Als Dries Mertens in der zweiten Liga um seine Karriere kämpfte: Der Klebstoff machte die Sandwiches

Dries Mertens im Trikot von AGOVV Apeldoorn im Oktober 2007.
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Dries Mertens ist heute 33 Jahre alt und geteilter Rekordtorschütze des SSC Neapel - der Sprung in eine erste Liga gelang ihm einst aber erst mit 22. Davor spielte er drei Saisons für den niederländischen Zweitligisten AGOVV Apeldoorn. Zwei Weggefährten erinnern sich an die Zeit, als Mertens um seine Karriere kämpfte.

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Für ihn musste Dries Mertens immer eine Ausnahme machen, das weiß Julius Wille noch heute ganz genau. Er konnte sich einfach nicht begeistern für die Spezialität der WGs in der Asselsestraat im Zentrum von Apeldoorn. "Dries hat immer für alle Sandwiches mit frittiertem Hähnchen und Pommes zubereitet", sagt Wille im Gespräch mit SPOX und Goal. "Aber ich habe mich geweigert, das auch nur zu probieren. Mir musste er immer irgendwas anderes machen."

Mertens' Sandwiches waren die kulinarische Begleiterscheinung von langen Abenden eines Haufens junger Burschen, die sich alle ins Städtchen Apeldoorn verirrt hatten, um für den lokalen Klub AGOVV Apeldoorn in der zweiten niederländischen Liga Fußball zu spielen. 18, 19, 20, 21 Jahre waren sie damals alt und sie alle träumten von der großen Profi-Karriere.

Diejenigen, die nicht aus der Gegend kamen oder eigene Wohnungen hatten, brachte der Klub in der Asselsestraat in WGs unter. Mertens wohnte hier genau wie vier belgische Landsleute. Darunter Nacer Chadli, heute beim RSC Anderlecht unter Vertrag und auch Mertens' Kollege in der belgischen Nationalmannschaft.

"Diese WGs waren neben dem Trainingsgelände der zweite Gemeinschaftsort für die ganze Mannschaft. Dort haben sich alle willkommen gefühlt", erinnert sich Wille, der bei seinem Teamkollegen oft zu Besuch war. "Wir haben Karten oder Playstation gespielt, Musik gehört oder einfach nur geredet. Wenn es spät wurde, haben viele Spieler danach auf dem Boden auf Matratzen übernachtet."

Dries Mertens: Älter als sein Körper

Mertens kam im Sommer 2006 nach Apeldoorn, 19 Jahre war er damals bereits alt. In einer Zeit, in der die größten Talente meist schon als Teenager Stammspieler bei Weltklubs sind, muss man sagen: Mertens kam als Gescheiterter. Er hatte im Nachwuchs von Anderlecht gespielt, doch mit 16 musste er gehen. Zu klein, zu schmächtig. Dann bekam er eine Chance bei der KAA Gent, doch mit 18 musste er erneut gehen. Wieder: Zu klein, zu schmächtig. "Als 18-Jähriger hatte ich den Körper eines 15-Jährigen", gab Mertens später zu.

Fortan stürmte er zunächst per Leihe bei einem belgischen Drittligisten mit dem durchaus lustigen Namen SC Eendracht Aalst, dann ging er nach Apeldoorn. Es sollte der Ort werden, in dem aus einem Burschen ein Mann wurde. Für Mertens war es der perfekte Karriereschritt.

Weil er vermeintlich zu klein und zu schmächtig war, musste Dries Mertens einst die Nachwuchsabteilungen des RSC Anderlecht und der KAA Gent verlassen.
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Weil er vermeintlich zu klein und zu schmächtig war, musste Dries Mertens einst die Nachwuchsabteilungen des RSC Anderlecht und der KAA Gent verlassen.

Dries Mertens' Anfänge bei AGOVV Apeldoorn

Gleich in seiner ersten Saison erkämpfte er sich einen Stammplatz - das Talent war für alle sichtbar, aber es mangelte ihm an Effektivität: Zwei Tore, kein Assist. Und für seine Mannschaft lief es nicht besser. Apeldoorn wurde Tabellenletzter, musste aber immerhin nicht absteigen, weil es in der zweiten niederländischen Liga damals keine Absteiger gab.

Koen Garritsen spielte in jener Saison für Apeldoorns Ligarivalen Fortuna Sittard. Beim direkten Duell fiel ihm der 18-Jährige im Körper eines 15-Jährigen direkt auf. "Er war ein unfassbar kleiner Kerl, aber gleichzeitig der schnellste Spieler, den ich je gesehen habe. Seine erste Ballberührung war unfassbar. Man hatte immer das Gefühl, dass er genau wusste, was er mit dem Ball machen will, noch bevor er ihn überhaupt bekommen hat", erinnert sich Garritsen im Gespräch mit SPOX und Goal. "Am meisten beeindruckt haben mich aber seine Richtungswechsel. Während ich mich im Zweikampf noch wie ein Elefant gedreht habe, war er schon längst vorbei."

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