Schiri pfeift zwei Mal zu früh ab: Totales Chaos beim Afrika-Cup

Von SPOX/sid
Schiedsrichter Janny Sikazwe aus Sambia wurde zum Hauptdarsteller der Partie zwischen Tunesien und Mali
© getty

Was für eine Schlussphase beim Spiel zwischen Tunesien und Mali: Schiedsrichter Janny Sikazwe schuf sich plötzlich seine eigenen Regeln, pfiff die Partie ein paar Minuten zu früh ab - und löste damit heftige Tumulte aus.

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Was für ein Spiel beim Afrika Cup zwischen Tunesien und Mali! Aber nicht wegen des Spiels an sich oder des langweiligen Ergebnisses, Mali siegte mit 1:0 - sondern weil Schiedsrichter Janny Sikazwe aus Sambia die wohl denkwürdigste Schlussphase der Cup-Geschichte hinlegte.

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Sikazwe leitete die hektische Partie bis dahin sehr souverän, was er in den letzten Minuten der Partie aber veranstaltete, war einfach nur wild und endete in einem heillosen Chaos.

Afrika-Cup: Schiedsrichter pfeift einfach ab

85 Minuten lang lief alles einigermaßen reibungslos, dann startete Sikazwe aber seinen kuriosen Lauf. Der Unparteiische pfiff die Partie fünf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit aus heiterem Himmel ab, Tunesien lag da schon mit 0:1 zurück und protestierte natürlich lautstark.

Sikazwe ließ sich davon umstimmen und legte nur ein paar Momente später den nächsten unerklärlichen Auftritt hin. Nach einem an sich harmlosen Foul im Mittelfeld stellte er den Malier El Bilal Toure vom Platz - obwohl der VAR intervenierte, sich Sikazwe die Szene mehrmals am Bildschirm anschaute und eine Rote Karte völlig überzogen war.

Das war schon der zweite minutenlange VAR-Check, zuvor musste sich Sikazwe nach einer allerdings auch schwer einzusehenden Szene bei einem Elfmeterpfiff selbst korrigieren. Dazu kamen noch ein Elfmeter für Mali, der dann auch zum Siegtreffer führte plus insgesamt acht Auswechslungen - und das alles nur in der zweiten Halbzeit.

Afrika-Cup: Keine Nachspielzeit, kein Wiederanpfiff

Eine Nachspielzeit von sechs, sieben oder mehr Minuten wäre eigentlich angebracht gewesen. Sikazwe aber pfiff die Partie dann ein zweites Mal ab - nach 89 Minuten und 45 Sekunden. Also erneut schon wieder vor Ende der regulären Spielzeit und ohne die fällige Nachspielzeit spielen zu lassen.

Wieder tobte die tunesische Bank, Trainer- und Betreuerteam rannten auf den Platz, auch die Ersatzspieler mischten mit. Diesmal aber blieb Sikazwe hart, pfiff die Partie nicht wieder an. Und beendete damit eine wahrlich denkwürdige Schlussphase eines wilden Spiels. Sikazwe wurde von Ordnern und der Security geschützt in die Kabine begleitet. Eine halbe Stunde später stand dann Mali plötzlich wieder auf dem Platz, Tunesien aber nicht und auch von Schiedsrichter Sikazwe fehlte jede Spur.

Offenbar wollte der vierte Offizielle die restliche Spielzeit spielen lassen. Tunesien ließ sich aber nicht mehr blicken. Malis Spieler harrten ein paar Minuten aus, applaudierten sich dann selbst und gingen auch in die Kabine zurück.

 

"Tunesien-Trainer: "Meine Spieler lagen schon in der Eistonne"

Tunesien-Trainer Mondher Kebaier kriegte sich auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gar nicht mehr ein. "Ich bin jetzt seit 47 Jahren Trainer. Aber so etwas habe ich noch nie erlebt. Sogar der vierte Offizielle hatte schon die Tafel in der Hand, wollte die Nachspielzeit anzeigen. Und dann pfeift der einfach ab. Das ist inakzeptabel!" In der zweiten Halbzeit betrug die Netto-Spielzeit laut Opta-Analyst lediglich 17 Minuten und 28 Sekunden.

Und dann erklärte Kebaier, warum seine Spieler nicht mehr zurück auf den Rasen kamen. "Meine Spieler lagen schon seit 35 Minuten in der Eistonne, als sie zurück auf das Spielfeld sollten..."

Sein Pendant Mohamed Magassouba war da anderer Meinung. "Als wir aufgefordert wurden, wieder raus zu gehen und zu spielen, waren meine Spieler dafür voll motiviert. Nur leider wollten unsere Gegner nicht mehr aus der Kabine kommen." Das skurrile Ende eines skurrilen Nachmittags beim African Cup of Nations.

Schiedsrichter Sikazwe kein Unbekannter

Sikazwe ist zum fünften Mal für die Afrika-Meisterschaft nominiert, auch bei der WM 2018 war er dabei, leitete in Russland zwei Vorrundenspiele. Es ist nicht das erste Mal, dass er im Mittelpunkt einer Kontroverse steht. Sikazwe war einmal nach einem Spiel der afrikanischen Champions League wegen "Korruptionsverdachts" gesperrt worden, wie es in der damaligen Mitteilung des Kontinentalverbandes CAF hieß. Die Suspendierung wurde jedoch aufgrund fehlender Beweise wieder aufgehoben.

Auch die zweite Partie der Gruppe F zwischen Mauretanien und Gambia (0:1) in Limbe verlief keineswegs nach Plan: In drei (!) Versuchen wurde jeweils nicht die seit vier Jahren gültige, sondern die alte Hymne des Landes gespielt. Die mauretanischen Spieler schauten irritiert, einige schüttelten den Kopf.

Im dritten Spiel des Tages in Gruppe E feierte die Elfenbeinküste beim 1:0 (1:0) gegen Äquatorialguinea einen unspektakulären Favoritensieg.