Partys, Sex, Waffen - und heute Kondomproduzent: Faustino Asprilla und seine irre Geschichte

Von Paolo Camedda
Faustino Asprilla produzierte in seiner Karriere so einige Skandale.
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Eine Karriere von Pablo Escobars Gnaden, eine WM als tragischer Wendepunkt und jede Menge Schlagzeilen abseits des Platzes: Faustino Asprilla ist vielleicht nicht mehr allen Fußballfans ein Begriff, doch seine Biografie gibt es so wohl kaum ein zweites Mal. Denn seine boulevardesken Themen vermischten sich in seinen besten Zeiten mit bemerkenswerten Leistungen auf dem Platz. Und auch nach seiner Karriere ergriff er einen Beruf, der zu Asprillas Wesen perfekt passt.

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1969 kam Asprilla, den bald alle nur noch "Tino" riefen, in Tuluá zur Welt. Seine Familie war arm, Tino verbrachte einen Großteil seiner Zeit mit anderen Kindern beim Fußballspielen. Doch Tino hatte ein besonderes Talent, das auch schnell erkannt wurde.

Er kam auf eine spezielle Schule und schaffte bei Cucuta Deportivo 1988 den Sprung zum Profi. Bereits ein Jahr später wechselte er zu Atlético Nacional, jenem Klub, der sich damals fest in den Händen von Drogenbaron Pablo Escobar befand.

Die meisten Klubs Kolumbiens wurden zur damaligen Zeit von Drogenbossen regiert, und Escobar wollte Asprilla unbedingt haben. Und was Escobar wollte, bekam er auch - und das zu einem Preis, den er bestimmte. Für Asprilla waren es umgerechnet etwa 50.000 Euro, die er an Cucuta bezahlte und die Asprilla zu einem Schnäppchen machten.

Pablo Escobar genehmigte seinen Wechsel vom Gefängnis aus

1992 folgte der Wechsel zum AC Parma, und erneut war Escobar beteiligt. Zwar saß "El Patrón" zu dieser Zeit bereits im Gefängnis (aus dem er wenig später ausbrechen sollte), aber seine Macht reichte noch immer weit genug, um höchstselbst sein Einverständnis für diesen Transfer zu geben.

In Parma überwog anfangs die Skepsis gegenüber dem Neuling aus Kolumbien, auch Trainerlegende Nevio Scala wusste nicht, was er von Asprilla halten soll. Doch dieser gab die Antwort auf dem Platz. Es folgten historische Momente in der Serie A und auf europäischer Bühne, 1993 gewann Parma den Europapokal der Pokalsieger, wenn auch ohne Asprilla im Finale. In der darauffolgenden Saison erlebte er seine beste Saison, unter anderem traf er in der Serie A zehnmal und führte Parma auf Platz drei.

Auch mit der Nationalmannschaft konnte er glänzen, Kolumbien gelang im September 1993 in der WM-Qualifikation gegen Argentinien ein noch heute legendärer 5:0-Sieg. Asprilla traf doppelt. Brasiliens Ikone Pelé zählt Kolumbien damals zu den Favoriten beim WM-Turnier 1994 in den USA. Doch es kam anders. Der Tod von Pablo Escobar im Dezember 1993 führte zu Unruhen in Kolumbien, die sich auch auf die Nationalmannschaft auswirkten.

Die WM wurde dann zum Desaster, nach zwei Niederlagen stand das Aus in der Gruppenphase bereits früh fest. Dass wenig später Andrés Escobar, dem im Spiel gegen die USA ein Eigentor unterlaufen war, in Kolumbien ermordet wurde, legte endgültig einen Schatten über das Land. Und auch Asprilla war danach nicht mehr der Alte.

Seine Leistungen in Parma ließen nach, im Januar 1996 wurde er nach Newcastle verkauft. Doch auch dort konnte er nicht mehr an seine alten Leistungen anknüpfen. 1998 kehrte Asprilla noch einmal nach Parma zurück, doch in einer Mannschaft mit Größen wie Gianluigi Buffon, Fabio Cannavaro oder Lilian Thuram war er nur noch Mitläufer. Immerhin gewann er noch einmal den UEFA-Cup mit jenem Ensemble.

Faustino Asprilla im Trikot von Newcastle United mit Goldkette.
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Faustino Asprilla im Trikot von Newcastle United mit Goldkette.

Faustino Asprilla: Nach Karriereende produzierte er Kondome

Doch zu Asprillas Geschichte gehören nicht nur seine Statistiken auf dem Platz, es waren auch seine Ausschweifungen daneben. So hatte Asprilla eine Vorliebe für Waffen, Sex und einige Dummheiten. Bei seinem Intermezzo in Chile im Jahr 2003 gab er während des Trainings einige Schüsse ab, um seine Mitspieler "anzuspornen", wie er es später sagte. "Lauft ihr Bastarde, so kann man nicht trainieren", soll er gerufen haben.

Sein hitzköpfiges Temperament kostete Asprilla 1993 die Teilnahme am Europapokalfinale, nachdem er mit einem dick bandagierten Fuß aus Kolumbien zurückgekehrt war. Offiziell zog er sich diese Verletzung in einem Schwimmbad zu, später aber kam heraus: Ein Bus hatte ihn auf der Straße geschnitten, er fuhr wutentbrannt hinterher und trat die Windschutzscheibe ein. "Wenn ich es geschafft hätte, einzusteigen, hätte ich den Fahrer töten können", sagte er später im Interview mit FourFourTwo.

Und dann waren da noch die wilden Alkohol- und Sexpartys, die sein Leben als Fußballer begleiteten. So auch einst vor einem Spiel von Parma gegen Napoli. "Wir sind bis 5 Uhr morgens geblieben und haben uns gut amüsiert. Dann haben wir gegen Napoli gespielt und 1:3 verloren. Wir haben nicht geschlafen, wir haben die ganze Nacht gefeiert, es war unmöglich, unter diesen Bedingungen zu gewinnen", gab er später zu.

Im Jahr 1997 kam Asprilla zu spät zum Champions-League-Spiel von Newcastle gegen den FC Barcelona. Der Grund? "Ich hatte Sex mit einer meiner englischen Freundinnen", sagte er. Sein damaliger Trainer ließ ihn dennoch spielen - und Asprilla erzielte einen Hattrick. Ehemalige Mannschaftskameraden wie Gigi Buffon verrieten, dass ihn einige Teamkollegen um die Größe seines besten Stückes beneidet hätten.

Entsprechend logisch ist der Berufszweig, den Asprilla nach seiner Karriere wählte: Er eröffnete eine Firma, die Kondome produzierte. In einem Werbespot mit Kolumbiens Legende Carlos Valderrama warb er mit dem ironischen Slogan "El Tamaño conta", zu Deutsch: Auf die Größe kommt es an. Während der Corona-Pandemie verteilte er seine Kondome sogar gratis - denn selbst er kam an seine Grenzen. "Ich habe noch viele Kondome zu Hause und möchte, dass die Leute mir helfen, sie aufzubrauchen. Denn es ist sehr schwierig für mich, sie alle aufzubrauchen", sagte er.

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