BVB unspektakulär in Runde zwei

Von Benedikt Treuer
Pierre-Emerick Aubameyang brachte den BVB per Kopf in Führung
© getty

Borussia Dortmund ist durch einen unspektakulären 2:0 (1:0)-Sieg beim Drittligisten Chemnitzer FC in die zweite Runde des DFB-Pokals eingezogen. Der Außenseiter hatte mehrere Chancen zum Ausgleich.

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Vor 12.500 Zuschauern im Stadion an der Gellertstraße brachte Pierre-Emerick Aubameyang den BVB in der 25. Minute, nachdem sich der Bundesligist in der Anfangsphase gegen tief verteidigende Chemnitzer sehr schwer getan hatte.

Der CFC hatte in der ersten Halbzeit die große Chance zum Ausgleich durch Tim Danneberg. Nach der Pause verwehrte Schiedsrichter Peter Sippel dem Außenseiter eine klare Tormöglichkeit, als er zu Unrecht auf Abseits entschied.

Gerade als die Gastgeber auf den Ausgleich drängten, entschied Henrikh Mkhitaryan die Partie mit seinem Treffer zum 2:0 (82.). Damit wiederholte sich für Chemnitz nicht der Traum vom Vorjahr, als der Underdog den 1. FSV Mainz 05 mit 10:9 n.E. in der ersten Runde aus dem Wettbewerb geworfen hatte.

Die Reaktionen:

Karsten Heine (Trainer Chemnitz): "Wir haben versucht mit viel Leidenschaft und Laufbereitschaft und fairen Zweikämpfen dagegen zu halten. Mit dem 2:0 war der Kuchen gegessen. Es ist ein bisschen schade."

Thomas Tuchel (Trainer Dortmund): "Mit der ersten Halbzeit bin ich sehr zufrieden. Wir haben dominant gespielt und für Chemnitz nur eine Torchance zugelassen, die wir auch noch zu 90 Prozent selbst vorbereitet haben. Wir hatten immer die Kontrolle, aber wir haben es versäumt, mit einem zweiten Tor die Vorentscheidung zu schaffen."

Mats Hummels (Dortmund): "Mit der zweiten Halbzeit sind wir nicht zufrieden, mit der ersten könnten wir es sein, wenn wir da noch mindestens ein Tor mehr geschossen hätten. Positiv wiederum ist, dass wir da gegen einen tief stehenden Gegner zu einigen klaren Chancen gekommen sind. Das war in den vergangenen Jahren ein Manko. In der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel offen werden lassen, so dass Chemnitz wieder anfangen konnte, an sich zu glauben."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Personell reagiert CFC-Coach Karsten Heine nur auf einer Position im Vergleich zum 1:1 gegen Rostock in der Vorwoche: Abwehrspieler Nils Röseler rückt statt Angreifer Christian Cappek in die Startformation.

Thomas Tuchel stellt gegenüber dem 5:0 über Wolfsberg in der Europa-League-Quali dreimal um: Roman Bürki steht wieder zwischen den Pfosten, Weidenfeller muss erst einmal auf die Bank. Bender darf statt Youngster Weigl auf der Sechs neben Gündogan ran. Für Kagawa steht zudem Castro in der Startelf - Premiere für den BVB-Neuzugang.

18.: Der BVB kombiniert sich mal schnell in den Strafraum. Reus legt quer auf Aubameyang, der seinen Schuss nur knapp rechts am Tor vorbeisetzt.

25., 0:1, Aubameyang: Dortmund legt sich die Gastgeber zurecht und verlagert über Castro dann schnell auf die linke Seite. Mkhitaryan nutzt den Vorsprung vor seinen Gegenspielern zu einer präzisen Flanke auf den Elfmeterpunkt, wo Aubameyang ins lange Eck einköpft.

31.: Danneberg hat plötzlich viel Raum - und nutzt ihn nicht. Von der linken Seite kommt das Zuspiel von Löning mit der Hacke in den Strafraum. Da Piszczek rechtsaußen schläfrig reagiert, steht Danneberg frei vor Bürki - schlenzt den Ball aber aus sieben Metern knapp rechts am Tor vorbei. Das hätte der Ausgleich sein müssen.

32.: Auf der anderen Seite reagiert CFC-Keeper Kunz richtig stark, als Mkhitaryan nach sehenswertem Solo aus zehn Metern frei zum Schuss kommt. Der Schlussmann faustet den mittig aufs Tor zufliegenden Ball aus dem Strafraum.

40.: Piszczek flankt den Ball von rechts an den Elfmeterpunkt. Dort steigt Reus zum Kopfball hoch und wuchtete den Ball in Richtung Kasten. Doch Kunz schafft es im letzten Moment, mit der linken Hand die Kugel abzuwehren. Riesenparade des CFC-Schlussmanns!

58.: Chemnitz ärgert sich zurecht, als Kapitän Fink bei einem schnellen Vorstoß durchs Zentrum von Schiedsrichter Sippel zurückgepfiffen wird. Fink wäre nach einem Pass aus dem Mittelfeld frei durch gewesen und hätte alleine vor Bürki gestanden.

74.: Roman Bürkis beste Tat in diesem Spiel bisher: Einen Flachschuss von Fink von der Strafraumgrenze lenkt der Dortmunder Schlussmann um den rechten Pfosten herum zur Ecke. Knappes Ding!

82., 0:2, Mkhitaryan: Dortmund greift schnell durch die Mitte an. Aubameyang ist nicht zu halten, Reus läuft ihm assistierend den Weg frei. Dann kommt im richtigen Moment der Pass links in den Strafraum, wo Chemnitz Mkhitaryan aus den Augen verloren hat. Der Flügelspieler schlenzt die Kugel aus 13 Metern exakt ins rechte Eck: Vom Innenpfosten springt der Ball hinter die Linie.

Fazit: Das Prädikat "hochverdient" ist dem Dortmunder Sieg nicht zuzuschreiben. Dafür ließ der BVB gerade in der zweiten Halbzeit zu viele Chancen für den Außenseiter zu. Unter dem Strich schien der Bundesligist aber immer in der Lage, das Tempo zu erhöhen, wenn es darauf ankam. Der CFC kämpfte, hätte aus seinen Chancen aber auch mehr machen müssen.

Star des Spiels: Sven Bender. Nahm den ordnenden Part im Dortmunder Zentrum ein und hatte bis zu seiner Auswechslung die meisten Ballkontakte im Spiel (87). Agierte als sehr engagierte Schnittstelle zwischen Abwehr und Offensive. Zudem mit überragender Passquote (93,2 Prozent). Auch stark: Mkhitaryan.

Flop des Spiels: Einen eindeutigen Flop brachte die Partie nicht hervor. Fabian Stenzel hatte aber ein ums andere Mal große Probleme im Zweikampf gegen Mkhitaryan. Von seiner rechten Seite ging zudem deutlich weniger Offensivdrang aus, als von der linken Seite mit Nandzik und Danneberg.

Der Schiedsrichter: Peter Sippel. Hatte kaum Probleme mit der Spielführung, da beide Teams im erlaubten Rahmen miteinander umgingen. Stand einmal im Mittelpunkt, als er in der 58. Minute eine vermeintliche Abseitsposition von Fink abpfiff und dem CFC damit zu Unrecht eine klare Torchance verwehrte. Gelb gegen Piszczek in der zweiten Hälfte war richtig.

Das fiel auf:

  • Im eigenen Ballbesitz agierte der Underdog im 4-2-3-1 mit Löning als vorderste Spitze. Nach Ballverlust ordnete sich der CFC schlagartig um und verteidigte im 4-4-2 mit Löning und Fink als erstes Angriffsduo. Dadurch wurden die zentralen Räume für den BVB gut zugeschoben, was die Gäste immer wieder vom Tor weg auf die Flügel zwang.
  • Kam der BVB trotzdem ins letzte Spielfelddrittel, ließ sich Fink wieder vor die Abwehr fallen, um das Zentrum noch mehr zu verdichten und den Spielraum des BVB unangenehm einzugrenzen. Damit tat sich Dortmund schwer. Zwar hatte Tuchels Team deutlich mehr Ballbesitz, es fehlte aber einfach der Platz, um daraus Kapital zu schlagen.
  • Der BVB versuchte, das Tempo mit dem Ball hochzuhalten, dabei aber trotzdem einen kontrollierten Spielaufbau zu gewährleisten. Gündogan holte sich immer wieder die Bälle tief ab, um sie auf die Halbpositionen und die Außen weiterzuleiten.
  • Mit dem Führungstor tat sich der BVB deutlich leichter. Der Ball lief geduldiger durch die Reihen - Tuchels Team wartete auf sich bietende Lücken. Das führte aber auch dazu, dass der Bundesligist phasenweise etwas fahrig wurde und nicht immer voll auf der Höhe war. Danneberg hätte das nutzen müssen (31.).
  • Wie so oft war der heftigste Widerstand des Außenseiters mit dem Rückstand gebrochen. Das kompakte Verschieben litt nach gut 30 Minuten unter dem Drang, selbst etwas nach vorne tun zu müssen. Reus, Mkhitaryan, Gündogan und auch der sehr agile Castro bedienten den umtriebigen Aubameyang immer wieder in den aufgerissenen Lücken.
  • Trotz Gündogan, Mkhitaryan und Reus war es Bender, der das BVB-Spiel diktierte. War Schnittstelle zwischen Abwehr und Angriff und brachte seine Mitspieler durch sichere Zuspiele immer wieder in Position. Das zeugte aber auch vom zeitweise geringen Offensivdrang der Borussia.

Chemnitz - Dortmund: Die Statistik zum Spiel

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