EM

Frankreich sucht die Spaßbremse

SID
Die Franzosen um Franck Ribery (M.) wollen ihre ersten drei Punkte dieser EM
© Getty

Was das 1:1 der gegen England wert ist, wird sich erst am Freitag im Spiel gegen die Ukraine (Fr., 17.45 Uhr im LIVE-TICKER) zeigen. Samir Nasri steht dabei unter besonderer Beobachtung.

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Ukrainische Schnellstraßen haben einen praktischen Vorzug. Nach wichtigen Abzweigungen haben die Planer in die Mittelstreifen Wendemöglichkeiten eingebaut. Verpasst man einmal die richtige Abfahrt, besteht die Möglichkeit zur schnellen Kurskorrektur per U-Turn.

Es ist derzeit noch nicht ganz klar, ob der französische Mannschaftsbus bereits am Montag an der ersten möglichen Rampe mit der Aufschrift "Viertelfinale" vorbeigeschlichen ist. Was das 1:1 gegen England wert ist, wird sich erst am Freitag gegen die Ukraine zeigen. Klar ist: Die zweite Ausfahrt sollten die Franzosen besser nehmen.

Denn nur mit einem Sieg in Donezk schiebt sich die blau-weiß-rote Fahrgemeinschaft vor dem letzten Gruppenspiel gegen Schweden an dem Partybus der grölenden Gastgeber vorbei.

"Nicht Opfer unserer Euphorie werden"

Die wollen nach dem 2:1-Auftaktsieg gegen Schweden die landesweite Euphorie in geordnete Bahnen lenken. "Wir haben eine wirklich gute Chance, es aus der Gruppe heraus zu schaffen. Aber wir dürfen jetzt nicht Opfer unserer Euphorie werden", warnte der neue, alte Nationalheld Andrej Schewtschenko, der beide Treffer gegen die Schweden erzielte.

Der Respekt vor der blitzschnellen französischen Offensive um Franck Ribery verbietet blindes Anrennen.

Während Frankreich gegen die gebeutelten Engländer nicht gewinnen konnte, hat sich die Wahrnehmung der Ukrainer durch den Auftaktsieg gewandelt. "Es wird hart nach dem Sieg der Ukraine gegen Schweden und nach den zwei Toren des ukrainischen Idols", sagte Frankreichs Trainer Laurent Blanc, der in aller Form vor Schewtschenko warnte: "Große Spieler zeigen sich bei großen Turnieren. Er hat einem ganzen Land Hoffnung gegeben." Wiederholt der 35 Jahre alte Stürmer von Dynamo Kiew sein Kunststück, hat er 50 Treffer für sein Land erzielt.

Nasri unter besonderer Beobachtung

Dass aus seinem eigenen Kader ein derartiger Held erwächst, darauf wartet Blanc noch. Kann Franck Ribery nach bemühter, aber wenig glanzvoller Vorstellung gegen England die große Form der Vorbereitung wiederfinden? Wird Karim Benzema von Real Madrid einschlagen - oder trifft erneut Samir Nasri, der nach seiner umstrittenen Jubelgeste unter besonderer Beobachtung steht?

"Unsere Spieler müssen die Initiative übernehmen. Ein berühmter Trainer sagte mir mal: 'Spiel dein Spiel, und spiel mehr als dein Spiel!'", erzählte Blanc auf der Abschlusskonferenz am Donnerstag. Offenbar spielte er auf Weltmeister-Coach Aime Jacquet an.

Entspannte Franzosen

Im französischen Lager in Kirscha vor den Toren von Donezk herrschte zwischen den beiden Spielen Ruhe. Die gusseisernen Tore mit dem großen Wappen von Schachtjor Donezk schlossen sich für die Öffentlichkeit. Der Verband transportierte über seine Webseite am 32. Geburtstag von Florent Malouda eine entspannte Atmosphäre bei etwas Angelei sowie Boule- und Kicker-Turnieren. Mit der Ruhe wird es dann am Freitag in der Donbass Arena auf jeden Fall vorbei sein, wo sich Blancs Equipe mit 50.000 entfesselten Ukrainern auseinandersetzen darf.

So ganz recht ist den Gelb-Blauen der Spielort dabei gar nicht, denn von drei Spielen haben sie in diesem Stadion keines gewonnen. Vor einem Jahr verlor die Ukrainer hier 1:4 gegen Frankreich. "Vielleicht reden wir gleich noch über Sachen, die vor 20 Jahren passiert sind", sagte Blochin am Donnerstag süffisant. "Von der damaligen Elf sind doch nur drei Spieler im Kader." Es werde ein völlig anderes Spiel.

Der ukrainische Coach warnte seine Elf außerdem eindringlich davor, sich bei der erwarteten Hitze zu schnell zu verausgaben. Für den Spieltag sind zwar erneut Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke angesagt, aber auch eine 50-prozentige Chance auf ein kühlendes Gewitter. Eine kalte Dusche für den Gegner kann jedoch auch anderweitig herbeigeführt werden, wie Andrej Woronin weiß: "Eine Chance kann das Spiel entscheiden."

Die Gruppe D im Überblick