Auf dem Weg zur Pleiteliga

SID
Die SpVgg Unterhaching könnte momentan eine Versicherung über ihre Zukunft brauchen
© Getty

Ahlen ist in der Insolvenz, Babelsberg kämpft ums Überleben, in Unterhaching sagt der Retter per SMS ab. Bis Mittwoch müssen die Vereine der 3. Liga ihre Lizenz-Unterlagen beim DFB abgeben - und nicht für alle wird die Frist reichen. Das einstige Prestigeobjekt verkommt zur Pleiteliga.

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Einst Premiumprodukt, nun Pleiteliga: Drei Jahre nach dem Start der 3. Liga ist die Ernüchterung bei den Vereinen groß. Rot Weiss Ahlen ist in einem Insolvenzverfahren, der SV Babelsberg kämpft bis zum letzten Atemzug um die Lizenz und hatte am Dientag eine Razzia zu überstehen, die Spvgg Unterhaching muss wieder bangen - der Retter hat per SMS abgesagt.

Drei Beispiele, drei Klubs am Abgrund. Bis Mittwoch 15.30 Uhr haben die Vereine Zeit, ihre Unterlagen beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) abzugeben.

"Es sind unsere Befürchtungen eingetreten. Ich gehe davon aus, dass es in den nächsten Jahren noch andere Mannschaften treffen wird", sagte Rolf Rombach, Präsident von Rot-Weiß Erfurt. Bereits vor Monaten hatte er vor dem drohenden Kollaps gewarnt: "Mit einer konservativen Finanzplanung ist die Liga nicht zu finanzieren. Man ist gezwungen, über seine wirtschaftlichen Verhältnisse zu leben."

Sommers: Man kann nur zwei Jahre überleben

Noch deutlicher wird Rot-Weiß Oberhausens Präsident Hajo Sommers. "Das ist definitiv eine Pleiteliga, in der man nicht länger als zwei Jahre überleben kann", sagte er dem Magazin "RevierSport": "Wen interessiert denn die Liga genau? Niemanden. Nur die, die irgendwo mit den Vereinen verbunden sind."

Der Zweitliga-Absteiger hat die notwendigen Mittel zusammengekratzt, der Gefahr des Zusammenbruchs sehen sich aber viele andere Vereine gegenüber. Für Ahlen war es zu spät, die Westfalen steigen nachträglich ab. Als Nachrücker hält der sportliche Absteiger Wacker Burghausen nun die Klasse. Kurios: Schon 2009 hatte Wacker vom Rückzug des Ligarivalen Kickers Emden profitiert.

Razzia bei Babelsberg

Für Babelsberg kam es Dienstag knüppeldick. Wegen undurchsichtiger Finanzgebahren ordnete die Staatsanwaltschaft in Potsdam eine Razzia an. Dem Verein ist das Geld ausgegangen. Immerhin keimte am Abend etwas Hoffnung auf, als Präsident Thomas Bastian erklärte, ein Kreditinstitut (DKB-Bank) sei bereit, die fehlende Bürgschaft im Etat für die neue Saison zu übernehmen.

Auch Jahn Regensburg, TuS Koblenz, die Absteiger Arminia Bielefeld, VfL Osnabrück sowie die SpVgg Unterhaching kämpfen um die Lizenz. Unterhaching wähnte sich bereits gerettet, bis der erhoffte Sponsor absprang. Nach Informationen der Münchner "Abendzeitung" infomierte die Immobilien GmbH den klammen Drittligisten per Kurzmitteilung. 700.000 Euro muss Unterhaching bis Mittwoch auftreiben.

Kein sportlicher Absteiger?

Der Stichtag entscheidet über die Zukunft des Prestigeobjektes, das der DFB einst als "Premiumprodukt" angekündigt hatte: Sollten noch weitere Vereine das notwendige Geld nicht zusammenbekommen, könnte es keinen einzigen sportlichen Absteiger aus der 3. Liga geben. Der sportliche Wettkampf würde ad absurdum geführt.

"Die 3. Liga ist Vollprofitum. Die Kosten für die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs sind die gleichen wie in der 2. Liga", sagte Rombach, der jedoch auch den Vereinen eine Teilschuld gibt: "Da muss man sich auch an die eigene Nase fassen. Man kann eben nicht mehr Geld ausgeben, als man einnimmt."

Dresden zum Siegen verdammt

Beim DFB ist man sich der Entwicklung bewusst, konkrete Maßnahmen gibt es allerdings nicht. "Wir haben im April mit den Klubs dieses Thema ausführlich diskutiert. Zur kommenden Saison werden wir eine Arbeitsgemeinschaft Finanzen einberufen, damit etwaigen Problemen entgegengewirkt werden kann", sagte der für die 3. Liga zuständige DFB-Direktor Helmut Sandrock.

Als positives Beispiel führt Sandrock die Erfolgsquote der Drittligisten in den Relegationsspielen zum Aufstieg in die 2. Liga an. Bisher setzten sich immer die unterklassigen Teams durch. Doch auch dies birgt Risiken. Aufsteiger Dynamo Dresden war in den Relegationsspielen zum Siegen verdammt. Beim Scheitern hätte der achtmalige DDR-Meister 2,045 Millionen Euro aufbringen müssen.

Die 3. Liga in der Übersicht

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