"Die Sache mit Hasselhoff ist durch"

Von Interview: Haruka Gruber
Volz, Moritz, Fulham
© Getty

München - Selbst der sonst so nüchterne "Guardian" hielt sich vergangenes Jahr nicht zurück. "Moritz Volz widerlegt alle Stereotypen. Er ist nicht nur ein Deutscher mit Humor. Er ist ein deutscher Fußballer mit Humor", schwärmte das Blatt.

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Volz - ein fußballerisches Weltwunder? Ganz offensichtlich. Weil er trotz Millionengagen ein Durchschnittstyp geblieben ist. Weil sich der 24-jährige Defensivspieler des FC Fulham nicht zu ernst nimmt und über sich lachen kann.

Nach langer Verletzungspause kehrt Volz, von Jürgen Klinsmann 2004 in die Nationalmannschaft berufen, voraussichtlich mit der Partie bei Tottenham am 26. Dezember in den Ligabetrieb zurück. Zuvor sprach Volz bei SPOX.com über Baywatch-Badehosen, Death-Metal-Torhüter und Stromberg im Schrank.

SPOX: Wir haben schon lange nichts mehr von Ihnen gehört. Wie geht es Ihnen?

Moritz Volz: Eigentlich gut. Ich konnte zehn Wochen nicht trainieren, hatte eine Entzündung im Schambeinbereich sowie Beschwerden an der Leiste und im Bauchmuskel. Mittlerweile bin ich aber ins Training zurückgekehrt und kam zweimal in der Reserveelf zum Einsatz. Bis Weihnachten sollte ich wieder soweit sein, um in der Premier League einzugreifen.

SPOX: Zur WM 2006 waren Sie zurück in Deutschland und haben sich unter die Fans gemischt. Wie war es rückblickend?

Volz: Ich habe viele Jahre auf das Turnier hingefiebert und es wurde auch tatsächlich ein tolles Erlebnis. Ich bin mit dem Zug durch ganz Deutschland gefahren, habe viele Städte gesehen, bin bei Freunden untergekommen und hatte Glück, dass ich über ehemalige Mitspieler gut an Karten herangekommen bin.

SPOX: Und hat Sie im Zug oder auf der Fanmeile jemand erkannt?

Volz: Nein.

SPOX: Eine Vorliebe aus Deutschland scheint den Umzug nach England überlebt zu haben.  Auf Ihrer Website widmen Sie David Hasselhoff eine eigene Sektion.

Volz: Das war eigentlich nur ein Experiment. Als Deutscher in England wird man durchweg mit dem Klischee konfrontiert, dass man ein Hasselhoff-Fan sein muss, und ich habe sogar schon seinen Spitznamen "The Hoff" verpasst bekommen. Deswegen dachte ich mir: 'Warum soll ich mich weiter dagegen wehren? Spring doch auf den Zug auf und mach mit.'

SPOX: Aber eine gewisse Hasselhoff-Affinität war früher schon vorhanden?

Volz: Es ist kein Geheimnis, dass meine erste Schallplatte von ihm war. Zu meiner Entschuldigung: In der damaligen Zeit konnte man ja nicht anders...

SPOX: Sie hatten letztes Jahr sogar ein Foto-Shooting in Hasselhoffs Baywatch-Outfit.

Volz: Das stimmt. Eine Zeit lang war es wirklich spaßig. Aber irgendwann haben einige Leute angefangen, die Sache mit Hasselhoff richtig ernst zu nehmen, so dass ich den Ruf gar nicht mehr wegbekam. Mittlerweile ist für mich der Gag eigentlich schon durch.

SPOX: Ihr Musikgeschmack hat sich seit Ihrer ersten Schallplatte radikal gewandelt, wie Ihre Playlist beweist.

Volz: Derzeit komme ich leider nicht dazu, viel Musik zu hören, und verlasse mich auf meine Kumpels, die mich auf dem Laufenden halten. Ich glaube, als letztes habe ich das neue Album von den Stereophonics gekauft.

SPOX: Gehen Sie in London häufig auf Konzerte?

Volz: Das ist etwas, was ich mir immer vorwerfe. In London gibt es so ein breit gefächertes Konzertangebot, und ich nutze es einfach nicht. Vor ein paar Wochen habe ich zum Beispiel den Gig von Ryan Adams verpasst.

SPOX: Zum Verständnis: Sie meinen nicht Bryan "Summer of '69" Adams sondern den Independent-Songwriter Ryan Adams.

Volz: Genau. Ein Buchstabe kann einiges ausmachen. Leider habe ich das Konzert verpasst, dabei war es auch noch in Fulham direkt in meiner Nachbarschaft. Als nächstes habe ich mir aber fest vorgenommen, zu Van Tramp zu gehen. Das ist eine Band, in der einige Freunde von mir mitspielen, und die sind jetzt auf Tour.

SPOX: Sie sind also der typische Alternativ-Indie-Hörer?

Volz: Nein, früher habe ich fast ausschließlich R'n'B und Hip Hop gehört. Jay-Z und so was.

SPOX: Ein großer Schritt von Jay-Z zu Ryan Adams.

Volz: Das stimmt. Der Umzug nach England hat sicherlich dazu geführt, dass ich wesentlich rockigere Sachen mag. Mir ist es aber wichtig, weiter offen für alles zu sein. Die Torhüter bei Fulham zum Beispiel hören nur Death Metal und können nicht nach links und rechts schauen. Da bin ich ganz froh, dass ich mit jeder Musik zu Recht komme, die in der Kabine zum Einstimmen aufgelegt wird. Hauptsache, sie ist gut.

SPOX: Gehen Sie mit Teamkollegen zu Konzerten oder ins Kino?

Volz: Eher nicht. Ich komme mit vielen sehr gut klar, aber man sieht sich fast jeden Tag im Verein. Daher bin ich froh, wenn ich auch mal mit anderen Leuten etwas unternehme.

SPOX: Auf Ihrer Website ist zu lesen, dass Sie in der Freizeit gerne TV-Serien gucken. Etwa die "Stromberg"-Vorlage "The Office".

Volz: "The Office" ist überragend. Wenn die Büroangestellen einen Wettbewerb liefern, wer den besten Joke erzählt, kann man nur lachen. Ich glaube, so läuft es in britischen Büros jeden Tag ab.

SPOX: Haben Sie auch "Stromberg" gesehen?

Volz: Ich habe mir die DVDs besorgt, kam aber bislang nicht dazu, sie mir anzuschauen. Sie liegen seit Monaten leider nur im Schrank.

SPOX: Ist der britische Humor genau Ihr Ding? Ihre Website ist ja voll mit schwarzem Humor. 

Volz: Irgendwie schon. Ich habe überlegt, ob ich meine Seite in Englisch und Deutsch anbiete, aber dann dachte ich mir, dass einige Leute in Deutschland die Anspielungen nicht verstehen könnten und mich in eine Schublade stecken wollen.

Volz über drollige Scholls, Deutschland-Perücken und Englands Krise: Hier geht es zum zweiten Teil