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GESPONSERT VON

"Mein Tor war schöner als das von Robben"

Von Stefan Moser / Fatih Demireli
Perfekte Körperhaltung in der Luft: Mladen Petrics Traumtor zum 2:1 in Lüttich
© Imago

Der Traum vom Finale im eigenen Stadion geht weiter: Der Hamburger SV steht nach einem 3:1 (2:1)-Sieg bei Standard Lüttich verdient im Halbfinale der Europa League. Schon das Hinspiel in Hamburg gewann die Mannschaft von Bruno Labbadia mit 2:1.

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Vor 29.200 Zuschauern im ausverkauften Sclessin-Stadion in Lüttich erzielte der überragende Mladen Petric (20. und 35.) die Tore für den Hamburger SV.

Den zwischenzeitlichen Ausgleich für Lüttich erzielte Igor de Camargo (32.), der Kapitän der Gastgeber stand bei seinem Kopfball allerdings im Abseits. Den Schlusspunkt setzte schließlich der eingewechselte Paolo Guerrero in der Nachspielzeit.

"Es war eine schwierige Woche für mich nach der Sperre. Es ist eine Sache, die ich jetzt vergessen will. Zum Glück habe ich ein Tor schießen können. Wir sind weiter und ganz Hamburg ist glücklich", sagte Guerrero.

Petric: "Mein Tor war schöner als das von Robben"

Mann des Abends war allerdings Mladen Petric, dessen Fallrückzieher zum 2:1 mit Arjen Robbens Treffer gegen Manchester United vergleichbar war. Doch welches Tor war schöner? Petric: "Keine Frage, welches Tor schöner war. Natürlich war Robbens Tor schön, aber meins ein Stückchen mehr."

Video von ran: Lüttich - HSV: Die Highlights

"Wir haben von der ersten Minute an die richtige Einstellung gezeigt und sehr souverän begonnen. Wir wussten, dass wir jeder Zeit ein Tor schießen können", sagte HSV-Coach Bruno Labbadia, der nun auch auf mehr Gelassenheit im Umfeld hofft: "Die größten Krisenmannschaft steht jetzt im Halbfinale der Europa League - so wurden wir dargestellt. Schade, dass sich die Menschen davon anstecken ließen. Wir müssen jetzt weiter Ruhe bewahren."

So diskutierten die mySPOX-User während der Partie

Van Nistelrooy: "Der Traum lebt noch!"

Das Schlusswort aber gehörte Angreifer Ruud van Nistelrooy, schon das Endspiel im eigenen Stadion in den Blick nahm: " Wir haben guten Fußball gespielt und Standard Lüttich nicht ins Spiel kommen lassen. Das Halbfinale ist fantastisch für den HSV. Der Traum lebt noch! Vielleicht können wir ihn wahr werden lassen."

Der HSV trifft im Halbfinale (22. und 29. April)  auf den FC Fulham, der den VfL Wolfsburg zeitgleich aus dem Wettbewerb warf. Das Finale schließlich steigt am 12. Mai in Hamburg.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Überraschung auf der Hamburger "Problem-Position" im rechten Mittelfeld: Trainer Labbadia lässt den defensiveren Tesche von Beginn an ran, Trochowski und Torun sitzen beide auf der Bank. Über links soll erneut der zuletzt starke Pitroipa wirbeln. Die angeschlagenen Spieler sind indes alle rechtzeitig fit geworden: Mathijsen, Demel, van Nistelrooy und Petric stehen in der Startformation.

11.: Gute Chance für Lüttich! Gonzalez mit einem tollen Linksschuss aus 20 Metern halbrechte Position. Rost rettet mit einer Glanzparade!

20., 0:1, Petric: Die Führung für den HSV! Ze Roberto hat auf links etwas Platz. Seine Flanke von der Grundlinie wird noch abgefälscht. Standard-Keeper Bolat segelt am Ball vorbei, Petric steht dagegen richtig und köpft den Ball aus drei Metern ins leere Tor!

32., 1:1, De Camargo: Der Gastgeber gleicht aus! Pocognoli bringt einen Freistoß von halbrechts mit viel Effet an den zweiten Pfosten. Van Nistelrooy pennt. De Camargo steht frei - allerdings auch im Abseits - und köpft ungehindert am herausstürmenden Rost vorbei zum 1:1!

35., 1:2, Petric: Was für ein sensationelles Tor! Petric bringt den HSV wieder in Führung! Aogo flankt von der linken Eckfahne in den Strafraum. Petric läuft sich frei und setzt am Elfmeterpunkt zum Fallrückzieher ab. Sauber ins lange Eck - unhaltbar!

38.: Gute Chance für den HSV! Jarolim spaziert durchs Mittefeld und hat aus 16 Metern Platz zum Schießen. Doch der Kapitän verweigert den Abschluss und schiebt stattdessen rechts raus zu Tesche. Der verzieht aus spitzem Winkel. Da war viel mehr drin!

Halbzeit-Fazit: Der HSV führt nach starker erster Hälfte völlig verdient mit 2:1 - zumal der zwischenzeitliche Ausgleich für Lüttich aus einer Abseitsposition fiel.

55.: Blitzschneller Angriff der Gastgeber! Boateng legt ungewollt per Kopf für Witsel auf. Der Belgier geht rechts durch und schießt aus 18 Metern mit rechts aufs kurze Eck. Ganz knapp am Tor vorbei!

60.: Weltklasse, Frank Rost! Ein großes Durcheinander im Strafraum des HSV. De Camargo legt fünf Meter vor dem Tor für Mbokani ab. Der Angreifer donnert die Kugel aufs Tor, aber Rost rettet mit einer Glanzparade!

90., 1:3, Guerrero: Der Peruaner macht den Deckel drauf! Guerrero betreibt Wiedergutmachung. Nach Berg-Pass tanzt er Sarr und Pocognoli aus und schiebt den Ball an Bolat vorbei. Schön gemacht!

Fazit: Ein hoch verdienter und überzeugender Sieg für Hamburg: Der HSV war in allen Belangen überlegen und steht verdient im Halbfinale.

Der Star des Spiels: Mladen Petric. Der Kroate konnte während der Woche kaum trainieren - und war trotzdem von der ersten Sekunde an topfit. Der 29-Jährige war viel unterwegs, war präsent, zweikampfstark und torgefährlich. Krönte seine - auch läuferisch - starke Leistung mit zwei Treffern. Der Fallrückzieher zum 2:1 hat gute Chancen auf das Tor des Monats.

Die Gurke des Spiels: Sinan Bolat. Dem jungen Torhüter von Standard war die Nervosität doch deutlich anzumerken. Wirkte vor allem bei hohen Bällen übermotiviert und segelte mehrfach an Flanken vorbei. Auch den einen oder anderen Distanzschuss ließ die türkische Nachwuchshoffnung nach vorne abklatschen. Insgesamt ein ziemlich fahriger und unglücklicher Auftritt des zweifellos talentierten Bolat.

Die Pfeife des Spiels: Pedro Proenca. Der Portugiese hatte in den hektischen Phasen der ersten Hälfte einige Mühe mit dem Spiel, wirkte manchmal unsicher und zappelig. Das Gespann übersah zudem eine klare Abseitsstellung von de Camargo vor dem 1:1 für Lüttich.

Die Lehren des Spiels: Eine starke Vorstellung der Hamburger und endlich auch ein überzeugender Sieg. Weder die anfangs durchaus hitzige Atmosphäre im Stadion noch der enorme öffentliche Druck auf Mannschaft und Trainer brachten den HSV aus dem Konzept: Von Beginn an wirkte das Team sehr präsent, konzentriert und vor allem: überraschend selbstbewusst und souverän.

Vielmehr agierte Lüttich dagegen fahrig, verkrampft und passiv und ließ den Hamburgern zu viel Raum im Mittelfeld. Die Labbadia-Elf rückte auch von der ersten Minute an sehr konsequent in der Offensive nach, suchte die Spiel-Kontrolle sowie den Weg zum Tor - und fand beides.

Dank seiner spielerischen Überlegenheit gegen doch recht limitierte Gastgeber führte der HSV bereits zur Pause beruhigend mit 2:1 und hatte dann auch lediglich Mitte der zweiten Hälfte etwas Mühe mit der Partie. Nachvollziehbar, denn während Standard am Wochenende in der Liga neun Stammkräfte schonen konnte, merkte man etlichen zuletzt angeschlagenen Hamburgern doch den Fitnessrückstand in einigen Szenen an.

Am Ende aber steht ein hoch verdienter Sieg, der nur durch einen Wermutstropfen getrübt wird: Wieder einmal lehnte sich der HSV nach einer 1:0-Führung etwas zurück - und kassierte wieder einmal nach einem Freistoß prompt den Ausgleich.

Trotzdem bleibt der Einzug ins Halbfinale ein wichtiger Erfolg für Mannschaft, Trainer und die Fans - der Traum vom Endspiel im eigenen Stadion bleibt lebendig. Und einen Traum kann Hamburg in der momentan extrem angespannten Situation nur allzu gut gebrauchen.

Standard Lüttich - Hamburger SV