EM

Diesmal sind wir dran

SID
Deutschland hat das Zeug dazu, Europameister zu werden, sagt Franz Beckenbauer
© Getty

Deutschland gegen Italien! "Ausgerechnet Schnellinger" 1970. Und Beckenbauers ausgerenkter Arm. Das WM-Finale 1982 - nur Paul Breitner traf für Deutschland. Die Verlängerung 2006 im Halbfinale, Fabio Grosso und Alessandro del Piero beendeten das Sommermärchen. Große Spiele, bittere Niederlagen.

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Aber jetzt, in diesem Jahr, an diesem Donnerstag im Halbfinale der EM ist endlich einmal die deutsche Mannschaft dran. Davon ist jedenfalls Ehrenspielführer Uwe Seeler im Gespräch mit der dapd überzeugt: "Ich gehe guten Mutes in das Spiel und glaube auch, dass wir ins Endspiel kommen."

Die Vorfreude unter der deutschen Fußball-Prominenz auf diesen Klassiker ist jedenfalls gewaltig. Und die schlechte Bilanz gegen den viermaligen Weltmeister schreckt auch fast niemanden: In sieben Spielen gegen Italien bei großen Turnieren konnte die DFB-Auswahl nie gewinnen.

"Statistik kann man nie ganz ausblenden", sagt Trainer Ottmar Hitzfeld der Nachrichtenagentur dapd: "Aber die deutsche Mannschaft hat die Qualität, Italien zu schlagen. Und ich habe auch das Gefühl, dass Deutschland es schafft."

Experten sehen Reifeprozess des deutschen Teams

Dem schließt sich auch Franz Beckenbauer an. Der "Kaiser" sagte am Rande eines Golfturniers in Herzogenaurach zum "Kicker": "Wenn die Deutschen am Donnerstag das Tempo gegen die Italiener so hoch halten wie gegen Griechenland, dann kommen sie ins Finale, davon gehe ich aus."

Der Mann, der als Spieler und Trainer Weltmeister wurde, blickt sogar noch einen Schritt weiter: "Ich denke, dass wir dieses Mal dran sind. Deutschland hat das Zeug Europameister zu werden."

Der Reifeprozess des deutschen Teams unter Bundestrainer Joachim Löw in den letzten sechs Jahren, die Breite des Kaders, das große Selbstvertrauen und der unbedingte Willen machen die Experten optimistisch.

"Die Jungs haben genügend Selbstvertrauen getankt, um jetzt auch unseren Angstgegner schlagen zu können", sagt Andreas Möller, der einst für Juventus Turin in Italien spielte: "Aber unterschätzen sollte man Italien nicht. Sie treten sehr geschlossen auf."

Sogar der italienische Mittelfeldspieler Jacopo Sala vom Bundesligisten Hamburger SV sieht seine Landsleute am Donnerstag eher in der Außenseiterrolle: "Ich muss sagen, dass die Deutschen für mich diesmal Favorit sind. Obwohl wir immer gut gegen sie ausgesehen haben"

Respekt vor Italienern ist groß

Der Respekt vor der "Squadra Azzurra" ist groß. Schon mit dem 1:1 in den Gruppenspielen gegen Titelverteidiger Spanien haben die Italiener für Aufsehen gesorgt, gegen England waren sie in jeder Beziehung überlegen. Das wunderte auch Jürgen Klinsmann bei der "BBC". Ihn habe beeindruckt und überrascht, dass die Italiener "nicht nur technisch sondern auch körperlich stärker waren", sagte der ehemalige Bundestrainer.

Meistertrainer Hitzfeld hat sich auch schon Gedanken über eine taktische Ausrichtung der Deutschen gemacht. "Sie müssen die Balance finden zwischen Offensive und Defensive, wie sie es auch bisher getan haben", erklärt der 63-Jährige, "nicht nach vorne spielen, auf bloßes Spektakel, sondern ruhig und abwartend wie schon in den letzten Spielen. Denn Italien kann auch gut kontern."

Und bloß nicht die schlimmen Erinnerungen aus der Vergangenheit mitnehmen. Das ist ganz wichtig. Uwe Seeler, der beim legendären Jahrhundertspiel mit der 3:4-Niederlage im Halbfinale der WM 1970 in Mexiko als Kapitän auf dem Platz stand, empfiehlt in seinem norddeutschen Pragmatismus nur den Blick nach vorne:

"Ich halte nicht viel von diesen Vergleichen. Die einzige Erinnerung, die ich spontan noch habe, ist der Schiedsrichter. Wenn der anders gepfiffen hätte, dann wäre es nicht dieses legendäre Spiel geworden. Lassen wir es so wie es ist."

Franz Beckenbauer im Steckbrief

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