Gerrard-Cousin Bobby Duncan bei der AC Florenz: Auch die Sonne hilft nicht immer

Bobby Duncan erzielte bisher in zwölf Pflichtspielen für die U19 der AC Florenz vier Tore und gab eine Vorlage.
© imago images / Gribaudi/ImagePhoto

Vor einem Jahr wechselte Steven Gerrards Cousin Bobby Duncan (19) begleitet von schweren Mobbing-Vorwürfen vom FC Liverpool zur AC Florenz. Wirklich ausgezahlt hat sich der Transfer bisher nicht.

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Mitte November gab das damals 18-jährige Fußballtalent Bobby Duncan aus Whiston bei Liverpool Einblicke in sein neues Leben in Florenz, wo er neuerdings für die örtliche Associazione Calcio spielt. "Die Stadt ist irre", erzählte er dem Portal Viola Nation und berichtete begeistert von Besuchen auf der Piazzale Michelangelo ("unglaublich"), der Piazza Ferrucci ("fühlt sich wie zuhause an") und seinem neuen Lieblings-Restaurant, einem Sushi-Laden namens Koko's.

Und dazu die Sonne! "Wenn ich in Liverpool bin und es regnet, zweifle ich schon am Morgen. In Florenz sehe ich dagegen den Sonnenschein, bin bereit für den Tag und glücklich", sagte Duncan damals. Die Sonne scheint auch ein Dreivierteljahr später noch über Florenz, Zweifel gibt es mittlerweile aber trotzdem.

Zweifel ist Duncan genauso gewohnt wie hohe Ansprüche, womöglich zu hohe? Duncan kam im Juni 2001 in Whiston zur Welt, sein Cousin Steven Gerrard hatte gerade mit dem FC Liverpool den UEFA Cup gewonnen. Da Duncan ebenfalls ein talentierter Fußballer ist und eine Profikarriere anstrebt, ist er bald nicht mehr Duncan, sondern Gerrards Cousin.

Er spielt in der Jugend für Wigan Athletic und Manchester City, ehe er im Sommer 2018 zum FC Liverpool wechselt. Gerrards FC Liverpool. Sein Traumwechsel, der letztlich im Albtraum endete. Nach nur einem Jahr verließ er den Klub begleitet von schweren Mobbing-Vorwürfen schon wieder. Was war passiert?

Bobby Duncan beim FC Liverpool: Tore und Mobbing-Vorwürfe

Zunächst lief alles bestens, der 1,76 Meter große Mittelstürmer schoss für Liverpools Jugendmannschaften in 36 Pflichtspielen 25 Tore und holte mit der U18 den prestigeträchtigen FA Youth Cup. Dann wurde es merkwürdig.

"Vor dem Ende der Saison hatte Bobby Treffen mit den Verantwortlichen des Vereins, darunter Akademieleiter Alex Inglethorpe", erklärte sein damaliger Berater Saif Rubie in einem Tweet, den er kurz darauf löschte. "Dabei wurde anerkannt, dass Bobby in Liverpool aus verschiedenen Gründen nicht glücklich war und Alex hat uns offeriert, Angebote für einen Wechsel einzuholen." Die verschiedenen Gründe lauteten: Einsätze für die Profimannschaft.

Natürlich bekam Duncan zahlreiche Angebote, doch Liverpool lehnte sie alle ab - was ihm nach Angaben seines Beraters zusetzte: "Er leidet unter tiefgehendem psychischen Stress, in den ihn der Klub befördert hat. Stress, weil man ihm gesagt hat, dass er gehen kann, um ihn dann zu zwingen, gegen seinen Willen zu bleiben. Es ist ein trauriger Umstand, dass ein Verein wie Liverpool mit mentalem Mobbing davonkommt und das Leben eines jungen Mannes wie Bobby zerstört."

Bobby Duncans durchwachsene Zeit bei der AC Florenz

Liverpool wies alle Vorwürfe entschieden zurück und verkaufte Duncan für angeblich rund zwei Millionen Euro samt Weiterverkaufs-Beteiligung in Höhe von 20 Prozent an die AC Florenz. Dort lief es zunächst auch gut: Duncan besuchte spannende Orte wie die Piazzale Michelangelo, die Piazza Ferrucci und das Sushi-Restaurant Koko's und erzielte für die U19 auch ein paar Tore, darunter ein außerordentlich schönes aus knapp 30 Metern.

"Das nächste Jahr wird meines", kündigte Duncan im November an. Seitdem aber gelangen ihm weder weitere Treffer noch Nominierungen für den Profikader - mit denen er offenbar fest gerechnet hatte. "Er dachte, er würde sofort für Fiorentina spielen, aber das ist nicht so einfach", erklärte Florenz' Sportdirektor Daniele Prade. Hohe Ansprüche, womöglich zu hohe?

Im Winter wollte ihn der Klub angeblich sogar abgeben, durfte das jedoch nicht, da Duncan im Laufe der Saison bereits für Liverpool und Florenz gespielt hatte. Inzwischen hat sich Duncan von seinem Berater Rubie getrennt, der von der englischen FA zuvor wegen unangebrachter Tweets für fünf Wochen gesperrt und mit einer Gelstrafe in Höhe von 10.000 Pfund belegt worden war.

Wie es mit Duncan weitergeht ist unklar, mit der italienischen Spielweise habe er sich nach eigener Auskunft genau wie mit der Sonne immerhin schon angefreundet. "Ich glaube, ich passe besser zum italienischen Fußball", sagte er. "In Italien geht es kämpferischer zu. Wenn du den Platz betrittst, herrscht hier Krieg. Ich liebe es, Tore zu schießen, aber mir gefällt auch die dreckige Seite des Spiels."

Bobby Duncans Leistungsdaten für Liverpool und Florenz

KlubPflichtspieleToreAssists
FC Liverpool U18/U19/U2339258
AC Florenz U191241
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