich derzeit an der Anfield Road ein Sport-Wirtschaftskrimi ab, dessen Ausgang am Mittwoch noch unabsehbar war.

Denn die beiden amerikanischen Geschäftsleute Tom Hicks und George Gillett, die den Klub vor drei Jahren übernommen haben, wehren sich mit allen Mitteln gegen den Verkauf. Unmittelbar vor der entscheidenden Sitzung haben sie deshalb versucht, zwei englische Vorstände abzuberufen, um den Deal zu verhindern.

Hicks und Gillett wollten stattdessen kurzfristig zwei Vertraute, darunter einen Sohn von Hicks, im "Board" installieren. Dies schmetterten die drei Briten unter Vorsitz von Broughton jedoch ab.

"Diese Angelegenheit ist jetzt Gegenstand einer rechtlichen Überprüfung", teilte der Klub mit. Anschließend entschied sich der Vorstand für den Verkauf an NESV und gegen ein ähnliches Angebot aus Asien.

Bereitschaft, sich zu trennen, länger vorhanden

Die beiden Noch-Besitzer erklärten unterdessen, dass sie "Widerstand gegen jeden Versuch leisten werden, den Klub ohne Einverständnis der Eigner zu verkaufen". Hicks und Gillet wollen angeblich rund 720 Millionen Euro erlösen.

"Die gebotene Summe liegt dramatisch unterhalb des Klubwertes", teilten die Amerikaner mit und begründeten die versuchte Abberufung der Vorstände damit, diese hätten "nicht im Interesse des Vereins gehandelt". Seit dem Frühjahr hatten Hicks und Gillet ihre Bereitschaft erklärt, sich vom FC Liverpool zu trennen, ein Verkauf für diese Summe trotz solventer Interessenten aus Hongkong und Syrien war aber stets gescheitert.

Umgerechnet rund 270 Millionen Euro hatten Hicks und Gillett 2007 für den Erwerb des FC Liverpool ausgegeben, seitdem aber in dramatischem Ausmaß Schulden angehäuft. Auch der versprochene Bau des neuen Stadions kam nicht zustande.Die Fans versuchen deshalb schon seit längerem, die "Yanks" loszuwerden. Auch der sportliche Niedergang hängt augenscheinlich mit der Misswirtschaft zusammen.

Mit Transfers erlöste der Klub vor dieser Saison knapp sechs Millionen Euro, musste dafür aber Stars wie Javier Mascherano, Yossi Benayoun und Alberto Riera ziehen lassen. Nach dem schwächsten Liga-Start seit der Abstiegssaison 1953/54 liegt der FC Liverpool derzeit auf dem 18. Tabellenplatz 18 der Premier League.

Die Liga stellt sich bereits auf den Verkauf ein. In einer Mitteilung auf ihrer Internetseite verkündete die Premier League, dass die notwendigen Formalitäten im Gange seien und der Prozess bis zum kommenden Freitag abgeschlossen werden könnte.

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