Nach der WM 2010 standen Mesut Özil alle Türen offen. Er hätte einen Wechsel zu Barca bevorzugt, schloss sich aber aus einem speziellen Grund Real an.
Aus sportlicher Sicht wurde es um Mesut Özil in den vergangenen anderthalb Jahren ziemlich ruhig. Beim FC Arsenal, für den er seit 2013 auflief, geriet er aufs Abstellgleis, seine Karriere in der deutschen Nationalmannschaft hatte er im Anschluss an die enttäuschende WM 2018 unter enormen Nebengeräuschen für beendet erklärt.
Acht Jahre vor seinem Rücktritt aus dem DFB-Team zählte der gebürtige Gelsenkirchener jedoch zu den am meisten umworbenen Akteuren Europas. Mit Werder Bremen hatte Özil die Qualifikation für die Champions League klargemacht, bei der Weltmeisterschaft in Südafrika die Fans mit seiner herausragenden Technik begeistert.
Gleich fünf absolute Top-Klubs hätten nach dem prestigeträchtigen Turnier, das Deutschland als Dritter abschloss, um Özils Dienste gebuhlt. Das verrät der mittlerweile 32-Jährige zumindest in seiner Biografie "Die Magie des Spiels", die 2017 auf den Markt kam.
"Fünf Vereine kamen nach dem WM 2010 in Südafrika für mich infrage", schreibt Özil und ergänzt: "Arsenal war bereits interessiert, Manchester United ebenfalls. Auch Bayern München sowie Barcelona und Real Madrid."
Fünf Top-Klubs buhlten 2010 um Mesut Özil
Özil zufolge wurden zunächst konkrete Gespräche mit dem deutschen Rekordmeister geführt: "Mein Berater traf sich mit Bayern. Die Bosse erzählten ihm, was sie mit mir vorhaben, wie sie mich einsetzen wollen." Im Nachgang habe es ähnliche Treffen mit den restlichen aufgezählten Vereinen gegeben.
Ein Wechsel in die bayrische Landeshauptstadt wurde vonseiten Özils offenbar recht schnell ausgeschlossen. "2010 war Bayern noch ein deutliches Stück von Barcelona und Real Madrid entfernt." Anstelle der Bayern rückten die Katalanen in den engsten Favoritenkreis, kristallisierten sich als Wunschziel für den Mittelfeldmann heraus.
"Bevor ich persönlich in Barcelona war, war ich davon überzeugt, dorthin zu gehen. Zumindest wies die Tendenz klar in diese Richtung", erinnert sich Özil. Er begründet: "Keine Mannschaft spielte zu dieser Zeit schöneren Fußball." Doch aus der Schwärmerei für die Blaugrana wurde schon bald bittere Enttäuschung.
Der Grund: Barca-Trainer Pep Guardiola. Dieser habe nämlich das große Interesse der Özil-Seite nicht unbedingt erwidert - und war zu den Verhandlungen nicht erschienen. "Die Abwesenheit von Pep Guardiola machte mich stutzig. Als mein Berater und ich aus Barcelona zurückflogen, stellte ich ihm immer und immer wieder eine Frage: 'Warum war der Trainer nicht da?'" Guardiola sei im Urlaub gewesen, erklärte der Berater.
Mesut Özil: "Guardiola sandte mir kein Signal"
Aber auch nach Beendigung der Ferien habe der Star-Coach keine Anstalten gemacht, sich um den damaligen Bremer zu bemühen. "Guardiola rief mich in den folgenden Tage nicht an. Er schickte nicht mal eine SMS. Er sandte mir kein Signal, dass er mich auch wollte. Dementsprechend nahm meine Begeisterung für Barca stetig ab."
Während vonseiten Guardiolas keinerlei Avancen gemacht wurden, bemühte sich dessen Trainer-Kollege Jose Mourinho jedoch umso mehr darum, Özil zu Real Madrid zu lotsen. "Wegen Guardiolas Verhalten wollte ich letztlich nicht zu Barcelona", schreibt Özil. "Vor allem auch, weil Mourinho gleichzeitig so sehr kämpfte. So überzeugend war er. So herzlich. So bemüht. Er war das komplette Gegenteil vom Barca-Trainer. Also entschied ich mich für Jose Mourinho und Real Madrid."
17 Millionen Euro Ablöse überwiesen die Königlichen im Gegenzug nach Bremen. Özil erhielt beim spanischen Schwergewicht zunächst die Rückennummer 23, in der Folgesaison lief er mit der prestigeträchtigen "10" auf. In Madrid entwickelte sich der ehemalige Schalker unter Mourinho zu einem Weltklasse-Spieler, den Gunners war er 2013 satte 47 Millionen Euro wert. Nach siebeneinhalb Jahren in London ging Özil Ende Januar 2021 zu Fenerbahce nach Istanbul.