Fernab der Normalität

Von Max Schöngen
Celtic hat seine Vormachtstellung in Schottland eingebüßt
© getty

In Schottland muss man an der Tabellenspitze vergeblich nach einem Verein aus Glasgow suchen, in Dänemark dümpelt Kopenhagen vor sich hin und in der Ukraine ist vor allem eine Mannschaft massiv von der politischen Lage getroffen. Eine Reihe von Klubs hat sich in der laufenden Saison noch nicht mit Ruhm bekleckert. Nach den positiven Überraschungen beleuchtet SPOX nun die negativen.

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Celtic Glasgow

8 Spiele - 4 Siege, 2 Remis, 2 Niederlagen - 15:7 Tore - 14 Punkte

Tabellenplatz: 6

Es war eine drastische Ausdrucksweise, die Jürgen Klopp vor rund zwei Jahren wählte, als er von ausländischen Journalisten auf das Kräfteverhältnis in der Bundesliga angesprochen wurde.

Schon zuvor hatte das geflügelte Wort "spanischen Verhältnisse" die Runde gemacht, der BVB-Trainer aber griff zu einer Steigerung und sprach - zum Schrecken Vieler - gar von "schottischen Verhältnissen".

Die schottische Liga, ohnehin nicht bekannt für ihre Ausgeglichenheit und Spannung, wurde wenige Monate zuvor von der Insolvenz der Rekordmeisters Glasgow Rangers ins Mark getroffen. Die stets wiederkehrende Frage "Celtcs oder Rangers?" stellte sich von nun an nicht mehr, über Jahre hinweg drohte die Alleinherrschaft eines einzelnen Klubs - zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Rangers wieder erstklassig werden würden.

Keine schottischen Verhältnisse

An den Kräfteverhältnissen in Deutschland hat sich bis heute nicht viel getan, von "schottischen Verhältnissen" aber zu sprechen, wäre aber wohl auch nicht ganz richtig. Immerhin ist die schottische Liga von schottischen Verhältnissen derzeit meilenweit entfernt.

Lediglich auf dem sechsten Platz rangiert der haushohe Titelfavorit, bereits zwei Niederlagen kassierten die Bhoys - zum Vergleich: In der gesamten Vorsaison, die man mit stolzen 29 Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten beendete, gab es gerade mal ein verlorenes Spiel.

Umbruch und neuer Trainer

Der sportliche Misserfolg der Grün-Weißen ist ohne jeden Zweifel eine Überraschung, aber er hat auch Gründe. Vergleicht man den jetzigen Kader mit dem der Vorsaison, dann ist es wohl eine Untertreibung, von einem Umbruch zu sprechen: 13 Neuzugänge hatte der amtierende Meister vor der Saison zu verzeichnen, dem gegenüber standen 17 Abgänge.

Abgewanderte Spieler wie Georgios Samaras oder auch Keeper Fraser Foster werden vermisst, von neu hinzugekommenen wie Jo Inge Berget, John Guidetti oder Stefan Scepovic hatte man sich definitiv mehr versprochen.

Hinzu kommt der Trainerwechsel, der nach dem Ende der vergangenen Saison durchgeführt wurde.

Bereits großer Rückstand

Celtic-Urgestein Neil Lennon, der nach der vergangenen Saison seinen Rücktritt erklärte, hat an der Seitenlinie große Fußspuren hinterlassen - augenscheinlich zu groß für seinen Nachfolger Ronny Delia, wie sich schon früh in der Saison herausstellte. Schon nach wenigen Wochen hatte sich Delia viel Kredit verspielt, als das Team in den Champions-League-Playoffs scheiterte.

Das erste große Saisonziel verpasst, liegt das Team auch in der Liga bereits sechs Punkte hinter Tabellenführer Hamilton Academical zurück, die Geduld in Glasgow dürfte sich langsam dem Ende zu neigen.

Fast scheint es, als würden sogar eingefleischte Celtic-Fans die Tage rückwärts zählen, bis zu dem Moment, an dem der verhasste Stadtrivale endlich wieder aus den Untiefen des schottischen Fußballs emporsteigt und das nächste Old Firm gefeiert werden kann.

"The Journey" stockt

Doch entgegen aller Erwartungen läuft es auch bei den Rangers nicht wie erhofft in der zweiten schottischen Liga. Nur Platz 2 hinter Heart of Midlothian ist nicht das, was sich die Fans vorgestellt hatten. "The Journey" hatten die Anhänger des Rekordmeisters das Unternehmen "Rückkehr in die Premier League" nach dem Zwangsabstieg getauft.

Seither ist alles nach Plan verlaufen. Zwei Aufstiege in Folge, nun sollte eigentlich der nächste folgen und damit dieses unrühmliche Abenteuer beschlossen werden. Aber: Gegner wie Alloa Athletic oder Falkirk erweisen sich doch härter als erwartet. Mit den Hearts ist an der Tabellenspitze bereits ein Team mit sechs Punkten Vorsprung enteilt, im Moment sieht es so aus, als müsste sich der schottische Fußball noch ein Jahr gedulden, bis die alten, die wirklich schottischen Verhältnisse, wieder hergestellt werden.

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