Löw bekräftigt das Ziel EM-Titel

SID
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© DPA

Frankfurt - Bundestrainer Joachim Löw will auch auf der Ferieninsel mit einem straffen Programm, aber zunächst auch vielen Freiheiten die Nationalspieler auf Titelkurs bringen.

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Einkleidung, Schreibstunde, Blutabnahme - schon vor dem Abflug nach Mallorca hatte die EM-Hektik die deutschen Hoffnungsträger erfasst.

Beim Treffpunkt der zunächst 24 EM-Kandidaten - Michael Ballack und Christoph Metzelder vervollständigen im Laufe der Woche das Aufgebot - machte Löw noch einmal jedem Beteiligten an der Titel-Mission 2008 deutlich, dass er keinen Millimeter vom ganz großen Ziel abrücken wird.

"Warum sollen wir mit dem Zweitbesten zufrieden sein, wenn das Beste möglich ist. Jede Nation will ins Finale und alle Spiele gewinnen", betonte der DFB-Cheftrainer.

DFB-Team nach Mallorca unterwegs

Genau diesen Anspruch wird Löw in den elf Tagen bis zum Ende des Trainingslagers am 30. Mai zur Grundlage aller Übungseinheiten machen, die bis zur Abreise der Familien am 23. Mai individuell geprägt sein werden. "Jetzt freuen wir uns, dass endlich der Startschuss fällt. Das Ziel ist eine gute Vorbereitung ohne Verletzungen und gut zu starten in das Turnier. Darauf ist jetzt alles ausgerichtet", erklärte der 48-Jährige.

Zwar bestiegen in Frankfurt/Main mit den 24 Profis und über 25 Betreuern auch 17 Spielerfrauen und acht Kinder den Sonderflieger LH 5010 nach Palma. Doch an den täglich zwei Trainingseinheiten wird Löw keine Abstriche machen. "Dazwischen können die Spieler ein bisschen ihre Freiheit genießen, damit sie ihren Kopf freikriegen."

Im Spielerkreis kursierten schon beim Erhalt von DFB-Anzügen und Sportsachen, beim Autogrammschreiben und bei der vorsorglichen Blutuntersuchung durch die Verbands-Mediziner die zwei Zahlen 3 und 23. Denn bis zum Testspiel am 27. Mai gegen Weißrussland in Kaiserslautern, wofür der DFB-Tross das Trainingslager kurz unterbrechen wird, läuft die harte Auslese unter den jetzt noch 26 EM-Kandidaten.

"Wackelkandidaten" selbstbewusst

Drei fliegen raus - 23 kommen durch. "Jeder will alles geben, um nicht rauszufliegen", erklärte Kevin Kuranyi, der vor der WM 2006 selbst das schlimme Gefühl der Ausbootung kennengelernt hatte. Von der Nummer 1 Jens Lehmann bis zu den Nationalmannschafts-"Frischlingen" Marko Marin und Rene Adler gaben sich alle Akteure kampfesfreudig. "Ich werde alles dafür tun, um es den Trainern schwer zu machen, mich zu streichen", bemerkte Jermaine Jones.

Dass die Verantwortlichen auf Mallorca Teambuilding und Konkurrenzkampf unter einen Hut bringen müssen, sieht Löw nicht als Problem. "Das eine stört das andere wenig. Wir wollen diesen Konkurrenzkampf noch fördern. Wir wollen sehen, dass sich jeder so ins Zeug legt, um dabei zu sein", sagte der Bundestrainer, der im silbernen Mercedes mit dunkler Sonnenbrille in Frankfurt ankam.

Aufstellung bleibt Geheimnis

Den Sonnenschutz hätte am Montag er in Palma nicht gebraucht, denn über der Inselhauptstadt hingen noch am Nachmittag dicke Wolken und es regnete. Für die Spieler war dies jedoch höchstens ein Randthema. "Das Wetter ist mir ziemlich egal. Ich will bewusst lernen von den älteren Spielern", unterstrich Leverkusens Torhüter Adler, der zusammen mit Lehmann im Kleinbus am Frankfurter Flughafen eintraf.

Über mögliche Aufstellungen und das erste EM-Spiel am 8. Juni in Klagenfurt gegen Polen will Löw in den kommenden Tagen kein Wort verlieren. Als Kernpunkt seiner Ansprache an die Spieler auf Mallorca hatte er den Hinweis auf volle Konzentration bei den eigenen Aufgaben vorgesehen. Alle Freifahrtscheine sind Geschichte, machte der Freiburger vor seinem ersten großen Turnier als Chef deutlich.

"Ich will nicht von irgendwelchen Reihenfolgen sprechen", antwortete Löw auf die Frage nach der Torhüter-Hierarchie nach der Streichung der bisherigen Nummer 2, Timo Hildebrand. "Es gibt eine neue Konstellation, klar."

Marin unbekümmert

Löw will einen harten, aber auch fairen Konkurrenzkampf. "Dafür, dass nicht überzogen wird, werden wir schon sorgen", kündigte er an. Natürlich sind die Ansprüche unterschiedlich. Spieler wie Marin, Jones, Patrick Helmes, David Odonkor oder Piotr Trochowski kämpfen erst einmal darum, nicht aussortiert zu werden.

"Ich kenne nur Oliver Neuville und Marcell Jansen. Man ist aufgeregt und freut sich auf das, was kommt", sagte der 19-jährige Gladbacher Marin, der vom Vater zum Flughafen gebracht wurde und ohne Freundin nach Mallorca reiste.

Andere wie Philipp Lahm haben sofort das ganz große Ziel, den vierten EM-Titel für Deutschland im Auge: "Jetzt geht's los, jetzt wird richtig gearbeitet, jetzt wird Gas gegeben."