Warum Lionel Messi nicht für Spanien spielen wollte

Von Chris Lugert
Lionel Messi ist Kapitän der argentinischen Nationalmannschaft.
© imago images

Lange lief Lionel Messi einem Titel mit Argentinien hinterher. Mit Spanien wäre es wohl einfacher gewesen, doch er entschied sich dagegen.

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Am 10. Juli 2021 hatte das Warten für Lionel Messi ein Ende. Gleich mehrere große Finals hatte der Ausnahmefußballer mit der argentinischen Nationalmannschaft verloren, die Titellosigkeit mit der "Albiceleste" lastete wie ein Fluch auf der sonst perfekten Karriere des vielleicht besten Spielers der Geschichte.

Doch dieser Fluch endete an jenem Abend ausgerechnet im Maracana. Im Finale der Copa America gegen Erzrivale Brasilien (1:0) traf "La Pulga" zwar nicht selbst. Doch das war ihm völlig egal, als er den riesigen Siegerpokal in den Himmel reckte.

Bis dahin schien es fast so, als hätte der Fußballgott höchstselbst ein Stoppschild gesetzt, wenn es darum ging, mit Argentinien ein großes Turnier zu gewinnen. Tragischer Höhepunkt war das Copa-Finale 2016 gegen Chile, als Messi im Elfmeterschießen selbst vergab. Danach verkündete er zunächst seinen Rücktritt, kehrte aber doch zurück - und vollendete sein Lebenswerk im vergangenen Jahr. Dieser Sieg dürfte wohl der Hauptgrund dafür gewesen sein, warum Messi am Jahresende zum ingesamt siebten Mal den Ballon d'Or verliehen bekam.

Dabei hätte es Messi auch viel einfacher haben können, einen Titel mit der Nationalmannschaft zu gewinnen. Nämlich dann, wenn er den Abwerbeversuchen des spanischen Verbandes nachgegeben und sich für eine internationale Karriere im Trikot der "Furia Roja" entschieden hätte. Spanien gewann zwischen 2008 und 2012 jedes große Turnier - zweimal EM, einmal WM. Die ohnehin goldene Generation hätte mit einem Lionel Messi noch heller gestrahlt.

Messi und Argentinien: Vier verlorene Finals bei Turnieren

Messi kam bereits mit 13 Jahren aus Argentinien nach Barcelona und erlebte die entscheidenden Jahre seiner fußballerischen Ausbildung dort. Und bereits 2005 erhielt Messi den spanischen Pass, auch deshalb, weil sein Großvater Katalane war.

Und so bestätigte Trainerikone Vicente del Bosque einst, dass es den Wunsch gab, Messi zu einem Wechsel der Nationalmannschaft zu überreden. "Es gab einen Versuch, aber er entschied sich, seinem Geburtsland treu zu bleiben. Er blieb standhaft", sagte del Bosque, der nach der EM 2008 das Traineramt bei den Spaniern von Luis Aragones übernahm und bis nach der EURO 2016 blieb.

Messi selbst erklärte in seinem Buch "Messi, der Patriot", dass er immer für Argentinien habe spielen wollen. "Ich liebe Argentinien und das sind die Farben, die ich tragen wollte", schrieb er. So sei er immer ein Fan dieser Mannschaft gewesen.

Messi und Argentinien: Vier verlorene Finals bei Turnieren

Seine Verbundenheit zur argentinischen Nationalmannschaft belegte Messi auch durch eine ganz eigene Reise-Odyssee. Als er einst in Spanien wegen Steuervergehen vor Gericht erscheinen musste, flog er zunächst zur argentinischen Nationalmannschaft, kehrte zum Termin nach Spanien zurück und flog dann wieder in die andere Richtung. Das machte rund 30.000 Kilometer binnen weniger Tage.

Doch sein Patriotismus und seine Führungsstärke wurden in Argentinien immer wieder angezweifelt. Denn anders als Legenden von Boca Juniors - wie etwa Carlos Tevez - oder von River Plate - wie Gonzalo Higuain - wurde Messi nicht bei einem der Klubs groß, die in Argentinien als Heiligtum verehrt werden.

Und die immer wieder auftretenden Misserfolge besonders in Finals halfen Messi nicht bei seinem Standing. Zwar gewann er 2008 mit der U23 des Landes Olympiagold, doch danach folgten vier verlorene Finals mit der A-Nationalmannschaft - dreimal Copa America (2011, 2015 und 2016) sowie das WM-Endspiel 2014 in Rio gegen Deutschland.

Bei der Copa 2016 sorgte sogar Diego Maradona selbst für einen Affront, als er bei einem Promo-Event zu Brasiliens Legende Pele für alle hörbar meinte, Messi habe nicht die Persönlichkeit, um ein Führungsspieler zu sein. Offenbar dachte Maradona, die entsprechenden Mikrofone vor Ort seien abgestellt, was sie aber nicht waren. Einige Tage später folgte Messis Fehlschuss im Endspiel.

Es sollte danach noch fünf weitere Jahre dauern, bis der Edeltechniker im Maracana seine Karriere vollenden konnte.