Frankfurt/Main - Fünf Tage nach dem verlorenen Finale gegen Spanien hat Bundestrainer Joachim Löw ein erstes positives Fazit der Europameisterschaft gezogen.
"Es ist der Mannschaft gelungen, die WM-Stimmung von 2006 mit hinüberzunehmen in die EM. Die Entwicklung der Mannschaft ist hervorragend gewesen, sie hat aber auch Schwankungen gezeigt und konnte Leistungen auf Topniveau nicht in jedem Spiel wiederholen", sagte Löw vor Journalisten in Frankfurt/Main.
Sein Team habe sehr viel investiert im Turnier. Spanien sei indes die einzige Mannschaft gewesen, die ihr Niveau über sechs Spiele habe halten können.
Löw baut weiter auf junge Spieler
Er werde auch künftig auf junge Spieler wie Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm oder Lukas Podolski setzen, betonte der 48-Jährige. "Die Generation der Jungen hat eine große Zukunft, da dürfen wir einiges erwarten. Die Entwicklung ist noch nicht zu Ende."
Über die Zusammenarbeit mit den 23 Spielern seines EM-Kaders vom ersten Tag auf Mallorca bis zum Finale von Wien war der 48-Jährige voll des Lobes.
"Es gab Anspannung und Konflikte, aber keine einzige Disziplinlosigkeit. Über 45 Tage hat die Mannschaft mit ihrem Auftreten viele Sympathien gewonnen."
Erst Urlaub, dann die Analyse
Eine Analyse des Turniers mit seinem Trainerteam habe es bisher nicht gegeben. Am 1. August werde er in die Vorbereitung der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2010 einsteigen, kündigte der Bundestrainer an.
Auf dem Weg nach Südafrika ist unter anderem EM-Halbfinalist Russland der Gegner. "Die Russen werden uns am meisten zusetzen. Aber ich bin überzeugt, dass wir auch diese Hürde meistern", sagte Löw, der im Juli erst einmal Urlaub machen wird.
Lehmanns Ablösung steht bevor
Mit Torhüter Jens Lehmann habe er bisher kein Gespräch über dessen Zukunft in der Nationalmannschaft geführt. "Da werden noch ein paar Tage ins Land gehen", erklärte der Bundestrainer.
Aber mit Blick auf nachrückende Torhüter wie den Leverkusener Rene Adler auch fest: "Irgendwann wird es einen Generationswechsel im Tor geben müssen."
Verbannung auf Tribüne ungerecht
Seine Verbannung auf die Tribüne im Vorrundenspiel gegen Österreich bezeichnete Löw auch mit fast drei Wochen Abstand als ungerecht.
"Ich habe niemanden beleidigt. Ich hatte erwartet, dass ich erstmal ermahnt werde", sagte der Bundestrainer zu den Vorfällen im letzten Vorrundenspiel am 16. Juni im Wiener Ernst-Happel-Stadion, nach denen er von der UEFA für das Viertelfinale gegen Portugal mit einer Banksperre belegt worden war.
Die Partie in Basel von der Tribüne aus zu verfolgen, sei eine "unglaubliche Anspannung" gewesen.