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GESPONSERT VON

"Wir müssen eine Mannschaft werden"

Von Interview: Fatih Demireli
Cigerci (r.) wechselte vor der Saison leihweise vom VfL Wolfsburg nach Gladbach
© Getty

Tolga Cigerci trifft mit Borussia Mönchengladbach in der Europa League auf Fenerbahce (20.50 Uhr im LIVE-TICKER). Im SPOX-Interview spricht Cigerci über den durchwachsenen Saisonstart, sein Vorbild Xavi und seine Nationalmannschaftsentscheidung.

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SPOX: Haben Sie das 0:5 gegen Borussia Dortmund schon verdaut, Tolga Cigerci?

Tolga Cigerci: Irgendwann muss man es abhaken. Wir haben unsere Fehler analysiert. Es war nicht schön, aber es bringt nichts lange darüber nachzudenken. Wichtiger ist es, sich auf Fenerbahce zu konzentrieren.

SPOX: Gibt es Erklärungsansätze, weshalb die Borussia seit fünf Spielen nicht mehr gewinnen kann?

Cigerci: Wir brauchen wohl Zeit, bis wir wieder funktionieren. Vielleicht auch etwas Geduld im Spiel. Wir dürfen nicht ungeduldig sein, wenn kein Tor fällt, sondern weiter darauf hin arbeiten. Das gilt auch für die Defensive. Mehr Geduld und mehr Konzentration - das wird uns helfen. Ich bin guter Dinge, dass wir wieder die Kurve kriegen. Es sollte nicht allzu lange dauern, das ist klar.

SPOX: Ist die Erklärung zu einfach, dass es nur daran liegt, dass drei wichtige Spieler gegangen sind?

Cigerci: Ja. Darauf braucht man nicht mehr herumreiten. Natürlich waren das wichtige Spieler, aber was bringt es uns, ständig darüber nachzudenken, dass diese Spieler nicht mehr da sind? Der Klub hat sehr gute Spieler verpflichtet. Jetzt müssen wir es hinkriegen, eine Mannschaft zu werden. Und das sehr bald.

SPOX: Sind die Ansprüche nach der tollen letzten Saison zu hoch?

Cigerci: Ansprüche und der Druck sind immer hoch. Wenn Du unten spielst und verlierst, ist der Klassenerhalt gefährdet. Spielst Du oben und verlierst, ist die Meisterschaft in Gefahr. Von daher spielt es keine Rolle, in welcher Situation man sich gerade befindet. So eine Saison wieder hinzulegen, wird natürlich sehr schwierig. Es macht Sinn, sich wieder kurzfristige Ziele zu setzen und von Spiel zu Spiel zu denken.

SPOX: Für Sie persönlich verläuft die Saison besser als in der letzten Spielzeit. Können Sie persönlich zufrieden sein?

Cigerci: Ich bin auf jeden Fall zufrieden. Ganz sicher mehr als in der vergangenen Saison, als ich kaum gespielt habe. Ich versuche jetzt den nächsten Schritt zu machen und Stammspieler zu werden. Ich will mich in Gladbach einbringen.

SPOX: Es hat ein eine Weile gedauert, bis Sie sich durchgesetzt haben. Haben Sie erwartet, dass es ein halbes Jahr dauert, bis Sie sich im Kreis der Stammspieler festbeißen?

Cigerci: Ich kam zu einer Zeit, als die Mannschaft sehr gut funktioniert hat. Da war es natürlich schwierig, sofort zu spielen. Für mich war es wichtig, mit den Profis zu trainieren. Das war in Wolfsburg nicht mehr der Fall. In Gladbach konnte ich das, daher habe ich akzeptiert, dass ich nicht gleich spiele. Ich wusste, dass ich in dieser neuen Saison meine Spiele machen werde, was mir jetzt ja gelungen ist.

SPOX: Lucien Favre hat Sie sowohl auf der Sechs, als auch auf der Zehn eingesetzt. Was liegt Ihnen mehr?

Cigerci: Ich spiele lieber auf der Sechs. Ich brauche viele Bälle, damit ich besser im Spiel bin. Da heißt natürlich nicht, dass ich keine Lust auf die Zehn habe. Wenn mich der Trainer dort aufstellt, helfe ich der Mannschaft auch dort sehr gerne.

SPOX: Favre scheint aber noch zu suchen: Mal haben Sie vorne gespielt, dann Granit Xhaka.

Cigerci: Granit hat den Vorteil, dass er auf der Zehn schon in der Nationalmannschaft gespielt hat. Vielleicht liegt ihm die Rolle deswegen auch vielleicht etwas besser. Der Trainer wird die richtige Lösung für uns finden.

SPOX: Wir haben gelesen, dass Xavi Ihr großes Vorbild ist. Warum?

Cigerci: Xavi ist der Hammer! Technik und Spielübersicht sind überragend. Er ist immer ruhig am Ball, kontrolliert das Spiel. Ich will in der Art und Weise, Fußball zu spielen, werden so wie er. Das zieht mich an.

SPOX: Schauen Sie Barcelona-Spiele, um zu studieren, wie Xavi sich auf dem Platz verhält?

Cigerci: Natürlich. Ich schaue mir ihn und Barcelona regelmäßig an. Das Spielverhalten ist jedes Mal beeindruckend.

SPOX: Sie haben eine Karriere, die von vielen Aufstiegen begleitet wird: Jugendspieler in Wolfsburg, Bundesliga-Spieler in Wolfsburg, Jugend-Nationalspieler, Wechsel nach Gladbach. Jetzt auf dem Weg zum Stammspieler. Wo soll die Reise hingehen?

Cigerci: Ich habe bis Sommer Vertrag in Mönchengladbach. Ich versuche hier, viele Spiele zu absolvieren und auf mich aufmerksam zu machen. Was darüber hinaus passiert, werden wir sehen. Irgendwann in England oder Spanien zu spielen, wäre großartig, aber das ist noch ein weiter Weg und ich muss viel dafür tun und arbeiten.

SPOX: Felix Magath arbeitet gerne mit großen Kadern und wechselt oft durch. Schreckt Sie das ab, wieder nach Wolfsburg zurückkehren zu müssen?

Cigerci: Es ist überall schwierig, wo große Kader und viele Spieler sind. Nicht nur in Wolfsburg. Jeder Trainer hat seine eigene Philosophie. Felix Magath hat seine und denkt, dass es so funktioniert. Hier in Mönchengladbach ist es so, dass nicht so viele Spieler im Kader sind. Aber das ist Sache der Trainer.

SPOX: Hat Ihnen Lucien Favre in der Entwicklung gut getan?

Cigerci: Der Schritt nach Mönchengladbach war wichtig, weil ich in Wolfsburg keine Chance mehr hatte. Der Trainer stand nicht auf mich. Ich habe meine Leistung gebracht, wahrscheinlich war es für ihn zu wenig. Ich hatte das akzeptiert und bin diesen Schritt gegangen. Lucien Favre legt viel Wert auf das Fußballerische und das liegt mir.

SPOX: Zurück zum Aktuellen: In der Europa League treffen Sie mit Borussia Mönchengladbach auf Fenerbahce. Für Sie ist es sicher kein Spiel wie jedes andere, oder?

Cigerci: Das ist wie ein Traum für mich. Als ich klein war, habe ich oft die Derbys zwischen Galatasaray und Fenerbahce gesehen. Jetzt spiele ich gegen einen dieser Klubs. Das ist etwas ganz Besonderes und ich hoffe, dass ich am Donnerstag spiele. Denn das Spiel bedeutet mir sehr viel.

SPOX: Gibt es einen Verein in der Türkei, für das Ihr Herz schlägt?

Cigerci: Schon eher Galatasaray. Das heißt aber nicht, dass ich Fenerbahce hasse (lacht). Wenn ein türkischer Klub international dabei ist, drücke ich immer die Daumen, dass er weiterkommt.

SPOX: Bei Fenerbahce wird Alex fehlen. Eine der größten Figuren der letzten zehn Jahren im türkischen Fußball. Wie haben Sie als Kenner der Türkei dessen plötzlichen Weggang wahrgenommen?

Cigerci: Für mich war das ein Schock. Alex ist ein Weltklassefußballer, ein überragender Mann.

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SPOX: Wie war es mit Kartenanfragen Ihrer Landsleute, die zuhauf in der Umgebung leben?

Cigerci: Freunde und Familie haben natürlich angerufen. Wir Spieler haben nur eine bestimmte Anzahl von Karten, die wir nehmen können. Ich habe 30 bekommen, aber ich hätte alle Karten nehmen können. Die 30 sollen sich jetzt glücklich schätzen, dass sie dabei sind.

SPOX: Sie kennen den Gegner am besten. Was ist drin gegen Fenerbahce?

Cigerci: Sie haben vorne Qualität. Darauf müssen wir achten, aber wichtiger ist, dass wir auf uns gucken und hinten gut stehen. Und natürlich dass wir vorne die Tore machen.

SPOX: Es gab zuletzt Meldungen, dass Sie sich für die türkische Nationalmannschaft entschieden haben. Können Sie das bestätigen?

Cigerci: Wenn mich der Verband einlädt, würde ich mich freuen und zustimmen. Hundertprozentig ist da aber noch nichts.

Tolga Cigerci im Steckbrief

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