Alarm für Orangener Oktober

Erik Meijer (l.) ist ein ehemaliger Profi und heutiger Fußball-Experte
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Vor den Spielen gegen Kasachstan (Sa., 18 Uhr im LIVETICKER) und Tschechien hat die Niederlande die Qualifikation für die Europameisterschaft nicht mehr in der eigenen Hand und ist auf einen Patzer der Türkei angewiesen. Die Probleme im niederländischen Fußball sind vielschichtig, eine schnelle Lösung nicht in Sicht. SPOX analysiert fünf Fragen mit Elftal-Experte Erik Meijer.

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Welche Rolle spielen die Trainerwechsel?

Kurzsichtige Planungen kann man dem niederländischen Fußballverband nicht vorwerfen, im Gegenteil. Schon Anfang 2014 wurde bekannt gegeben, dass Louis van Gaal das Amt des Bondscoachs nach der WM an Guus Hiddink übergeben würde - unabhängig vom Abschneiden in Brasilien. Hiddink, der bereits zwischen 1995 und 1998 an der Seitenlinie stand und Oranje 1996 ins EM-Viertel- und 1998 ins WM-Halbfinale führte, bezeichnete es "als große Ehre, zur niederländischen Nationalmannschaft zurückkehren zu können".

Schon damals vermeldete der Verband darüber hinaus, dass Hiddink den orangefarbenen Staffelstab nur für zwei Jahre tragen würde, um ihn nach der EM 2016 in Frankreich an Assistenz-Trainer Danny Blind weiterzugeben.

Anders als van Gaal, der das Team in Brasilien in einem 5-3-2 auflaufen ließ, kehrte Hiddink wieder zum traditionellen 4-3-3 zurück, vermochte es aber nicht, die Mannschaft in dieser Formation defensiv so zu stabilisieren, wie es seinem Vorgänger gelang.

Aus den zwei geplanten Jahren wurden 11 Monate, nach fünf Niederlagen in zehn Spielen übergab Hiddink bereits im Juni 2015 an Blind, dem man zusätzlich Marco van Basten zur Seite stellte. Das Resultat ist eine verunsicherte Mannschaft, die sich in keinem System mehr zu Hause fühlt, der es neben einer Grundordnung auch an jeglichem Selbstvertrauen fehlt.

Einschätzung Erik Meijer: Van Gaals Idee, bei der WM eine Fünferkette aufzubieten, wurde aus der Not geboren. Er hat frühzeitig erkannt, dass er die fehlende Qualität in der Hintermannschaft nur so abfangen konnte und hervorragend reagiert. Sieben Wochen lang hat er das System mit drei gelernten Innenverteidigern im Zentrum und zwei sehr offensiven Außenverteidigern einstudiert und etabliert. Spätestens nach dem Spiel gegen Spanien war klar, dass er die richtige Entscheidung getroffen hat.

Nachdem Hiddink übernommen hat, wollte dieser die vermeintlich leichte Qualifikations-Gruppe nutzen, um wieder zum 4-3-3 zurückzukehren. Das ist ihm nicht gelungen. Die Mannschaft spielte schlecht, die Resultate waren entsprechend. Dass Blind schon eher als geplant das Amt übernommen hat, war folgerichtig, obwohl ich sehr überrascht war, dass überhaupt so früh feststand, dass er spätestens 2016 hochrücken würde. Wir sind das einzige Land, das sich jemals so früh festgelegt hat, glaube ich.

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Seite 5: Wie ist die Stimmung im Land und innerhalb der Mannschaft?