Figo und ich "haben uns geschämt" - Rui Costa über Training mit Cristiano Ronaldo

Von Chris Lugert
Die Wege von Rui Costa und Cristiano Ronaldo kreuzten sich nur kurz, doch beim Spielmacher hinterließ diese Zeit bleibenden Eindruck.
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Die Wege von Rui Costa und Cristiano Ronaldo kreuzten sich nur kurz, doch beim Spielmacher hinterließ diese Zeit bleibenden Eindruck.

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Als die große Karriere des Cristiano Ronaldo erst so richtig durchstartete, trat ein anderer Stern am Fußballhimmel so ganz langsam in den Herbst seines Schaffens ein. Rui Costa prägte den Fußball der 1990er- und frühen 2000er-Jahre wie nur wenige andere, mit Benfica Lissabon, der AC Florenz und der AC Mailand gewann er Titel um Titel.

Mit der Nationalmannschaft wollte Costa im Jahr 2004 seine Laufbahn abrunden und vergolden. Was wäre besser geeignet, als mit dem EM-Titel im eigenen Land seine Karriere im Trikot der portugiesischen Selecao zu beenden?

Während das Turnier das letzte Hurra für Costa als Nationalspieler werden sollte, war die EM 2004 für Ronaldo seine erste große Bühne auf internationaler Ebene. Zarte 19 Jahre alt war Ronaldo damals, gerade hatte er seine erste Saison bei Manchester United hinter sich gebracht und bereits angedeutet, wozu er fähig sein könnte. Im August 2003 hatte er sein Länderspieldebüt für Portugal gegeben, gegen Kasachstan wurde er zur zweiten Halbzeit für Luis Figo eingewechselt.

Rui Costa: Cristiano Ronaldo "war besessen"

In dieser Zeit begegnete auch Costa dem jungen Cristiano erstmals auf dem Fußballplatz - und was er dort sah, machte ihn sprachlos. "Ich hatte das Privileg, gemeinsam mit Cristiano Ronaldo zu spielen, als er gerade in der Welt des Fußballs aufwuchs. In der Nationalmannschaft war er der Jüngste von allen, aber er hat sich sehr schnell integriert und jeden Tag hat er uns einen neuen Trick gezeigt. Er war wirklich besessen", erinnerte sich Costa.

Doch was der versammelten Elite des portugiesischen Fußballs wirklich unangenehm war: Die Tricks, die der junge Kerl da vorführte, waren für sie selbst einfach nicht machbar. "Die Wahrheit ist, dass wir uns geschämt haben, sie im Training vorzuführen und immer heimlich versucht haben, ihn zu imitieren. Ich, Figo und die anderen, wir haben versucht, ihn zu imitieren, aber wir hatten nie Erfolg", gibt Costa zu.

Im Laufe des Turniers wurde der Generationenwechsel dann auch auf dem Feld sichtbar. Ronaldo erarbeitete sich nach zwei Jokereinsätzen zu Beginn der EM im weiteren Verlauf seinen Stammplatz auf der linken Seite von Simao, Costa hingegen bekam immer weniger Spielzeit und musste auf der Zehnerposition Deco Platz machen, der wenige Wochen zuvor mit dem FC Porto die Champions League gewonnen hatte.

Costa blieb Titel mit Portugal verwehrt

Costas letztes Spiel für Portugal war das Finale gegen Griechenland, in dem er kurz nach dem 0:1-Rückstand eingewechselt wurde. Doch der strahlende Abschied blieb Costa verwehrt, auch der Stern im Herbst seines Schaffens konnte die Niederlage gegen die Mannschaft von Otto Rehhagel nicht mehr verhindern. Auch für Ronaldo, der 90 Minuten auf dem Feld stand, war es ein bitterer Moment. Doch anders als Costa, dessen Goldene Generation unvollendet blieb, konnte Ronaldo seinem Land 2016 doch noch zum EM-Titel verhelfen.

Costa spielte nach der bitteren Niederlage bei der EM noch zwei weitere Jahre für Milan, anschließend wechselte er noch einmal zurück zu seinem Jugendklub Benfica. Dort beendete er 2008 seine aktive Karriere. Inzwischen ist er Präsident des Klubs.

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