Osasuna-Star Chimy Avila: Rosario-Tattoo mit 10, bewaffnet in Nachtclubs, heute LaLiga-Star

Von Lucas Neumann
Im Jugendalter versinkt Chimy Avila in der Kriminalität, später dient der Fußball als Ausweg. Mittlerweile startet der Stürmer in LaLiga bei Osasuna durch.
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Im Jugendalter versinkt Chimy Avila in der Kriminalität, später dient der Fußball als Ausweg. Mittlerweile startet der Stürmer in LaLiga bei Osasuna durch.

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Chimy Avilas tätowierter Körper gleicht einem Buch. Es erzählt die ungefilterte Geschichte eines argentinischen Jungen, der sich nach Jahren inmitten von Kriminalität, Gewalt und Drogen den Weg nach Spanien bahnt, um dort den Durchbruch als Fußballprofi zu schaffen.

"Das ist meine bisherige Reise", sagt der mittlerweile 27-Jährige im Gespräch mit ESPN und zeigt dabei auf seine zahlreichen Tattoos: "Die Leute sagen immer: Schau nicht zurück. Aber ich schaue immer zurück, denn wenn du nicht weißt, woher du kommst, weißt du nicht, wohin du gehst."

Chimy Avila: "Man weiß nie, wann die nächste Schießerei beginnt"

Luis Ezequiel Avila, meist einfach nur "Chimy" genannt wird, wächst in Rosario auf - eine Stadt in der nordöstlichen Provinz Santa Fe, die in der Fußballgemeinde vor allem als Geburtsstätte eines gewissen Lionel Messi Bekanntheit erlangte.

Das runde Leder spielt auch bei Avila in jungen Jahren bereits eine große Rolle, ebenso wie seine frühe Leidenschaft für Tattoos. "Mein erstes war das Wappen von Rosario Central, wo mein Bruder heute spielt. Wir waren schon immer große Fans", sagt er und verrät im gleichen Atemzug, dass er sich besagtes Wappen im zarten Alter von zehn Jahren kurzerhand selbst stach. "So macht man das eben in unserem Barrio (Stadtviertel, Anm. d. Red.)", lacht Avila.

Sein Lächeln weicht allerdings schnell einer ernsten Miene, als er über seinen damaligen Alltag im Stadtteil Empalme berichtet: "Man weiß nie, wann die nächste Schießerei beginnt. Ich hatte Freunde, die ins Schussfeld geraten und gestorben sind. Viele sind heute nicht mehr hier, andere sitzen im Gefängnis."

Dennoch sei die Versuchung, selbst Teil krimineller Machenschaften zu werden, stets zu groß gewesen. "Es gab zwei Wege. Ich hätte studieren, arbeiten und den richtigen Weg einschlagen können, doch das war schwer. Der andere Weg war schlichtweg einfacher. Es war einfacher, eine Pistole zu kaufen als ein Schulbuch." Also entschied er sich für den "einfachen" Weg und versank in der Kriminalität.

"Ich habe alles getan, was man sich nur vorstellen kann. Ich lief bewaffnet herum und kämpfte in Nachtclubs, hing mit Leuten ab, die die ganze Zeit den schlechten Weg gingen", so Avila.

Volltattooviert: Chimy Avilas Körper ist ein einziges Kunstwerk.
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Volltattooviert: Chimy Avilas Körper ist ein einziges Kunstwerk.

Fußball als "Fluchtweg": Chimy Avila startet in LaLiga durch

Dennoch verfolgte er weiterhin seine fußballerische Leidenschaft und erkannte darin allmählich eine Art "Fluchtweg", wie er es heute beschreibt. Mit der Unterstützung seiner Familie und dank seines starken Glaubens gelang es Avila über die Jahre tatsächlich, im Profibereich Fuß zu fassen.

Über die beiden argentinischen Klubs Tiro Federal und San Lorenzo landete er zunächst auf Leihbasis beim spanischen Zweitligisten SD Huesca, ehe er im Sommer 2019 vom CA Osasuna fest verpflichet wurde.

Dort warf ihn ein Kreuzbandriss zunächst komplett aus der Bahn, doch seit seiner Rückkehr hat sich der Mittelstürmer im Team von Trainer Jagoba Arrasate etabliert. In der laufenden LaLiga-Saison wurde er in jedem der 15 Spiele eingesetzt, fünfmal durfte er dabei von Beginn an ran und erzielte bis dato zwei Tore.

Avilas Kapitel in der spanischen Beletage wird also gerade noch geschrieben. Mit Blick auf seinen beinahe komplett bemalten Körper bleiben allerdings nicht mehr viele Lücken, um seine Geschichte weiterhin festzuhalten. "Bald habe ich keinen Platz mehr", grinst Avila und fügt an: "Deshalb beschränke ich mich ab jetzt auf kleinere Tattoos."

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