EM

Polen ist Außenseiter gegen Russland

SID
Dortmunds Lukasz Piszczek (r.) kennt keine Angst vor Russland
© Getty

Die Russen haben gezaubert und beeindruckt, die Polen sich gerade eben über Wasser gehalten: Erstmals stellen sich zwei Teams bei dieser EM zum zweiten Mal vor. Das Duell der osteuropäischen Nachbarn Polen und Russland ist auch vor einem politischen und kulturellen Hintergrund brisant, bei kaum einer Begegnung sind die Sorgen der Sicherheitskräfte größer.

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Vor allem aber geht es für Co-Gastgeber Polen darum, die selbst ausgerichtete Party nicht frühzeitig verlassen zu müssen. "Wir haben keine Angst vor den Russen", behauptet Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek, "obwohl sie einige wirklich furchteinflößende Spieler haben."

Die zweite Hälfte des 4:1-Sieges Russlands über Tschechien hatten die Polen am Freitag nach ihrem eigenen 1:1 gegen Griechenland beim Abendessen noch live gesehen, die ebenso imposante erste Hälfte holten sie später mit Analysen von Trainer Franciszek Smuda nach.

"Sie sind erfahren, eingespielt und taktisch hervorragend", sagt der Dortmunder Piszczek, "aber wir spielen zuhause und werden dagegen halten."

Gewicht von vierzig Millionen auf den Schultern

Wahrscheinlich wird Smuda das gleiche Personal aufbieten, das gegen die Griechen in der zweiten Hälfte vollkommen einbrach - es fehlt an Alternativen. "Mit Wechseln kann man das Gleichgewicht ganz schnell stören", erklärte der Trainer, der einige Kritik für sein Festhalten an seinen ersten Elf einstecken musste.

Die Hoffnung auf eine dringend nötige Steigerung kommt von der psychologischen Seite. Smuda gab erst nachträglich zu, wie es ihm vor dem Eröffnungsspiel ging: "Ich fühlte das Gewicht von 40 Millionen Menschen auf meinen Schultern."

Smuda will vor der Begegnung aber den Eindruck zerstreuen, sein Team habe ein konditionelles Problem. "Das Spiel wird ein hohes Tempo haben, und ich garantiere, dass die Mannschaft das 90 Minuten durchhalten wird", sagte der Coach am Montagabend. Im Eröffnungsspiel gegen Griechenland (1:1) hatte die polnische Mannschaft in der zweiten Halbzeit erkennbare Probleme mit der Kraft.

Smuda bestätigte die Klagen einiger Spieler, das geschlossene Stadiondach in Warschau habe dazu beigetragen: "Wir haben an die UEFA appelliert, das Dach zu öffnen. Gegen Russland wird es offen sein."

"Jedes Spiel ist ein Finale"

Mit den Russen ein echtes Schwergewicht auf die Polen zu. Gewaltig erscheint vor allem die Offensive der "Sbornaja". Der nach seinem Wechsel von Arsenal nach St. Petersburg wieder aufgeblühte Andrei Arschawin leistete ein großes Laufpensum und glänzte mit punktgenauen Pässen beim 4:1-Auftakterfolg gegen Tschechien.

Sein Gegenüber Alan Dsagojew zeigte mit zwei Toren, warum die großen Klubs Europas demnächst an die Tür seines Heimatvereins ZSKA Moskau klopfen werden.

Und im Sturmzentrum hat Trainer Dick Advocaat die Qual der Wahl. Alexander Kerschakow oder Roman Pawljutschenko - beide zuletzt sehr treffsicher. Und obendrein steht noch ein gewisser Pawel Pogrebnjak bereit, der nach seinem Wechsel vom VfB Stuttgart zum FC Fulham als Torgarant überzeugte.

Advocaat weist Favoritenrolle von sich

In den russischen Medien steht nach viel Skepsis im Vorfeld der EM gegenüber dem eigenen Team mittlerweile das Wort Finale nicht mehr auf dem Index. Advocaat zeigte sich beim öffentlichen Training gut gelaunt, parlierte dreisprachig und scherzte mit den Journalisten.

Die Favoritenrolle weist der Niederländer dann aber doch von seinem Team: "Das war ein Spiel, und das Turnier ist gerade gestartet." Mehr nicht, sprach der "General", um dann doch noch auf das Finale einzugehen. "Jedes Spiel ist ein Finale", sagte er mit breitem Grinsen.

Dabei plant Advocaat keine Veränderungen in der Mannschaftsaufstellung: "Es gibt keine Gründe etwas umzustellen", sagte der Niederländer am Montagabend auf einer Pressekonferenz in Warschau.

Die Gruppe A im Überblick