EM

Kroatien - Spanien 3:5 nach Verlängerung: Furia Roja zieht nach wilder Partie ins EM-Viertelfinale ein

kroatien-spanien-1200
© getty

Spanien steht im Viertelfinale der EM 2021! Die Furia Roja setzte sich im Achtelfinale in Kopenhagen nach einem ereignisreichen Spiel mit 5:3 (1:1, 3:3) nach Verlängerung gegen Kroatien durch. Spaniens Gegner in der Runde der letzten Acht am kommenden Freitag wird die Schweiz sein.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Es war ein sehr physisches Spiel. Wir können uns nun einige Tage erholen", sagte Spaniens Mittelfeldspieler Sergio Busquets: "Es war ein schweres Spiel, aber ich finde den Sieg sehr verdient. Leider haben wir es verpasst, ein viertes Tor nachzulegen. Wir haben einen großartigen Charakter gezeigt."

Angesprochen auf den schlimmen Fehler von Spaniens Keeper Unai Simon, aus dem das 0:1 resultierte, sagte Busquets: "Unai hat ein breites Kreuz und eine gute Mentalität. Es war super, welche Reaktion er gezeigt hat. Er hat so getan, als ginge das Spiel neu los, und uns dann sehr geholfen."

Kroatiens Nationaltrainer Zlatko Dalic haderte mit den individuellen Aussetzern seines Teams. "Ich bin traurig, weil wir verloren haben", sagte der 54-Jährige: "Ihre vielversprechenden Angriffe haben wir eigentlich gut verteidigt. Aber wir haben drei schwere, einfache Fehler bei den Toren gemacht. Spanien ist ein Team, das so etwas ausnutzt."

"So etwas habe ich noch nie erlebt", sagte Flügelstürmer Nikola Vlasic: "Als wir die zwei Tore schossen zum Ausgleich, war mein Herz so groß wie ein Haus. Aber als die Spanier dann die Tore machten, brach mir dies buchstäblich das Herz. Es war unglaublich traurig."

Kapitän Luka Modric sprach von einem "schweren Match, sowohl körperlich als auch psychisch. Wir sind glücklich 1:0 in Führung gegangen. Spanien war 60 Minuten lang die bessere Mannschaft." In der Verlängerung habe seinem Team die Kraft gefehlt.

Kroatien - Spanien: Die Analyse

Enorm dominanter Beginn der Spanier, die knapp über 80 Prozent Ballbesitz anhäuften, die Partie klar kontrollierten und Kroatien tief in die eigene Hälfte drückten. Auch an Abschlüssen mangelte es nicht, Koke (16.) und Morata (19.) hätten die verdiente Führung erzielen müssen. Das kuriose Eigentor, bei dem Keeper Simon ein harmloser Pedri-Rückpass über den Schlappen ins Tor rutschte, veränderte dann für gewisse Zeit die Statik des Spiels.

Kroatien bekam Oberwasser und lief nun höher und aggressiver an. Die Furia Roja vom neuen Mut des Gegners verunsichert, doch außer zu einem Vlasic-Schuss kam Kroatien nicht zu guten Abschlüssen. Vielmehr fand Spanien zurück ins Spiel, besonders aufgrund des guten Gegenpressings. Auch viele zweite Bälle landeten jetzt wieder bei den Spaniern - der Ausgleich nach insgesamt elf Torschüssen im ersten Abschnitt war die folgerichtige Konsequenz.

In der zweiten Halbzeit hatte Spanien das Zentrum weiter im Griff und spielte mit breit angelegten Angriffen auf die Führung, die auch schnell und auf diese Weise gelang. Den Kroaten unterliefen im Vorwärtsgang zu viele leichte Fehler und wenn man doch in die Räume rund um Spaniens Sechzehner kam, mangelte es an der Strafraumbesetzung. Die beste Gelegenheit auf den Ausgleich vereitelte Simon gegen Gvardiol (67.).

Die Partie wurde insgesamt offener, auch weil Kroatien die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen größer werden ließ und nicht konsequent genug nachschob. Dadurch kombinierten sich die Spanier immer wieder gut in die Zwischenräume und spielten dort ihre Ballsicherheit aus, vor dem Tor blieben sie effizient.

Das 3:1 schien das Spiel entschieden zu haben, doch Kroatien wechselte offensiv, schmiss alles nach vorne und bewies große Moral. Der Schlussspurt gelang grandios, da nun genügend Spieler nachschoben und im spanischen Strafraum positioniert waren. Spanien, das in der Gewissheit des sicheren Sieges dreimal noch vor dem 3:3 gewechselt hatte, dagegen ohne Konsequenz im direkten Duell.

Schon nach dem Anschlusstreffer wanderte das Momentum zu den Kroaten, die zu Beginn der Verlängerung zu zwei sehr guten Möglichkeiten auf die Führung durch die eingewechselten Orsic und Kramaric kamen. Es entwickelte sich nun immer mehr ein offener Schlagabtausch, bei dem die Spanier vor dem Kasten weiter eiskalt blieben und dank eines Doppelschlags den Weg zum Sieg ebneten - Wolfsburgs Brekalo sah bei den Gegentoren jeweils nicht gut aus.

Kroatiens Moral war damit noch nicht gebrochen, Budimir vergab die Möglichkeit auf den Anschluss (106.). Spanien dann aber meist in der Lage, in Ballbesitz die nötige Sicherheit auszustrahlen, um die Kroaten nicht mehr gefährlich werden zu lassen.

Kroatien - Spanien: Die Aufstellungen

Kroatien: Livakovic - Juranovic (74. Brekalo), Caleta-Car, Vida, Gvardiol - Modric (114. Ivanusec), Brozovic, Kovacic (78. Budimir) - Vlasic (78. Pasalic), Rebic (67. Orsic), Petkovic (46. Kramaric).

Spanien: Simon - Azpilicueta, Garcia (72. Pau), Laporte, Gaya (78. Alba) - Busquets (102. Rodri), Koke (78. Fabian), Pedri - Torres (88. Oyarzabal), Morata, Sarabia (71. Olmo).

Kroatien - Spanien: Die Daten des Spiels

Tore: 1:0 Pedri (20., Eigentor), 1:1 Sarabia (38.), 1:2 Azpilicueta (57.), 1:3 Torres (77.), 2:3 Orsic (85.), 3:3 Pasalic (90.+2), 3.4 Morata (100.), 3:5 Oyarzabal (103.)

  • Mit 18 Jahren und 215 Tagen ist Pedri nun der jüngste Spieler, der in einem EM-K.o.-Rundenspiel in der Startelf steht. Er überholt Wayne Rooney (18 Jahre, 244 Tage gegen Portugal 2004).
  • Für Kroatiens Modric war es das 13. Spiel bei einem EM - damit ist er nun Rekordhalter seines Landes.
  • Spaniens Azpilicueta, der in seinem 27. Länderspiel erstmals traf, wurde zum ältesten spanischen Torschützen bei Europameisterschaften (31 Jahre, 304 Tage).
  • Spanien ist das erste Team, dem bei einer Europameisterschaft in aufeinanderfolgenden Spielen jeweils mindestens 5 Tore gelangen.

Der Star des Spiels: Dani Olmo (Spanien)

Der Leipziger wurde zum entscheidenden Mann in der Verlängerung: Seine beiden Zuspiele auf Morata und Oyarzabal führten zum erlösenden Doppelschlag und sicherten Spanien das Weiterkommen. Hatte kurz vor dem Ende Pech bei einem Pfostenschuss.

Der Flop des Spiels: Josko Gvardiol (Kroatien)

Machte insgesamt kein besonders schlechtes Spiel, sah aber in den Zweikämpfen vor den Gegentoren zum 1:2 und 1:3 sehr schlecht gegen die jeweiligen Torschützen aus.

Der Schiedsrichter: Cüneyt Cakir (Türkei)

Problemlose Spielleitung in einer weitestgehend fairen Partie. Richtige Entscheidung, den an den Arm von Vida geprallten Ball nach Morata-Kopfball nicht als Absicht des Kroaten zu bewerten, da es eine natürliche Körperhaltung war (19.).