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Kommentar zum Europa-League-Debakel: Bundesligisten verfallen der "England-Arroganz"

Von Dennis Melzer
Bayer Leverkusen ist in der Europa League ausgeschieden.
© getty

Mit Bayer Leverkusen und der TSG Hoffenheim haben sich die letzten verbliebenen Bundesligisten in der Europa League blamiert. Dabei sollte der Wettbewerb als lukrative Chance gesehen werden. Ein Kommentar.

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"Ich will in die Champions League. Ich habe keinen Bock, nächstes Jahr Europa League zu spielen. Niemand von uns hat Bock darauf", sagte Leverkusens Kerem Demirbay im Vorfeld des Zwischenrunden-Rückspiels gegen Young Boys Bern im Gespräch mit RTL. Einige Stunden später war klar: Diese Einstellung sollte schon am Donnerstagabend Programm sein, diese Einstellung hatte Bayer 04 auch nicht exklusiv.

Sowohl Leverkusen als auch Hoffenheim präsentierten sich gegen nominell deutlich limitierte Gegner in desolater Form, ließen sich von Bern und Molde düpieren, ohne selbst auch nur ein Tor zustande zu bringen.

Blamable Leistungen, die an die Auftritte diverser englischer Schwergewichte in der Europa League vor einigen Jahren erinnerten. Die großen Klubs von der Insel schienen den Wettbewerb zwischenzeitlich als lästiges Übel zu verstehen, schenkten ihn ab, indem sie mit B- oder gar C-Mannschaften aufliefen.

Seit einigen Jahren nehmen die Engländer die Europa League ernster, stellen mittlerweile regelmäßig Finalisten und Sieger. Und die deutschen Teams? Die scheinen die kleine Schwester der Königsklasse nicht als Chance, sondern höchstens als Pflichtaufgabe zu interpretieren. Ganz nach dem Motto "Wenn es weit geht, schön, wenn nicht, auch nicht schlimm", touren die Bundesligisten seit Jahren durch die Europa League.

Bilanz der Bundesligisten sieht vernichtend aus

Mit Ausnahme der Eintracht aus Frankfurt, die die EL vor zwei Jahren als Privileg wahrnahm, Festspiele veranstaltete und erst im Halbfinale gestoppt wurde, sieht die Bilanz der deutschen Beletage vernichtend aus. Seit zehn Jahren kein einziges Finale, neben der SGE schaffte nur der HSV den Sprung unter die letzten Vier (09/10), ansonsten Vorrunden-, Zwischenrunden-, Achtelfinal- und Viertelfinal-Ausscheiden noch und nöcher.

Gerade in aktuellen Zeiten, in denen die Vereine immer wieder auf die finanziellen Einbußen wegen Corona verweisen, wäre die Europa League ein lukratives Unterfangen. Die Qualifikation fürs Achtelfinale hätte immerhin mehr als eine Million Euro in die Kassen gespült, ein Finaleinzug bringt 4,5 Millionen Euro, der Sieg weitere vier Millionen Euro (offizielle UEFA-Einnahmeverteilungen). Keine Champions-League-Summen, aber eben auch kein Pappenstiel.

Der Gewinner der Europa League qualifiziert sich darüber hinaus automatisch für Demirbays Wunschwettbewerb Champions League. Heißt: Wenn man "keinen Bock" hat auf den "Cup of Losers", wie Thomas Helmer einst spöttelte, dann böte ebenjener selbst die zusätzliche Chance, ihm zu entfliehen.

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