Großmacht im Klassenkampf

Von Andreas Lehner
Shaun-Wright-Phillips (l.) kam vor der Saison für rund elf Millionen Euro von Chelsea zu ManCity
© Getty

Eigentlich wollte Manchester City in dieser Saison durchstarten, doch nun findet sich der Klub im Tabellenkeller der Premier League wieder. Trainer Mark Hughes ist nicht unumstritten, hat aber eine Jobgarantie. Im Winter darf Hughes rund 42 Millionen Euro für neue Spieler ausgeben. Im Gegenzug sollen andere Stars den Verein verlassen.

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Es kann doch nicht so schwer sein, im europäischen Fußball Erfolg zu haben, wenn man das nötige Kleingeld besitzt.

Zumindest dachte das die "Abu Dhabi United Group" (ADUG) unter der Führung von Sulaiman Al Fahim, als sie am 31. August die Mehrheit bei Manchester City übernahm und kurzerhand einen gewagten Drei-Jahres-Plan aufstellte.

Im ersten Jahr wolle man sich für die Champions League qualifizieren, im zweiten Jahr englischer Meister werden und im dritten in der Königsklasse triumphieren. Wie das alles gehen sollte? Ganz einfach, mit viel Geld. Über rund 700 Milliarden Euro sollen Citys Eigentümer, die in den Vereinigten Arabischen Emiraten regierende Al-Nahyan Familie, verfügen.

Der 1. FC Nürnberg Englands

Doch da hatten die Scheichs die Rechung ohne den Wirt gemacht. Denn erstens lässt sich Erfolg auch in der Premier League ohne eine gewachsene Mannschaft nicht von heute auf morgen erkaufen, und zweitens hätten sie sich den Verein, den sie für 260 Millionen Euro erwarben, vielleicht ja etwas genauer anschauen sollen.

Manchester City ist das, was hierzulande der 1. FC Nürnberg darstellt, und über den sagt man ja bekanntlich, er sei ein Depp.

Ebenso wie die Franken schaffte es City als amtierender Meister abzusteigen. Seitdem wird dem Verein ein Hang zur Katastrophe nachgesagt. Immer wieder schaffte er es, seine hohen Ansprüche mit sportlichen Misserfolgen zu konterkarieren.

18 Spiele, 18 Punkte, 18. Platz

Und im Moment sind die Citizens wieder auf einem guten Weg, ihrem Ruf alle Ehre zu machen. Nach 18 Spieltagen findet sich die Großmacht in spe im Klassenkampf wieder. Mit nur 18 Punkten liegt das Team von Mark Hughes auf Rang 18 - einem Abstiegsplatz. Auf den erwünschten Champions-League-Platz fehlen 14 Punkte. Und das, obwohl City nach Chelsea mit 31 Treffern den zweitbesten Angriff der Liga stellt.

Noch aber fehlen dem Team Stabilität und Struktur. Trainer Mark Hughes, der vor der Saison verpflichtet wurde, als City noch nicht zu den Neureichen des Geschäfts zählte, kann seine erfolgreiche Blackburn-Philosophie nicht auf die Lightblues übertragen. Während er mit den Rovers vor allem einen Stil der Reaktion verfolgte, ist er mit City nun zur Aktion gezwungen.

Ein Gefühl der Ersetzbarkeit

Die Position des Trainers steht momentan aber nicht zur Debatte. Vielmehr haben ihm die Eigentümer die Zusage gegeben, im Winter auf dem Transfermarkt nachlegen zu können - und zwar im großen Stil. Wie die "Daily Mail" berichtet, darf Hughes 40 Millionen Pfund (ca. 42 Millionen Euro) ausgeben, um seinen ohnehin schon exklusiven Kader zu verstärken.

Doch genau darin besteht schon ein Problem des aktuellen Kaders. Schon vor der Saison kündigte Al Fahim an, dass er dem 40-Millionen-Transfer von Robinho 18 weitere in dieser Größenordnung folgen lassen wolle. Für die Motivation der Spieler sind diese Aussagen alles andere als förderlich. Denn selbst bei Erfolg droht jedem die Ausmusterung.

Santa Cruz, Bellamy oder Senna

Dennoch bleibt die Liste der Kandidaten lang. Kein europäischer Topstar, der in den vergangenen Wochen und Monaten nicht mit City in Verbindung gebracht wurde.

"Jeder wird zugeben, dass es in unserem Kader gewisse Bereiche gibt, die wir verstärken müssen. Das wollen wir im Winter ändern", meint Hughes. Der Waliser will Spieler, die "sofort einschlagen" und bedient sich dabei alter Bekannter. So sollen laut "Daily Mail" Roque Santa Cruz (Blackburn Rovers), Craig Bellamy (West Ham United), Wayne Bridge (FC Chelsea) und Marcos Senna (FC Villarreal) auf dem Zettel stehen.

Quertreiber Elano

Auf der anderen Seite will der Waliser einige Spieler loswerden, darunter laut "Daily Mirror" Tal Ben Haim, Jo und Elano. Besonders Letzterer befindet sich im Clinch mit dem Trainer.

Nachdem der Brasilianer wegen schwacher Leistungen im UEFA-Cup gegen Racing Santander und im Training aus dem Kader für das Spiel bei West Bromwich Albion flog, soll er auch seinen Landsmann Jo angestiftet haben, dem Spiel fernzubleiben. Denn nur wenige Stunden nach Elanos Degradierung meldete sich auch Jo für die Partie krank. Und das, obwohl er kurz zuvor im Training noch putzmunter gewesen sein soll.

Ein laufender Entwicklungsprozess

Hughes hat im Moment viele Probleme, doch noch glaubt er an den Erfolg. "Wir befinden uns in einem laufenden Entwicklungsprozess. Wir können nicht über Nacht die Kultur und die Philosophie des Klubs verändern. Man braucht die richtigen Leute, um den Verein und die Mannschaft aus sich heraus Schritt für Schritt zu entwickeln."

Eine Meinung, die er mit Al-Fahim nicht gemeinsam haben dürfte.

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