Woher die Spieler nehmen? Leonardo resigniert

Von SPOX
Leonardo (l., mit Gattuso) üernahm im Juli bei Milan. Er machte selbst viele Spiele für den AC
© Getty

Der AC Milan hat ein großes Problem. Nämlich, dass er keine besseren Spieler hat, der Schatten von Cristiano Ronaldo verfolgt Nani und Barcelona fühlt sich zu wenig geschützt.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Dies und mehr wie immer montags in den Blitzlichtern aus Europa - zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.

Serie A

von Oliver Birkner

Milans ganz eigenes Problem: Unter einem gellenden Pfeifkonzert verließ der AC Mailand am Sonntagabend das San Siro. Beim enttäuschenden 0:0 gegen Aufsteiger Bari mussten die Rossoneri sogar noch von Glück reden, dass Keeper Marco Storari ihnen einen Punkt rettete. Selbst aufmunternde SMS vom abgewanderten Kaka an seine Ex-Kollegen pumpten kein Leben in die anhaltende Lethargie des Teams. Glaubt man den Worten von Trainer Leonardo, scheint in Zukunft kaum Besserung in Sicht: "Am Mittwoch in der Champions League gegen Zürich spielen mehr oder weniger dieselben Akteure wie gegen Bari - und das ist ein Problem."

Mourinhos bestia nera: Sampdoria alleiniger Tabellenführer? Da rieben sich selbst die eigenen Tifosi ungläubig die Augen. Denn das letzte Mal, dass der Klub ganz oben stand, liegt 18 Jahre zurück. Damals gewannen die Genovesi unter dem genialen Sturmduo Gianluca Vialli/Roberto Mancini den ersten und einzigen Scudetto der Vereinshistorie. Den Platz an der Sonne erreichte Samp durch ein 1:0 über Inter, Trainer Gigi Delneri erteilte Jose Mourinho damit die zweite Lektion in einem Jahr. Im Januar hatte er Inter als Atalanta-Verantwortlicher 3:1 abgefertigt. Mourinho reagierte darauf recht dünnhäutig: "Delneri soll meine Angstgegner (auf Italienisch "bestia nera" - schwarze Bestie) sein? Na klar, ich zittere vor ihm, weil ich mit Porto die Champions League gewann, und er als mein Nachfolger schon nach 15 Tagen entlassen wurde. Ich kenne nur eine schwarze Bestie: meinen Assistenten Jose Morais. Der ist mal schwarz wie die Nacht und ein unglaublicher Schrank."

Großes Kino in Neapel: Aurelio De Laurentiis ist ein einflussreicher Filmvertreiber - und nebenher Patron von Napoli. Am Sonntag lieferte er großes Kino ab, als er seinen Generaldirektor Pier Paolo Marino vor laufenden Kameras entließ. "Ich komme aus dem Kinogeschäft und bin es gewohnt, alles zu organisieren. Vor dem Tor kann man mal einen Fehler machen, in der Leitung eines Vereins jedoch nicht. Mit ihm haben ich und Napoli Jahre verschwendet, den hätte ich viel früher entlassen müssen. Man muss sich mal vorstellen, dass ich mich persönlich um die Reparatur der Duschen in der Kabine gekümmert habe - unfassbar. Marino erdreistete sich sogar, Anfang September mal eben zwölf Tage Urlaub zu machen. Wie im Film, gibt es eben Trennungen - und jetzt ist Schluss." The End.

Premier League

von Raphael Honigstein

Herzlichen Glückwunsch, Bale: Es klingt wie ein Albtraum, ist aber die beinharte Realität: Seit Gareth Bale im Sommer 2007 vom FC Southampton zu den Tottenham Hotspur gewechselt war, hatte das einstige walisische Mega-Talent kein Ligaspiel mehr gewonnen. Kein einziges. Fast zweieinhalb Jahre lang war Bale praktisch permanent verletzt - und wenn der 20-Jährige zur Abwechslung mal auf dem Platz stand, konnten die Spurs keine einzige Partie für sich entscheiden: 15 Niederlagen und neun Unentschieden, eine absolute Horrorbilanz. Doch damit ist jetzt Schluss! Gegen Burnley gab der Linksverteidiger nach auskurierter Fußverletzung sein Saisondebüt. Und als Bale in der 85. Minute eingewechselt wurde, stand es bereits 4:0 für Tottenham: Der Sieg war beschlossene Sache, da konnte selbst die übelste Serie nichts mehr dran rütteln. Endstand 5:0, Seuche beendet, Glückwunsch an Bale!

Du wirst niemals Ronaldo sein: Es war nicht der Nachmittag des Portugiesen Nani von Manchester United. Gegen Stoke wirkte der vermeintliche Nachfolger von Cristiano Ronaldo verkrampft und fahrig, wurde von Alex Ferguson schon nach 55 Minuten ausgewechselt und musste dann mit ansehen, wie sein Ersatzmann Ryan Giggs beide Tore zum 2:0 Sieg vorbereitete. Ausgerechnet. Und dazu machten sich die Stoke-Fans auch noch 55 Minuten lang den Spaß, ihn mit Sprechchören zu quälen: "Du wirst niemals Ronaldo sein!" Um sich für den Clash gegen Wolfsbug am Mittwoch wieder Selbstvertrauen zu holen, suchte er nun die Unterstützung eines Freundes. Und er fand sie: "Nani ist ein herausragender Spieler, ich bin sicher, er wird in wenigen Jahren zu den Besten der Welt gehören", ließ sein Kumpel die Presse nämlich umgehend wissen. Und diese warmen Worte stammen nicht von irgendwem. Sie stammen von Cristiano Ronaldo. Ausgerechnet.

Harte Strafen für Rassisten: West Ham United muss mit einer empfindlichen Strafe seitens der FA rechnen. Der englische Verband hat am Wochenende seine Anklage zu den Vorkommnissen vom 25. August vorgelegt. Damals kam es im Pokal-Spiel der Hammers gegen Millwall zu einer ganzen Reihe unappetitlicher Szenen: Zunächst überboten sich die Anhänger beider Klubs gegenseitig im Stumpfsinn rassistischer Parolen, anschließend flogen Leuchtkörper sowie circa 200 Sitze und ein komplettes Toilettenhäuschen in den Gäste-Block und schließlich stürmten etliche besoffene Idioten noch das Feld, um sich dort die Fresse zu polieren. Bilanz: Etliche Verletzte, unter anderem ein 44-Jähriger, der mit gefährlichen Stichwunden ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Beide Klubs wurden dafür nun von der FA in mehreren Punkten angeklagt und haben nun zwei Wochen Zeit, auf die Anklageschrift zu antworten. Die Hammers jedenfalls kündigten bereits an, die Polizei bei der Aufklärung und Verfolgung der Täter uneingeschränkt zu unterstützen.

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Sherlock Holmes in Barcelona: Joan Laporta kennt sich aus mit Spionage. Im April 2008 brach ein dreister Gangster in das Büro des Barca-Präsidenten ein und klaute dessen Notebook. Geld und Wertsachen interessierten den Dieb nicht, es ging ihm nur um Laportas Computer, auf dem heikle Daten gespeichert waren: Informationen über Fernseh-, Spieler- und Sponsorenverträge. Eineinhalb Jahre später wird bei Barca schon wieder rumgeschnüffelt. Angeblich ließ der Verein vier Kandidaten für Laportas Nachfolge überwachen. Laporta wittert hinter "Barcagate" eine gezielte Kampagne gegen ihn.

Auch die Spieler wurden am Wochenende misstrauisch. Anlass war das üble Geholze des FC Malaga bei Barcas 2:0 - dem fünften Saisonsieg des Meisters. Die Schiedsrichter würden die schnellen Beine der Millionen-Stars nicht ausreichend schützen, so der Vorwurf. "Malagas Weligton hätte für seine ekligen Tritte an Messi zwei Mal vom Platz fliegen müssen", schrieb die Zeitung "Sport". Zudem rammte der Abwehrspieler Torschütze Pique nach einem Eckball einfach mal so den Ellbogen an den Schädel. Referee Delgado Ferreira verteilte vier Gelbe Karten an die "Schlächter von Malaga" ("El Mundo Deportivo"), Albert Luque sah in der 87. Minute für ein Allerweltsfoul die Rote Karte. Ein schwacher Trost für das "verfolgte" Barca.

We all sink with the yellow submarine: Was ist nur mit dem FC Villarreal los? Der Dauergast in Champions- und Europa League liegt nach fünf Spieltagen mit mageren zwei Pünktchen und vier Törchen auf dem vorletzten Tabellenplatz. Das 0:1 in La Coruna war die dritte Saisonpleite. Trainer Ernesto Valverde kapituliert: "Wir haben ein wesentliches Problem. Wir verschlafen regelmäßig die ersten 30 Minuten." Kapitän Marcos Senna glaubt an eine baldige Wende: "Wir spielen viel besser, als es der Tabellenstand aussagt. Ich mache mir keine Sorgen. Wir werden sehr bald Spiele gewinnen." Doch dazu muss man Tore schießen und das ist Villarreals größtes Problem. Dem Angriff um Llorente, Rossi und Nilmar fehlt die Durchschlagskraft. "Ich habe selten ein harmloseres Villarreal gesehen", stichelte Depors Verteidiger Diego Colotto.

Schuster bald ein Rojiblanco? Die Gerüchte um eine Entlassung von Atletico-Trainer Abel Resino hören nicht auf. Daran konnte auch der Last-Minute-Treffer von Maxi Rodriguez beim 2:2 in Valencia nichts ändern. Bernd Schuster, der von 1990 bis 1993 in 85 Ligaspielen elf Tore für den neunmaligen spanischen Meister erzielte, steht angeblich Gewehr bei Fuß. Auch der Name Quique Sanchez-Flores ist bereits gefallen. Atletico-Boss Enrique Cerezo hält aber weiter an Resino fest. "Ich soll ihm ein Ultimatum gestellt haben? Wieso? Hat er jemanden umgebracht? Wir werden diese Saison mit ihm durchziehen."

Mehr zum internationalen Fußball