"Ich spiele Mario so rund wie früher"

Von Interview: Michael Stricz / Jochen Tittmar
In dieser Saison stand Fabian Götze (r.) auch gegen seinen Ex-Verein auf dem Platz
© imago
Cookie-Einstellungen

SPOX: Stichwort Leistungssportler: Wie sehr haben Sie beim BVB in Richtung Profiabteilung geschaut?

Götze: Überhaupt nicht. Ich habe ein paar Mal oben mittrainiert, aber es gab keine Gespräche, in denen mir beispielsweise eine Perspektive aufgezeigt wurde. Ich hatte Kontakt zu Theo Schneider, dem Trainer der Amateure. Es ging damals vielmehr darum, mich als Spieler aufzubauen und zu schauen, was aus mir wird.

SPOX: Wenn man als kleiner Bub bei einem Verein anfängt und dann bis kurz vor dem Profibereich dort kickt, ist man dann auch Fan?

Götze: Wir haben ja alles mitgemacht, vor allem die schwierigen Zeiten damals. Da liegt einem der Verein natürlich auch am Herzen. Wir haben uns jetzt aber nicht hingestellt und gesagt, wir sind Fan von Borussia Dortmund und gehen auf die Südtribüne. Wir waren dem Verein aber auf jeden Fall sehr wohlgesonnen.

SPOX: Dennoch folgte im Winter 2009/2010 der Wechsel nach Mainz. Wie schwer haben Sie sich getan, das gewohnte Umfeld zu verlassen?

Götze: Das habe ich im ersten Moment gar nicht so realisiert. Es kam sehr viel auf einmal auf mich zu. Man hat ja auch keine Ahnung vom Leben in dem Alter. Am Anfang lief es auch echt gut, ich habe bei den Profis trainiert und war voll dabei. Daher gab es auch keinen Grund, sich beispielsweise nach einem anderen Freundeskreis umzusehen.

SPOX: Dann aber kamen die ersten Verletzungen.

Götze: Ja, ab dann kam nach und nach auch die psychische Komponente ins Spiel. Ich war täglich in der Reha und saß die restliche Zeit allein bei mir zu Hause. Das war im Nachhinein gesehen für den Kopf extrem schwer. Wäre ich noch einmal in einer solchen Situation, würde ich die Reha in der Heimat machen wollen und erst danach gänzlich fit wieder zurückkehren.

SPOX: Die Verletzungsproblematik zog sich ab dann durch Ihre weitere Karriere, es gab zu diesem Zeitpunkt kaum mal ein halbes Jahr, in dem Sie durchgängig fit gewesen sind. Wie sehr haben Sie damals - und vielleicht auch heute noch - mit dem Schicksal gehadert?

Götze: Ich habe mich nie gefragt, warum es jetzt schon wieder ausgerechnet mich getroffen hat. Das ist die schlimme Seite des Fußballs, da kannst du halt einfach nix machen. Die Muskelverletzungen in Mainz haben mich natürlich schon genervt. Die größere Verletzung damals war schon ein Tiefpunkt, das muss ich so sagen. Mittlerweile habe ich mich aber relativ gut stabilisieren können, in den letzten eineinhalb Jahren hatte ich so gut wie nichts.

SPOX: Es ist natürlich schwer einzuschätzen, aber hätten Sie sich rein theoretisch ohne diese ständigen Verletzungen zugetraut, ein ähnliches Niveau wie Mario zu erreichen?

Götze: Darüber habe ich nie nachgedacht. Das bringt ja auch überhaupt nichts. Es kommt im Leben alles wie es kommt, das ist die Herausforderung. Aber klar, das Niveau von Mario ist schon sehr hoch und nicht ganz einfach zu erreichen.

SPOX: Wie stehen Ihre Chancen gegen ihn im Eins-gegen-Eins beim Spaß-Fußball?

Götze: Wenn wir zusammen in der Wohnung kicken, spiele ich Mario noch genauso rund wie früher (lacht). Ich spiele dann eben immer recht körperbetont. Er macht dann solange seine Faxen, bis ich einmal dazwischen gehe und dann ist die Sache relativ schnell durch (lacht).

SPOX: Das war auch bei Ihnen und dem 1. FSV Mainz 05 so: Nach eineinhalb Spielzeiten ging es zurück in den Pott zum VfL Bochum. Das riecht nach Heimweh.

Götze: Ich wollte einfach wieder bei Null anfangen. Mainz war zunächst wie gesagt super, aber durch die psychische Belastung nach den Verletzungen wollte ich im gewohnten Umfeld einfach schauen, wie es dort für mich weitergeht.

SPOX: Jetzt in Unterhaching läuft es bislang ziemlich ordentlich für Sie, Sie werden vom Verletzungspech verschont und absolvierten den Großteil der Partien von Beginn an. Wie groß ist die Erleichterung?

Götze: Riesig, derzeit geht es wirklich kaum besser. Momentan fühle ich wieder ganz deutlich, weshalb ich Fußball spiele. Unterhaching war vor meiner Verpflichtung sehr unvoreingenommen. Hier bekomme ich meine Chance, sie wollen sehen, wie sich das nun entwickelt. Ich habe bisher ganz ordentliche Leistungen gebracht, wie ich finde.

SPOX: Inwiefern könnte Unterhaching, das ja auf viele junge Talente baut und auch darauf angewiesen ist, durch Verkäufe Geld einzunehmen, das ideale Sprungbrett für Sie nach oben sein?

Götze: Aufgrund dieser Philosophie wollte ich mich dem Verein auch anschließen. Ich wollte in der 3. Liga spielen, mich dort präsentieren und dann ganz unkompliziert weitersehen. Ich habe auf jeden Fall vor, noch einmal in der zweiten Liga zu spielen.

Fabian Götze im Steckbrief