Österreich rettet einen Punkt

Von Haruka Gruber / Florian Bogner
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© Getty

München/Wien - Dank eines Elfmeters in der Nachspielzeit hat Österreich den ersten Punkt der Europameisterschaft für eine Gastgeber-Nation eingefahren.

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Vor 53.000 Zuschauern im Wiener Ernst-Happel-Stadion boten die Hausherren eine halbe Stunde lang eine starke Leistung, ehe Roger Guerreiro die erste Chance der Polen zum 0:1 nutzte (30.).

Als niemand mehr mit einem Punktgewinn der Gastgeber rechnete, verwandelte Ivica Vastic einen umstrittenen Strafstoß zum Ausgleich (90.+3) und machte damit Kroatien, das Deutschland mit 2:1 bezwang, zum Gruppensieger.

Österreich könnte sich mit einem Sieg über die DFB-Elf am nächsten Montag fürs Viertelfinale qualifizieren. Deutschland reicht ein Unentschieden.

Der SPOX-Spielfilm: 

Vor dem Anpfiff: Beide Trainer mischen nach den Auftaktpleiten die Startformationen kräftig durch, jeweils drei neue Spieler stehen in der Anfangself. Österreich stellt zudem das System von einem 3-4-1-2 auf ein 4-4-2 um.

11.: Harnik fängt einen Rückpass von Dudka auf Wasilewski ab, läuft allein auf das Tor zu, doch Boruc gewinnt das Eins-gegen-Eins und lenkt den Schuss mit den Fingerspitzen ins Aus.

14.: Korkmaz setzt sich auf der linken Seite gegen zwei Mann durch und legt von der Grundlinie zurück auf Harnik. Der Bremer schießt aus fünf Metern, doch Boruc pariert erneut glänzend, diesmal mit dem Fuß.

16.: Österreich zum Dritten, Boruc zum Dritten. Ivanschitz passt aus der eigenen Hälfte in die Tiefe auf Leitgeb, der freistehend am überragenden polnischen Keeper scheitert.

30., 0:1, Guerreiro: Smolarek mit dem Flügelwechsel auf den rechts freistehenden Saganowski. Dessen Schuss wird abgeblockt, der Ball landet mit viel Glück vor Guerreiros Füßen, der nur noch einschieben muss. Allerdings stand er klar im Abseits.

47.: Diskussionswürdig. Ivanschitz läuft in den Strafraum, fällt jedoch nach Körperkontakt mit Golanksi. Schiri Webb lässt aber weiterspielen.

51.: Konter der Polen. Guerreiro spielt einen langen Ball auf Smolarek, der Garics austanzt und aus 16 Metern abzieht. Aber Macho pariert stark.

63.: Guerreiro flankt von rechts auf den zweiten Pfosten, Bak nimmt die Kugel mit der Brust und schießt volley, aber Macho pariert. Beim Nachschuss scheitert Smolarek erneut an Macho.

68.: Krzynowek per Freistoß, Macho streckt sich und lenkt den Ball zur Ecke.

90.+3, 1:1, Vastic: Umstrittener Strafstoß für Österreich, den Vastic sicher verwandelt. Der Grund für den Elfer: Langer Ball in den Strafraum, leichte Kollision zwischen Lewandowski und Prödl - und Webb zeigt auf den Punkt.

So lief das Spiel: Die Österreicher begannen mit Schwung, dominierten die Partie nach Belieben und erspielten sich etliche klare Chancen. Für die fahrlässige Chancenverwertung wurden sie jedoch bestraft, als Guerreiro aus dem Nichts die Führung für Polen erzielte. Daraufhin verloren die Gastgeber die spielerische Linie, besonders in der Defensive mangelte an Übersicht, so dass Polen in der zweiten Hälfte näher am 2:0 war als Österreich am Ausgleich. Doch der Elfmeter praktisch mit dem Schlusspfiff stellte den Spielverlauf noch einmal auf den Kopf.

Der Star des Spiels: Artur Boruc. Einfach Weltklasse, wie er sein Team dank mehrerer Glanzparaden in der ersten Hälfte im Spiel hielt. Blieb in den Eins-gegen-Eins-Situationen lange stehen und verunsicherte so Harnik und Leitgeb. Einziger Minuspunkt: Ende der zweiten Hälfte ließ er eine Flanke unaufmerksam durch die Hände flutschen.

Die Gurke des Spiels: Howard Webb plus seine Assistenten. Riesenfehler beim 1:0 der Polen, als sie die eindeutige Abseitsstellung von Torschütze Guerreiro übersahen. Mittelgroßer Fehler in der 47. Minute, als Webb Österreich keinen Elfmeter zusprach, obwohl Ivanschitz im 16er von Golanski festgehalten wurde. Konzessionsentscheidung vor dem 1:1, als Webb Österreich einen Elfmeter zusprach, obwohl Prödl im 16er von Lewandowski nur leicht touchiert wurde.

Die Lehren des Spiels: Österreichs Trainer Hickersberger lag mit seiner Entscheidung richtig, das Team mit Korkmaz und Leitgeb offensiver aufzustellen. In der ersten Hälfte waren sogar einige sehenswerte Kombinationen dabei. Dennoch: Um sich für ein EM-Viertelfinale zu qualifizieren, muss Österreich endlich kaltschnäuziger werden. Harnik etwa ist zu hibbelig, Linz fehlt die Klasse. Zudem zeigt sich die Mannschaft anfällig für Schwankungen, kann ein gewisses Niveau nicht 90 Minuten konsequent durchhalten.

Polen präsentierte sich im Vergleich zum Auftaktspiel ebenfalls deutlich verbessert. Besonders Spielmacher Guerreiro, der den verletzten Kapitän Zurawski vertrat, war eine Bereicherung. Zudem ist Nationalcoach Beenhakker um eine Erkenntnis reicher: Nachdem Zewlakow zur Halbzeit von der linken Abwehrseite ins Zentrum gestellt wurde, stand die polnische Defensive deutlich kompakter. Doch durch den Last-Minute-Ausgleich wird es wahrscheinlich nicht für das Viertelfinale reichen.

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