Aigner bestreitet Kenntnis

SID
Aigners Aussagen sorgen für Verwirrung
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Das angeblich entlastende Dokument, das für den suspendierten UEFA-Präsidenten Michel Platini "alles" ändern soll, wirft immer mehr Fragen auf.

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"Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein solches Papier gegeben hat", sagte Gerhard Aigner (72), der ehemalige Generalsekretär der UEFA, dem SID am Montag - von der dubiosen FIFA-Millionen-Zahlung an Platini habe er nichts gewusst. Dem 60-jährigen Franzosen droht wegen des ungeklärten Vorgangs eine lebenslange Sperre.

"Platini war seinerzeit kein Mitglied des UEFA-Exkos. Weshalb hätte sich die UEFA für seine Privatsachen interessieren sollen?", fragte Aigner und verwies damit den Medienbericht, der Platini am Sonntag hatte aufatmen lassen, ins Reich der Fabeln.

Die französische Zeitung Journal du Dimanche hatte berichtet, dass die UEFA-Exekutive bereits im November 1998 über Platinis "Nebenjob" beim inzwischen ebenfalls suspendierten FIFA-Präsidenten Joseph S. Blatter (Schweiz) informiert gewesen sei, inklusive des jährlichen Honorars von einer Million Schweizer Franken.

90 Tage Sperre

Die Zeitung bezieht sich auf ein Dokument, das am 12. November 1998 bei einer Exko-Sitzung in Stockholm vorlegt worden sei. "La note que change tout - die Notiz die alles ändert", schrieb die Zeitung.

Die Info kam angeblich von Blatter selbst. Der 79-Jährige war im Juni 1998 zum neuen FIFA-Boss gewählt worden und hat danach angeblich angekündigt, dass Platini in Zukunft für die FIFA arbeiten werde.

"Das Dokument ist der schriftliche Beweis eines mündliches Vertrages. Es beweist nicht nur die Existenz eines Arbeitsvertrages zwischen Michel Platini und der FIFA 1998, sondern belegt auch die Höhe der Dotierung", sagte Platini-Anwalt Thibaud d'Ales der Nachrichtenagentur AFP.

Weil jegliche Beweise für Platinis Abmachung mit Blatter aber bislang fehlten, hatte die FIFA-Ethikkommission beide im Oktober zunächst für 90 Tage suspendiert.

Aigner weiß von nichts

Gegen diese Sperre legte Platini im November Einspruch beim Internationalen Sportgerichtshof ein. Wie der CAS nun am Montag mitteilte, werde in dieser Sache bis Freitag eine Entscheidung fallen.

Platini hatte insgesamt umgerechnet 1,8 Millionen Euro von Blatter für eine Beratertätigkeit erhalten - allerdings erst knapp zehn Jahre später, ausgerechnet im Vorfeld des Präsidentenwahlkampfes 2011, den Blatter dann mit Platinis Unterstützung gewann.

Bestätigen die FIFA-Ethiker den Verdacht der unlauteren Zahlung, droht "Blattini" eine lebenslange Sperre. Für Platini, der erst 2002 in die Exekutivkomitees der FIFA und UEFA aufrückte, wäre es das endgültige Ende seiner Präsidentschaftsambitionen bei der FIFA.

"Wir wussten, dass er Blatter unterstützt, und allen war klar, dass er das wohl nicht gratis tun würde. Aber wir kannten ja nicht einmal das Gehalt des gerade gegen unseren UEFA-Präsidenten Lennart Johansson gewählten Präsidenten Blatter - was hätte uns da das Honorar von Platini interessieren sollen?", fragte Aigner.

Urteil bis Weihnachten

Der Ex-Generalsekretär könne sich jedenfalls "an ein solches Papier nicht erinnern", er könne "es nach all der Zeit aber auch nicht ausschließen."

Sollte der "Fall Platini/Blatter aber ein Diskussionsthema gewesen sein, müsste das ja im Sitzungsprotokoll festgehalten worden sein", sagte Aigner. Die UEFA lies eine SID-Anfrage zum damaligen Protokoll zunächst unbeantwortet.

Sowohl Blatter als auch Platini sollen zwischen dem 16. und 18. Dezember durch die rechtsprechende Kammer der FIFA-Ethikkommission vernommen werden. Beide stritten die Vorwürfe bislang vehement ab. Nach SID-Informationen soll bis Weihnachten ein Urteil gesprochen werden.

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