Ein Grobian als Ronaldo-Vertreter

Von SPOX
Innenverteidiger Bruno Alves (l.) ist Portugals Mann für die Führungstreffer
© getty

Portugal muss im Testspiel gegen Brasilien (Mi., 3 Uhr im LIVE-STREAM FOR FREE) auf Cristiano Ronaldo verzichten. Zu ersetzen ist der Superstar nicht, mit Bruno Alves bietet sich aber ein Spieler an, der wenigstens echte Führungsqualitäten besitzt. Und er konkurriert mit Ronaldo auch in dessen Paradedisziplin.

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Eigentlich sollten Cristiano Ronaldo und Neymar schon in dieser Woche aufeinandertreffen. WM-Gastgeber Brasilien empfängt in Boston Portugal zum Testspiel.

Das Duell der Superstars muss allerdings auf den 27. Oktober vertagt werden, wenn Real Madrid und der FC Barcelona den ersten Clasico der Saison austragen. Ronaldo kann aufgrund einer Sehnenentzündung, die er sich beim 4:2 der Portugiesen in der WM-Quali in Nordirland zuzog, nicht spielen und macht stattdessen Reha in Madrid.

Nicht nur die Zuschauer im Gillette Stadium von Boston werden Ronaldo vermissen. Brasiliens Verteidiger Thiago Silva hätte sich liebend gerne mit Ronaldo gemessen. "Ein Spieler vom Kaliber eines Cristiano Ronaldo sollte immer fit sein. Er macht jedes Spiel automatisch besser", sagte Silva.

Ronaldo und dann lange nichts

Kaum eine andere Nationalmannschaft, die sich Chancen auf den WM-Titel im nächsten Sommer ausrechnet, ist derart von einem Spieler abhängig wie Portugal. Nur dank Ronaldos Dreierpack gegen die Nordiren hat die Selecao das Quinas die Chance auf die direkte WM-Qualifikation aufrechterhalten.

"Es ist immer das Gleiche. Spielen wir schlecht, ist Ronaldo da. Brauchen wir Tore, ist Ronaldo da. Wir sind Ronaldo", schrieb die portugiesische Zeitung "Record".

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Vom Rest der Mannschaft wird eigentlich niemandem zugetraut, Ronaldo auch nur ansatzweise ersetzen zu können, als Mann für die entscheidenden Tore schon gar nicht. Bei Nani verlieren die Portugiesen allmählich die Geduld und Helder Postiga taugt auch nicht gerade zur Legendenbildung.

Wenn es aber darum geht, Ronaldo als Führungsspieler zu ersetzen, bieten sich gleich mehrere Spieler an: Pepe, Raul Mereiles, und Joao Moutinho haben die Marke von 50 Länderspielen geknackt, Fabio Coentrao und Miguel Veloso sind auch schon lange dabei.

Alves Titelsammler im Verein

Der wichtigste Spieler von Trainer Paulo Bento neben Ronaldo ist aber Bruno Alves. 67 Mal lief der Innenverteidiger bereits für Portugal auf und nahm inklusive Olympia 2004 an vier großen Turnieren teil.

Was ihm mit der Nationalmannschaft bislang verwehrt blieb, hat Alves im Verein regelmäßig geschafft. Mit dem FC Porto wurde zwischen 2006 und 2009 vier Mal in Folge Meister, nach seinem Wechsel für 22 Millionen Euro zu Zenit St. Petersburg holte er 2010 und 2012 auch in Russland den Titel.

Für 5,5 Millionen Euro Ablöse ging der 31-Jährige im Sommer in die Türkei zu Fenerbahce. "Russland war eine tolle Erfahrung, aber ich wollte eine weitere Liga kennenlernen. Ich hatte auch Angebote aus England, aber Fenerbahce hat sich sehr um mich bemüht und die Begeisterung in der Türkei ist, wenn es um Fußball geht, einzigartig", sagte Alves.

Brutalo-Foul in der CL-Quali

Sein Start bei Fener war allerdings alles andere als glücklich. Im CL-Quali-Spiel gegen Red Bull Salzburg beging Alves ein außergewöhnlich hässliches Foul. Erst trat er dem am Boden liegenden Salzburger Spieler Alan auf den Knöchel und trat ihm anschließend auch noch mit den Stollen ins Gesicht.

Eine "bodenlose Schweinerei" nannte Salzburg-Trainer Roger Schmidt die doppelte Tätlichkeit von Alves, dessen Vergehen dem Schiedsrichter nicht mal einen Freistoßpfiff wert war.

Alves ist für seine raue Gangart berüchtigt, dabei hat er ganz andere Qualitäten. In Russland war er in der Saison 2011/12 statistisch gesehen der beste Abwehrspieler der Liga und bei Bento ist Alves sowieso unumstritten.

"Er ist eine absolute Führungspersönlichkeit. Unsere Mannschaft profitiert von seiner Klasse und seiner Erfahrung", sagte der Trainer.

So viele Tore wie Ronaldo

In der WM-Qualifikation bewies Alves zudem echte Torjägerqualitäten. Vier Tore erzielte er seit dem 3:0 gegen Aserbaidschan, drei Mal markierte Alves dabei den Treffer zum 1:0. Alves führt die interne Torschützenliste der WM-Quali an, nur Ronaldo hat ebenfalls vier Mal getroffen.

Um sich direkt für die WM zu qualifizieren, ist Portugal allerdings auf Schützenhilfe angewiesen. Die letzten beiden Spiele gegen Israel und Luxemburg sollten in jedem Fall gewonnen werden.

Doch selbst dann müsste Russland in einer seiner drei Partien gegen Israel (H), Luxemburg (A) und Aserbaidschan (A) patzen, damit Portugal Gruppenerster bleibt.

Für Bruno Alves wäre die WM in Brasilien die vermutlich letzte seiner Karriere. Er will mit Portugal endlich einen Titel holen und nebenbei seinen Karriere-Tiefpunkt überwinden.

Bei der EM 2012 schoss Alves den fünften Elfmeter der Portugiesen im Halbfinale gegen Spanien an die Latte.

"Dieser Elfmeter wird mich mein Leben verfolgen. Es sei denn, wir werden 2014 Weltmeister", sagt Alves. Am Mittwoch erleben die Portugiesen im Spiel gegen Brasilien bereits einen Hauch von WM.

Brasilien - Portugal: die Bilanz gegeneinander