Ehemaliger Marseille-Patron und Adidas-Besitzer Tapie im Alter von 78 Jahren gestorben

SID
Bernard Tapie.
© getty

Bernard Tapie ist tot. Der einstige Präsident von Olympique Marseille und Besitzer von Adidas war in Frankreich so erfolgreich wie umstritten.

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Er war Geschäftsmann, Politiker und Sport-Manager. Meistens erfolgreich, stets umstritten, oft skandalumwittert. Bernard Tapie, einst Eigentümer von Olympique Marseille, war ein Strippenzieher, eine schillernde Figur mit dem Drang zur Selbstdarstellung und mehr als nur einem Fuß im Gefängnis. Am Sonntag verstarb der frühere Adidas-Besitzer im Alter von 78 Jahren. Den Tod bestätigte seine Familie der Zeitung La Provence.

Die Weltmeister Kylian Mbappe und Bixente Lizarazu kondolierten ebenso wie Bernard Hinault, der unter der Führung von Tapie Sieger der Tour de France geworden war - bis heute als letzter Franzose. Präsident Emmanuel Macron lobte Tapies "Ehrgeiz, Energie und Enthusiasmus", damit habe er "Generationen von Franzosen inspiriert". Tapie habe nie aufgegeben, seine Kampfbereitschaft, so Macron, habe Berge versetzen können.

Olympique Marseille trauerte um den "Grand Monsieur" (Mbappe), der "eine große Lücke in den Marseiller Herzen hinterlassen und für immer eine Legende des Vereins bleiben" wird. Auch die Rivalen Paris St. Germain und Olympique Lyon drückten ihr Beileid aus.

In Deutschland war Tapie vor allem als ehemaliger Adidas-Besitzer bekannt. Der Verkauf seiner Anteile an dem deutschen Sportartikelhersteller beschäftigte jahrelang Gerichte. Im Juli 2019 wurde er in der Adidas-Affäre vom Vorwurf des Betrugs und der Hinterziehung öffentlicher Gelder freigesprochen. Nicht immer ging es vor Gericht so gut für ihn aus.

Bernard Tapie: Skandal bei Olympique Marseille

Mit "OM" sorgte er für einen der größten Skandale in der europäischen Fußballgeschichte. Nach einer Schmiergeldaffäre um den Verein, den er 1986 gekauft hatte, wurde er Ende 1995 zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Zuvor hatte der Klub unter seiner Führung viermal den Meistertitel und 1993 die Champions League gewonnen, als noch immer einziger Klub aus Frankreich. Seine Familie kündigte an, dass Tapie in Marseille beerdigt wird.

Tapie hatte Franz Beckenbauer 1990 nach dem WM-Triumph in Italien als Trainer nach Marseille geholt, der "Kaiser" wechselte wenig später auf den Posten des Technischen Direktors. Auch Rudi Völler spielte von 1992 bis 1994 für "OM". Er habe Tapie "als schillernde und führungsstarke Figur erlebt", sagte Völler dem SID: "Mit seinem Namen sind die großen Erfolge dieses Klubs unweigerlich verbunden. Bernard Tapie war als Marseilles Präsident eine große Kämpfernatur."

Es war die große Zeit Tapies. Als Vereinspräsident, Sportartikel-Mogul und Politiker - unter Staatspräsident Francois Mitterrand war er Städtebauminister und saß später in der Nationalversammlung - hatte er den Höhepunkt erreicht.

Dann kam der Absturz und das Gefängnis. Sechs Monate saß Tapie 1997 ab und kämpfte fortan weiter mit der Justiz. Zuletzt erfolgreich, aber sehr geschwächt. Tapie, der sich auch als Sänger, Moderator und Schauspieler versuchte, litt seit Jahren an Krebs. In den vergangenen Monaten hatte sich sein Zustand deutlich verschlechtert.

Dem Sport war Tapie stets verbunden, zunächst als Rennfahrer in der Formel 3, dann als Radsport-Manager des legendären Teams La Vie Claire, zu dem auch die Tour-Sieger Hinault und Greg LeMond gehörten. Am Sonntag würdigte Hinault den Verstorbenen. "Er war ein außergewöhnlicher Charakter", sagte der fünfmalige Tour-Champion der Nachrichtenagentur AFP: "Es gibt Gewinner und Verlierer. Er gehörte zur ersten Kategorie."