EM

Trainersuche in Frankreich und den Niederlanden

SID
Für Laurent Blanc hat es sich ausgegrübelt: der Ex-Nationalspieler verlängerte seinen Vertrag nicht
© Getty

Die Mannschaft galt als Geheimfavorit auf den Titel. Doch anstatt am Montag auf den Champs Elysees von zehntausenden Fans als neuer Europameister gefeiert zu werden, liegt der französische Fußball in Trümmern - schon wieder. Wie schon nach der desaströsen WM 2010 muss der Verband FFF nun einen neuen Trainer suchen und zu allem Überfluss erneut einen Spielerskandal aufarbeiten. Mit dem Ende der Fußball-EM steht aber nicht nur die französische Nationalelf vor einem Trainerwechsel. Auch in anderen Ländern wird wild diskutiert.

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Viel Zeit hatte sich "Le President" mit einer Entscheidung gelassen, sogar um 48 Stunden Aufschub gebeten, doch am Samstag stand seine Entscheidung fest. "Laurent Blanc hat sich nach dem vereinbarten Zeitraum beim Präsidenten des französischen Fußball-Verbands, Noel Le Graet, gemeldet und ihm mitgeteilt, dass er seinen Vertrag nicht verlängern wird", hieß es in einer nüchternen Mitteilung der FFF.

Deschamps als Nachfolger?

Seit August 2010 war Blanc im Amt. Damals war eines der schlimmsten Turniere für die Equipe, die WM in Südafrika, gerade zu Ende gegangen - mit einem Spielerstreik, ohne Sieg und nur negativen Schlagzeilen. Der Vertrag des damaligen Trainers Raymond Domenech wurde nicht verlängert - Blanc galt als Heilsbringer. Und nach einer souveränen Qualifikation begann auch die Endrunde mit vier Punkten aus zwei Partien vielversprechend. Doch im letzten Gruppenspiel, einer 0:2-Niederlage gegen Schweden, wendete sich das Blatt.

Und nach dem folgenden Viertelfinal-Aus gegen Spanien (0:2) platzte Spielmacher Samir Nasri nach kritischen Fragen der Journalisten der Kragen. Wegen einer rüden Beleidigung droht dem Mann von Manchester City eine verbandsinterne Sperre. Das Starensemble um Franck Ribery und Karim Benzema hat sich mal wieder selbst entzaubert und so steht der französische Verband vor dem erneuten Neuaufbau. Am kommenden Dienstag will der Verband über einen Nachfolger beraten. Ex-Nationalspieler Didier Deschamps wird als heißester Kandidat gehandelt. Der steht allerdings momentan noch als Trainer bei Erstligist Olympique Marseille unter Vertrag.

Holland in Not: Hiddink will nicht, Gullit schon

Wild spekuliert wird auch in den Niederlanden. Nach dem blamablen Aus ohne Punktgewinn und dem Rücktritt von Trainer Bert van Marwijk haben einige Kandidaten schon mal präventiv abgesagt - wie etwa Guus Hidink. Im Fokus stehen noch immer Ex-Bayern-Trainer Louis van Gaal, der ehemalige Barca-Trainer Frank Rijkaard oder auch der Kapitän der Europameister-Mannschaft von 1988, Ruud Gullit. "Ich weiß, dass ich die Qualitäten habe, um Bert van Marwijk zu ersetzen", hatte der 49-Jährige dem Internetdienst "Voetbal International" gesagt.

Nach solchen Leuten suchen sie auch in anderen Ländern: Polens Franciszek Smuda hatte bereits nach dem Vorrunden-Aus das Handtuch geworfen. In Russland und Kroatien war der Abschied von Dick Advocaat und Slaven Bilic bereits vor dem Turnier beschlossene Sache. Auch hier läuft die Trainer-Akquise derzeit auf Hochtouren, denn schließlich geht es bereits im August mit den nächsten Testspielen und im September mit der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien weiter.

Löw sicher im Sattel

Gut für die Verbände, bei denen die Trainer ohne Diskussion fest im Sattel sitzen - trotz des Aus im Halbfinale gegen Italien (1:2) gehört auch Bundestrainer Joachim Löw dazu.

"Jogi, du hast einen Klassejob gemacht. Wir sind unheimlich froh, dich als Bundestrainer zu haben", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach trotz des letztlich enttäuschenden Abschneidens. Löw war nach dem Aus für seine Änderungen in der Aufstellung teils heftig kritisiert worden. Sein Vertrag läuft noch bis zur WM 2014 in Brasilien, kaum denkbar, dass er vorher hinschmeißt und sein bisher so anschauliches Werk ohne Titel beendet.

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