Der gejagte Schwede

Von Ben Barthmann
Victor Lindelöf spielte in der vergangenen Saison mit SL Benfica gegen den FC Bayern München
© getty

Seit Monaten halten sich die Gerüchte rund um Victor Lindelöf und einen Wechsel in die Premier League. Besonders Manchester United soll am Verteidiger von Dortmunds Champions-League-Gegner SL Benfica interessiert sein.

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Ein Schwede ist in Portugal nicht oft anzutreffen. Dennoch entschloss sich Victor Lindelöf 2012 zu einem Wechsel zu Benfica. Er verließ seine schwedische Heimat und kehrte Jugendverein Vasteras den Rücken. In der Wintertransferperiode 16/17 schien nun vor allem Manchester United sich genau mit dem 22-jährigen Innenverteidiger zu beschäftigen.

Mit dem Achtelfinale der Champions League vor der Tür, lohnt es sich, einen Blick auf Lindelöf zu werfen, treffen die Portugiesen doch auf Borussia Dortmund (20.45 Uhr im LIVETICKER). Gegen den BVB wird der Defensivmann den nächsten Schritt zum internationalen Topstar machen - oder?

Lindelöf wird eine große Zukunft prophezeit, seit er im Mai 2014 gegen den FC Porto sein Ligadebüt für Benfica gab. Bisher erfolgte der Wechsel in eine größere Liga jedoch noch nicht, dafür aber die Berufung in die Nationalmannschaft für Schweden. Bei der EM 2016 stand er bei allen drei Spielen in der Startformation. Was sind seine Stärken und Schwächen?

Die Defensive

Im Defensivspiel weiß Lindelöf ohne Frage zu überzeugen. Der 22-Jährige sticht durch seine herausragenden körperlichen Voraussetzungen heraus, läuft er doch mit Gardemaß von 1,87 Metern auf. An Schnelligkeit hat er dennoch nicht eingebüßt, bisweilen wird er auch auf der Außenbahn eingesetzt.

Hauptsächlich ist der Schwede jedoch zentral zu finden. Als Innenverteidiger bringt er eine sehr gute Sprungkraft mit und lässt kein Luftduell aus. Diese kann er meist für sich entscheiden, insgesamt agiert er körperlich sehr robust und weiß, wie er Gegner durch Verteidigung mit dem Oberkörper vom Ball trennen kann.

Bei aller Stärke in der Luft fällt aber eine gewisse Ungenauigkeit auf. Lindelöf wehrt Bälle regelmäßig in die Mitte oder zu einem Gegenspieler ab. Das passiert bisweilen gar ohne direkten Gegnerdruck, da das Timing und die Körperhaltung nicht exakt abgestimmt sind. Das hindert ihn jedoch nicht daran, bei eigenen Standards eine enorme Gefahr auszustrahlen.

Lindelöf zeigt sich im defensiven Eins gegen Eins spielintelligent, vermeidet Grätschen und Tacklings, sondern versucht, den Gegner abzudrängen und eventuelle Abspiele abzublocken. Das schlägt sich in einer geringen Anzahl an Fouls nieder. Er verteidigt konsequent, aber immer fair.

Er agiert im Team von Benfica sehr weiträumig. Gerne sichert er den Außenverteidiger ab und findet sich dann nahe der Seitenlinie wieder. Das kann ebenso Anweisung wie Instinkt sein, der 22-Jährige weiß sich dort aber intelligent zu verhalten und verzögert Angriffe, um seinen Mitspielern das Sortieren zu ermöglichen.

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Bisweilen agiert Lindelöf in seinem Defensivspiel jedoch ein wenig zu übermütig, versucht Situationen unter Gegnerdruck mit einem Dribbling zu lösen oder den Ausball zu provozieren. Das kann seinem Kontrahenten eine zweite Chance einbringen, den Ball nochmals gefährlich zu machen.

Die Offensive

Gerade als ballsicherer und passfreudiger Verteidiger wird Lindelöf gerne angeführt. Der Schwede weist tatsächlich sehr gute Passquoten auf und versucht, in aller Regel den kurzen Ball zu spielen. Mit Vergangenheit im zentralen Mittelfeld bringt er auch eine gewisse Sicherheit am Ball mit.

Diese ist allerdings nicht immer gegeben. Lindelöf stößt gerne mit Ball am Fuß etwas in die gegnerische Hälfte vor, sucht dann aber vor allem risikoarme Zuspiele. Bälle in Zwischenlinienräume versucht er nur selten und geht damit möglichst wenig Risiko.

Auch das trägt zur hohen Passquote bei. Er wird bei Benfica meist als linker Innenverteidiger eingesetzt und konzentriert sich dementsprechend vor allem auf die linke Hälfte des Felds. Dort setzt er einen Mitspieler meist kurz ein oder spielt diagonal raus zum linken Mittelfeldspieler.

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Lange Bälle spielt Lindelöf häufig auf die rechte Seite. Kann er bei seinem Vorstoß keinen Anspielpartner finden, bricht er ab und verlagert das Spiel nach rechts. Wird der 22-Jährige unter Druck gesetzt, neigt er dazu, den Ball weit zu treiben und ihn mit seinem Körper abzuschirmen.

Das funktioniert nicht mehr, wenn er gedoppelt wird, wie beispielsweise bei einem gut ausgeführten Rückwärtspressing des Gegners. So ist Lindelöf insgesamt ein ordentlicher, wenngleich kein herausragender Verteidiger mit Ball am Fuß, der sehr auf seinen rechten Fuß angewiesen ist.

Er konzentriert sich lieber auf simplen Spielvortrag, Schnittstellenpässe im Stile eines Jerome Boateng oder Gerard Pique sucht man vergeblich. Ähnlichkeiten mit Pique bestehen jedoch in bisweiligem Vorstoßen bei Angriffszenen.

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