200 Millionen Euro in sechs Jahren! Manchester Citys Akademie ist eine Gelddruckmaschine

Von Patrik Eisenacher / Richard Martin
City-Akademie-1200
© getty

Das Investment in die Jugend zahlt sich bei den Skyblues aus - dank Verkäufen und den zu den Profis aufgestiegenen Phil Foden und Rico Lewis.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Im Jahr 2014 öffnete Manchester City die Tore seines brandneuen, hochmodernen Trainingsgeländes, der City Football Academy. Der Bau, der schätzungsweise 250 Millionen Euro gekostet hat, umfasst 16 Fußballplätze, ein Hallenfeld, ein Stadion für die Jugend- und Frauenmannschaften, mehrere Sporthallen und eine Hydrotherapieanlage.

"Es ist die beste Anlage der Welt", sagte der damalige Trainer der Skyblues, Manuel Pellegrini. "Wir haben alles, was man braucht, um in jedem Bereich zu trainieren. Ich bin mir sicher, dass das ein sehr großer Schritt für den Verein ist, um jeden Tag weiter zu wachsen."

Die neue Anlage soll nicht nur der ersten Mannschaft helfen, die Premier League und Champions League zu gewinnen, sondern auch mögliche zukünftige Profi-Spieler von City fördern. Im Zeitraum zwischen 2008, als Scheich Mansour den Verein kaufte, und 2014, als das Zentrum eröffnet wurde, hatte es kein einziger Spieler aus der City-Jugend zu den Profis geschafft.

"Die in den letzten Jahren getätigten Investitionen in unsere Akademie zeigen bereits erste Erfolge", erklärte nun der Vorsitzende Khaldoon al-Mubarak. "Die Entwicklung von einheimischen Nachwuchstalenten zu Spielern der ersten Mannschaft - ein erklärtes Ziel zum Zeitpunkt der Übernahme des Klubs - bleibt auch in den kommenden Jahren ein erreichbares Ziel."

Neun Jahre später ist dieser Wunsch definitiv in Erfüllung gegangen: Phil Foden ist einer der wichtigsten Spieler der ersten Mannschaft und Rico Lewis hat sich unter Trainer Pep Guardiola etabliert. Der 18-Jährige erhielt erst kürzlich einen neuen Vertrag bis 2028.

guardiola
© getty

Manchester City, Akademie: Hohe Einnahmen durch Eigengewächse

Aber die Akademie hat noch einen weiteren Vorteil: Sie bringt dem Verein durch Spielerverkäufe sagenhafte Summen ein. Seit 2017 hat City mit dem Verkauf von Nachwuchsspielern mehr als 200 Millionen Euro eingenommen, womit die Kosten für den Bau der Akademie, die nur einen Steinwurf vom Etihad-Stadion entfernt liegt, bereits fast wieder eingespielt wurden.

Sie bescheren den Skyblues einen ordentlichen Gewinn. Allein im letzten Jahr hat City rund 150 Millionen Euro dank verkauften Talenten verdient. Mit diesem Geld konnte Pep Guardiola sein Team mit ausländischen Top-Talenten auffüllen und City gelang es, die Regeln des Financial Fair-Play (FFP) einzuhalten.

Die Akademie von City sorgt nicht nur dafür, dass der Klub finanziell rentabel bleibt, sondern baut auch die zukünftige englische Nationalmannschaft auf. Bei der U21 berief Trainer Lee Carsley zuletzt zehn Spieler in seinen Kader, die aus der City-Jugend stammen. Als die "Young Lions" vor wenigen Monaten die U21-EURO gewannen, kamen vier Spieler aus dem blauen Teil Manchesters.

Hier ein Blick auf die größten Erfolgsgeschichten von Citys äußerst rentabler Akademie.

edozie-1200
© getty

Sam Edozie (8 Millionen Euro, FC Southampton)

Der Flügelstürmer schien sich sicher, den Durchbruch bei Manchester City zu schaffen, als er 2021/22 in der Vorbereitung überzeugte und dabei in jedem Freundschaftsspiel traf.

Im Community Shield gegen Leicester City bekam der damals 18-Jährige die Gelegenheit, sein Können in einem wichtigen Spiel unter Beweis zu stellen. Doch nach der enttäuschenden 0:1-Niederlage im Wembley-Stadion bekam er keine Einsätze mehr.

Edozie wechselte deshalb im vergangenen Jahr für eine Ablösesumme von acht Millionen Euro zu Southampton und hat dort bisher weitaus mehr Einsatzchancen. In der vergangenen Saison bestritt er knapp die Hälfte der Premier-League-Spiele. Beim 2:1-Sieg gegen die Queens' Park Rangers im vergangenen Monat erzielte er schließlich sein erstes Tor für die Saints.

charles-1200
© getty

Shea Charles (12,25 Millionen Euro, FC Southampton)

Der Mittelfeldspieler war ein weiterer Akteur, der kaum für die Mannschaft von Pep Guardiola gespielt hatte - aber trotzdem sehr begehrt war. Am letzten Spieltag der vergangenen Saison gab Charles gegen Brentford sein Debüt von der Bank aus und zog damit die Aufmerksamkeit Southamptons auf sich.

Der nordirische Nationalspieler wurde für eine Ablösesumme von knapp über zwölf Millionen Euro plus fünf Millionen Euro an möglichen Boni an die Saints verkauft. Er ist der bisher letzte Spieler einer langen Reihe von Talente, die von City zu den Saints wechselten.

bazunu-1200
© getty

Gavin Bazunu (14 Millionen Euro, FC Southampton)

Bazunu wechselte als 16-Jähriger vom irischen Erstligisten Shamrock Rovers in die Akademie Citys. Er kam aber nie in der ersten Mannschaft zum Einsatz, sondern sammelte stattdessen Profi-Erfahrung bei Rochdale und Portsmouth in der League One (dritte Liga).

Irlands Nummer 1 wechselte letztes Jahr für eine Ablösesumme von 14 Millionen Euro zu Southampton und hatte eine schwere erste Saison in der Premier League, in der er mit einer Reihe von individuellen Fehlern zum Abstieg der Saints beitrug. In der Championship ist er nach wie vor Stammspieler der Mannschaft.

borges-1200
© getty

Carlos Borges (14 Millionen Euro, Ajax Amsterdam)

Borges war im vergangenen Jahr das Aushängeschild der U21-Mannschaft von City, wurde mit 21 Toren Torschützenkönig in der Premier League 2 und zum Spieler der Saison gewählt, als sie den dritten Titel in Folge holten (genau wie die Profis).

Der 19-jährige portugiesische Junioren-Nationalspieler bekam aber nie die Chance, unter Guardiola zu spielen. Nachdem West Ham und der BVB im Sommer Interesse an ihm bekundet hatten, entschied er sich schließlich für Ajax Amsterdam - das mit seiner Tradition, junge Spieler zu fördern, der ideale Verein für ihn zu sein scheint.

diaz-1200
© getty

Brahim Díaz (17 Millionen Euro, Real Madrid)

Der Spanier spielte insgesamt nur 50 Minuten in der Premier League für City. Aber das reichte aus, um Real Madrid zu überzeugen, ihn für 17 Millionen Euro zu holen. Es war ein großer Vertrauensvorschuss für einen 19-Jährigen - aber der Wechsel erwies sich als zu früh für Díaz, der in den folgenden 18 Monaten bei den Blancos kaum Einsatzzeiten erhielt.

Viel besser lief es bei ihm, als er auf Leihbasis zur AC Mailand ging und 2022 einen großen Anteil am ersten Serie-A-Titel der Rossoneri seit elf Jahren hatte. In diesem Sommer ging er zu Real zurück und nahm seinen alten Platz auf der Ersatzbank im Santiago Bernabeu ein.

In der neuen LaLiga-Saison durfte er bisher gerade einmal 14 Minuten aufs Feld.

trafford-1200
© getty

James Trafford (17,3 Millionen Euro, FC Burnley)

Keeper Trafford spielte während der erfolgreichen U21-EURO Englands an der Seite von Cole Palmer.

Beide wurden im Finale gegen Spanien (1:0) zu Helden. Der Offensivspieler erzielte das einzige Tor und der Torhüter glänzte, als er in der letzten Minute einen Elfmeter von Abel Ruiz und einen Nachschuss parierte. Doch schon vor dem Endspiel hatte Trafford für Schlagzeilen gesorgt, weil er für 17 Millionen Euro von City zum FC Burnley gewechselt war.

Der 20-jährige wurde 2015 in die Akademie von City aufgenommen, stand aber nur sechsmal im Spieltagskader. Einsatzminuten erhielt er nie. Die beiden vorangegangenen Spielzeiten hatte er auf Leihbasis in der League One verbracht, zunächst bei Accrington Stanley und dann bei den Bolton Wanderers.

Die Ablösesumme für einen Torhüter, der nur in der dritten englischen Liga Erfahrung gesammelt hatte, ließ aufhorchen - zeigte aber auch, wie hoch das Ansehen der jungen Spieler von City ist, unabhängig davon, wie oft sie in der ersten Mannschaft gespielt haben. In seinen drei bisherigen PL-Spielen kassierte er elf Gegentore.

sancho-12001
© getty

Jadon Sancho (20,6 Millionen Euro, Borussia Dortmund)

Der heutige Flügelspieler von Manchester United verbrachte einst zwei Jahre bei City in der "CFA".

Nach seinem Wechsel von Watford wurde er von einem vielversprechenden Youngster zu einem der größten Talente seiner Generation.

Sancho spielte in der U-18-Mannschaft unter anderem an der Seite von Foden. Er war aber frustriert, als er bei der USA-Reise der ersten Mannschaft 2017 nicht mitgenommen wurde, Foden erhielt den Vorzug.

Sancho nahm in der Folge nicht mehr am Training teil und setzte sich für einen Wechsel für zehn Millionen Euro zu Borussia Dortmund ein - dabei hatte er noch nie in einem Profikader gestanden.

Beim BVB entwickelte er sich zu einem der aufregendsten jungen Spieler der Welt. In einer einzigen Saison erzielte er 17 Tore und legte 17 Vorlagen auf.

Als Sancho dann 2021 zu Citys Erzrivalen Manchester United wechselte, kassierte der Verein aufgrund einer Weiterverkaufs-Klausel zusätzliche zehn Millionen Euro. Im roten Teil der Stadt läuft es für ihn bisher nicht wirklich gut.

lavia-1200
© getty

Roméo Lavia (22,26 Millionen Euro, FC Southampton)

Der Mittelfeldspieler war einer von vier City-Spielern, die im Sommer 2022 dank der Arbeit des ehemaligen Akademieleiters Joe Shields (danach bei Southampton, nun bei Chelsea) zu den Saints wechselte. City erhielt für die vier Spieler fast 50 Millionen Euro. Lavia aber brachte damals am meisten von ihnen ein, weil im Sommer 2023 zusätzliche elf Millionen Euro für ihn in die Klubkassen flossen.

Der Belgier spielte in einer Albtraumsaison für Southampton unter drei verschiedenen Managern und war dann Gegenstand eines Verhandlungspokers zwischen Chelsea und Liverpool, bis er schließlich für 62,1 Millionen Euro zu den Blues wechselte. Die Citizens erhielten aufgrund einer Weiterverkaufs-Klausel elf Millionen Euro davon - fast noch einmal so viel, wie sie vor einem Jahr von Southampton überwiesen bekamen.

ihenacho-1200
© getty

Kelechi Iheanacho (27,7 Millionen Euro)

Der Nigerianer kam nur wenige Monate nach der Eröffnung des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) zu City und feierte nach sechs Monaten im August 2015 sein Debüt in der ersten Mannschaft unter Trainer Pellegrini. Damals erzielte er in seiner ersten Saison direkt acht Premier-League-Tore, obwohl er nur siebenmal in der Startelf stand und 19-mal von der Bank kam.

Unter Guardiola wurde die Spielzeit des Stürmers folglich etwas weniger, obwohl er im ersten Manchester-Derby unter dem neuen Trainer beim 2:1-Sieg im Old Trafford ein Tor vorbereitete und das andere erzielte. Iheanacho wurde im folgenden Sommer an Leicester City verkauft und war bis zu Palmers Wechsel zu Chelsea der teuerste Verkauf der Akademie.

palmer-1200
© getty

Cole Palmer (47 Millionen Euro, FC Chelsea)

Der Flügelspieler, der in Wythenshawe geboren wurde, demselben Stadtteil im Süden Manchesters, aus dem auch Marcus Rashford stammt, feierte sein Debüt für City im September 2020 im Ligapokal. Er kam wettbewerbsübergreifend auf 41 Einsätze, stand 13-mal stand er in der Startelf - davon aber nur dreimal in der Premier League.

Palmer startete stark in die neue Saison und erzielte im UEFA-Superpokal und im Community Shield jeweils ein Tor, doch seine Chancen auf einen Platz in der ersten Mannschaft sanken, als City den Belgier Jérémy Doku verpflichtete.

Palmers geringe Erfahrung in der ersten Mannschaft wirkte sich jedoch offensichtlich nicht auf seinen Marktwert aus - zumindest aus Sicht von Chelsea. Die Blues waren kürzlich bereit, ihn mit 47 Millionen Euro zum teuersten Spieler zu machen, der aus der Jugend von City kommt.

foden
© getty

Phil Foden

Foden ist so etwas wie der Goldjunge der City-Akademie, das Vorbild für alle jungen Nachwuchshoffnungen. Foden, der schon als Kleinkind einen Ball an seinem Kinderwagen befestigt hatte, kam mit sechs Jahren in die Akademie.

Guardiola sah in ihm so viel Potenzial, dass er 2019 eine sehr mutige Aussage machte: "Er hat alles, um einer der besten Spieler zu werden. Phil ist der talentierteste, Spieler, den ich in meiner Karriere als Trainer je gesehen habe."

Vier Jahre später ist Foden nicht nur fünffacher Premier-League-Sieger und Inhaber einer Champions-League-Medaille, sondern auch einer der besten Spieler von City.

lewis-1200
© getty

Rico Lewis

Lewis gab sein Profi-Debüt zu Beginn der letzten Saison. Je mehr Guardiola von ihm sah, desto mehr war er fasziniert. "Er ist unser kleiner Philipp Lahm", schwärmte der Trainer im Januar 2023. "Es gibt Spieler, die individuell sehr gut spielen, aber er hat die Fähigkeit, die ganze Mannschaft besser spielen zu lassen. Er hat diese Gabe, und es ist nicht leicht, sie zu finden."

Lewis' Spielverständnis und seine Allround-Fähigkeiten veranlassten Guardiola dazu, ihn in der Rolle des "inverted Full-Backs" (inversive Außenverteidiger, der im Ballbesitz ins zentrale Mittelfeld aufrückt) einzusetzen, die John Stones später in der Saison auf dem Weg zum Triple-Sieg von City beherrschen sollte.

Der Trainer war außerdem der Meinung, dass der Hunger des Teenagers entscheidend war, um den Rest der Mannschaft - von denen viele bereits mehrere Titel gewonnen hatten - zu motivieren. Er erklärte: "Für ihn ist es 'wow', es ist neu. Ich will dabei sein, ich will spielen, ich will lange hier bleiben, ich will einmal die Premier League gewinnen. Und diese Energie ist ansteckend. Er gibt sie an mich weiter und er gibt sie an die Spieler weiter. Das übt Druck auf die anderen aus. Und das ist enorm wichtig."

Lewis spielt eine wichtige Rolle für die Zukunft von City, zu Beginn der Saison unterzeichnete er einen neuen Fünfjahresvertrag.

Artikel und Videos zum Thema