Kroatien im Siegestaumel

SID
EM 2008, Fussball, Kroatien, Fans
© DPA

Zagreb - Hunderttausende Kroaten hatten sofort nach dem Schlusspfiff mit Inbrunst das neue Lied "Deutschland, Deutschland, auf Wiedersehen, auf Wiedersehen!" geschmettert.

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Überall im Land waren Freudenschüsse in die Luft aus Gewehren und Pistolen zu hören, die noch aus den Zeiten des Bürgerkrieges stammen. Feuerwerk, militärische Leuchtraketen und kleinere Explosionen überall.

"Es war wie ein Vulkanausbruch. Das Land befindet sich in Extase", beschrieb ein Reporter die Szenen.

Party bis in die Morgenstunden

Ob in den großen Städten oder in den kleinsten Provinzdörfern: Es war, als ob jeder der eine Million Autofahrer in Kroatien sich den vielen Autokolonnen angeschlossen hätte. Die Fahrzeuge mit den Fahnen schwingenden und jubelnden Menschen verstopften überall die Straßen.

Niemand fragte an diesem Abend nach dem unnützen Verbrauch des teuren Treibstoffs. Zehntausende in Nationaltrikots lagen sich glückselig in den Armen. Sie tanzten und sangen bis in den frühen Morgen.

Ausgelassene Stimmung

Vor dem Glückstaumel war praktisch kein Springbrunnen und kein Wasserspiel sicher: Die Fans suchten Abkühlung. In Split und Dubrovnik sowie in anderen Städten an der Adria sprangen die Menschen zu Tausenden ins Meer.

Selbst der Regen konnte ihnen nichts anhaben. Viele tanzten auf den Promenaden nur mit Unterwäsche bekleidet. In Pula in Istrien wurden deutsche Touristen reihenweise regelrecht abgeküsst.

Auf Augenhöhe mit den Großen

"Jetzt unterschätzt uns keiner mehr und sagt, dass wir kleine Fische sind", freut sich der Student Goran Gorkic. Kroatien hat einen der größten Siege seiner Fußballgeschichte erzielt, sind sich Laien und Experten einig.

Und das, obwohl in den heimischen Wettbüros mit 1:6 die Zeichen für einen Sieg mehr als schlecht standen. Am Freitag zeigen sich auf den Straßen mehr denn je Autos mit der Nationalfahne auf dem Dach.

Mit stolzer Brust zum Titel

In ganz Kroatien gibt es jetzt niemanden mehr, der nicht an den Europameister-Titel glauben mag. In privaten Gesprächen oder in den Medien wird immer wieder stolz erzählt, wie ein Volk von nur 4,5 Millionen eine Nation mit über 80 Millionen Menschen besiegt hat.

Auch wenn die Zeitung "Business.hr" die überschwängliche Reaktion des Parlamentspräsidenten Luka Bebic noch als Dummheit des Tages präsentierte, ein Stückchen Wahrheit wollte ihr keiner absprechen: "Wir waren zwei-bis drei Tore besser als Deutschland. Nur sind diese Tore nicht gefallen!"