Der Linien-Anarchist nervt

Von SPOX
Kann von keiner schnöden Linie gestoppt werden: Filippo Inzaghi (r.)
© getty

Pippo Inzaghi mischt die Serie A auf und nervt mehr als je zuvor. In England darf Arsene Wenger durchatmen - nie wieder Probleme mit dem Reißverschluss! Der Transfer von Chicharito löst derweil Entsetzen aus. Das alles und mehr in den Blitzlichtern aus Europa.

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Serie A

Von Oliver Birkner

Linien-Revoluzzer des Spieltags: Im San Siro fühlte man sich bei den Sprechchören um einige Jahre zurückversetzt. "Oi oi, oi, Pippo Inzaghi segna per noi!" (Triff für uns) hallte es von den Rängen. 840 Tage lag der Abschied zurück, doch Superpippo ist ja nun wieder da. Eigentlich in der Rolle als Milan-Trainer, aber alte Gewohnheiten sind verteufelt schwer abzulegen. Beim 2:0 durch Sulley Muntari gegen Lazio flitzte Inzaghi aufs Feld und mischte sich in die jubelnde Spielertraube - wie einst, als er allerdings meist selbst die Kugel mit der Augenbraue oder dem linken Zehnagel über die Torlinie gedrückt hatte. Ansonsten gehören Linien nicht unbedingt zu seinen besten Kollegen. Zur aktiven Zeit wohnte er zwar auf der Abseitslinie, dabei stritt er aber solange mit ihr, bis der Referee sie irgendwann aufhob und der Pfiff ausblieb. Nun muss sich Pippo mit den lästigen Linien der grotesken Coaching Zone herumärgern und überprüfte die Grenzen des Kastens gleich einmal mit nonchalantem Ignorieren. Chievo-Trainer Eugenio Corini wurde dafür am Samstag auf die Tribüne verwiesen, Inzaghi erhielt vom Schiedsrichter den lächelnden Rüffel: "Nana, so geht's aber nicht, Pippo."Überhaupt kommentierte der Referee, der Trainer Inzaghi sei weitaus Nerven raubender als der Spieler Inzaghi je gewesen sei. Na da steht eine lustige Saison bevor. "Ich weiß, dass ich das nicht machen darf. Wenn man uns aber jetzt noch das Jubeln nimmt, was bleibt dann?" kommentierte der Linien-Anarchist. Zumindest durfte beim 3:1 mal wieder gejubelt werden, was beim AC Milan zuletzt ja keineswegs selbstverständlich war. Stephan El Shaarawy lieferte eine Bombenparty (vor dem 1:0 ließ er Stefan de Vrij wie ein Hütchen stehen), die Defensive erinnerte über weite Strecken wieder an die eigentliche Bedeutung des Begriffes und womöglich hievt Pippo sogar Fernando Torres wieder auf die Beine und hämmert ihm ein, wie man die Torlinie kinderleicht überwindet.

Franzose des Spieltags: In den letzten Jahren kann man den Verantwortlichen von Juventus sicher nicht vorwerfen, sie hätten keine Schnäppchen auf dem Transferbazar erzielt. Zwölf Millionen Euro für Arturo Vidal waren ein Sonderangebot, dazu kamen unter anderem ablösefrei Andrea Pirlo, Fernando Llorente oder Paul Pogba. Auch ohne Ablöse holte man im Sommer Kingsley Coman, den Carlo Ancelotti im Februar 2013 zum jüngsten Debütanten bei PSG gemacht hatte (16 Jahre, acht Monate, vier Tage). Bei Juventus debütierte "King" nun als jüngster Ausländer der Vereinsgeschichte (18 Jahre, zwei Monate, 17 Tage) und kickte im Angriff einfach atemberaubend. Fraglos müssen fundierte Urteile warten, doch die erste Vorstellung lässt künftig weitere formidable Einsätze vermuten. Um hektische Griffe in die notorische Schüssel zu vermeiden (ja, Juve vegriff sich zuletzt unnötig mit Spukgestalten wie Nicolas Anelka oder Nicklas Bendtner), will man nun auf Backup Coman setzen, der eigentlich zunächst für den Nachwuchs eingeplant war. Gute, günstige Entscheidung.

Und sonst so? Er ist das Phänomen, das bei der Ankunft alle glücklich macht, und beim Abschied weitaus glücklicher. Niemand verdrückte eine Träne, dass Mario Balotelli den AC Milan verließ. Die Fans waren froh. Der Klub atmete auf, endlich nicht mehr entnervt ausschließlich über Eskapaden des Stürmers reden zu müssen. Berater Mino Raiola grinste, weil er in den vergangenen fünf Jahren allein mit den Klienten Balotelli und Zlatan Ibrahimovic durch Vermittlergagen auch seinen Urenkeln ein sorgenfreies Leben garantiert. Balotelli ist gerade 24 geworden und hat es sich bereits mit drei Klubs und der Nationalelf verscherzt, wo er in 33 Partien nur ein großes Spiel (2012 gegen Deutschland) ablieferte. Der Rest bleibt ein Konjunktiv, jemand der Probleme lösen soll, sie indes zuhauf bereitet und dafür bei jedem Transfer mehr Gehalt verdient. Mal schauen, wie es in der Nationalelf unter dem neuen Coach Antonio Conte weitergeht. Für die ersten beiden Partien berief er Balotelli nicht und begründete: "Ich werde mit niemandem Mitleid haben. Wenn du nicht Maradona oder Messi heißt, reicht das Talent alleine nicht aus. Und vor dem Spiel will ich keine Ablenkung durch Twitter oder ähnlichem." Das könnte eng für Balo werden.

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