Dresden kämpft Schalke nieder

Klare Sache: Schalkes Felipe Santana senst Dynamos Justin Eilers um - Elfmeter für die SGD
© getty

Dynamo Dresden ist in der 1. Runde des DFB-Pokals eine Sensation gelungen! Der Drittligist bezwang den FC Schalke 04 verdient mit 2:1 (1:0). Die Knappen sind damit der fünfte Bundesligist, der bereits nach einer Partie aus dem Wettbewerb ausgeschieden ist.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor 29.590 Zuschauern im ausverkauften Stadion Dresden ging Dynamo durch einen von Justin Eilers verwandelten Foulelfmeter in Führung (24.). Fünf Minuten nach der Pause erhöhte Dresden durch Nils Teixeira auf 2:0.

In der 78. Minute konnte Schalke durch einen Kopfballtreffer von Joel Matip nur noch verkürzen.

Schalke, das in den letzten sieben Jahren immer mindestens das Achtelfinale im Pokal erreichte, fliegt damit erstmals seit der Saison 1989/1990 wieder in der 1. Runde raus. Die letzte Niederlage gegen einen Drittligisten in diesem Wettbewerb gab es 1997/1998 beim 0:1 gegen Eintracht Trier.

Reaktionen:

Jens Keller (Trainer Schalke): "Wir wussten, dass es ein schweres Spiel wird. Viele Spieler sind nicht an ihre Leistung gekommen, wir hatten fünf oder sechs Totalausfälle. Wir müssen einige Dinge aufarbeiten und analysieren. Das ist eine riesige Enttäuschung. Wir haben viel zu langsam gespielt und waren nicht druckvoll genug."

Horst Heldt (Sportdirektor Schalke): "Die Enttäuschung ist natürlich riesengroß. Wir haben den Fehler gemacht, dass wir hinten zu fahrlässig agiert haben. Vorne haben wir die Möglichkeiten nicht konsequent zu Ende gespielt. Jetzt müssen wir die Enttäuschung verarbeiten und dann werden wir uns auf Hannover vorbereiten. Es ist klar, dass es durch das Aus nicht entspannter wird. Wir wollten weit kommen, jetzt sind wir in der ersten Runde ausgeschieden. Das ist mehr als ärgerlich."

Marco Höger (Schalke 04): "Die erste Halbzeit haben wir verschlafen. Wir sind der Erstligist und müssen hier anders auftreten. Fakt ist, dass wir als Schalke 04 hier nicht ausscheiden dürfen. Jetzt haben wir den Salat. Das ist der erste Rückschlag, aber damit wissen wir auf Schalke umzugehen."

Stefan Böger (Trainer Dresden): "Die Spieler haben es sich verdient, gefeiert zu werden. Sie sollen diesen Moment genießen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Dresdens Coach Stefan Böger verändert seine Elf im Vergleich zum vergangenen Drittliga-Spieltag (3:1 gegen Münster) auf einer Position: Statt Hartmann (Außenbandanriss) beginnt Fiel. Für den Kapitän ist es nach ausgeheiltem Zehenbruch das erste Pflichtspiel in dieser Saison.

Bei Schalke beginnt der wiedergenesene Höger hinten rechts, Boateng auf der Sechs, Meyer auf der Zehn. Die Neuzugänge Sam und Choupo-Moting bilden die offensive Flügelzange. Die WM-Fahrer Höwedes und Draxler sitzen auf der Bank, Huntelaar startet im Sturm.

4.: Langer Ball aus der Abwehr heraus von Vrzogic auf Eilers, Kolasinac pennt. Der steht rechts im Strafraum frei und schließt mit rechts flach ab. Fährmann fährt das rechte Bein aus und klärt stark.

11.: Matip spielt auf dem linken Flügel Kolasinac frei, der direkt flach an den Fünfer flankt. Hefele will den Ball klären, spielt ihn allerdings Choupo-Moting im Strafraum vor die Füße. Dessen Abschluss aus acht Metern halblinker Position geht knapp rechts am Pfosten vorbei.

15.: Fiel bringt eine kurz ausgeführte Ecke von rechts scharf in den Fünfer. Boateng will den Ball rausköpfen, springt aber unter der Kugel durch. Eilers ist dann zu überrascht und bringt das Leder nicht aus vier Metern aufs Tor.

24., 1:0, Eilers (Foulelfmeter): Schalke pennt erneut bei einem langen Ball, im Strafraum haut Santana Dürholtz um. Eilers schiebt den fälligen Strafstoß halblinks flach ins Tor.

32.: Dresden führt eine Ecke kurz aus. Stefaniak nimmt dann vom Sechzehnereck aus Maß, trifft aber nur das Außennetz am kurzen Eck. Fährmann wäre aber da gewesen.

50., 2:0, Teixeira: Stefaniak geht links an Höger vorbei und passt im Strafraum von der Grundlinie flach nach innen. Dann patzt Matip, von dem der Ball zu Dürholtz springt. Der chippt quer zu Teixeira, dessen Volleyschuss links unten im Netz landet.

51: Kolasinac passt von links in den Rücken der Abwehr. Huntelaar bringt die Kugel im Grätschen aufs Tor, aber Kirsten ist zur Stelle.

53.: Zental an der Strafraumgrenze spielt Choupo-Moting nach links zum aufgerückten Kolasinac. Dessen Linksschuss streicht knapp links oben über den Kasten.

63.: Boateng passt von der Mittellinie auf Choupo-Moting, der kurz Tempo aufnimmt und von halblinks mit links abzieht - einen guten Meter neben das Tor.

72: Höger flankt von rechts. Von Boateng prallt der Ball etwas glücklich zu Choupo-Moting, der halbrechts frei im Strafraum steht. Bei seinem Schuss rutscht ihm das Leder aber über den Schlappen.

76.: Konter der SGD. Hefele wird rechts geschickt, der Ball springt nach links zu Vrzogic. Der passt wieder nach rechts, wo Hefele im Grätschen nur das rechte Außennetz trifft.

78., 2:1, Matip: Flanke von links auf den langen Pfosten. Dort wurde Santana vergessen, dessen Direktabnahme Kirsten nach vorne abwehrt. Matip köpft die Kugel dann ins leere Tor.

86.: Draxler schießt einen Freistoß aus 17 Metern halblinker Position knapp links über den Kasten.

90.+2: Draxler zieht von der linken Seite an drei Gegenspielern vorbei und schlenzt die Kugel dann aufs lange Eck. Kirsten ist zur Stelle und pariert zur Seite.

Fazit: Verdienter Sieg für Dresden, das am Ende aufgrund schwindender Kräfte noch zittern musste, diese Phase aber mit einem starken Kampfgeist erfolgreich meisterte. Schalke enttäuschte.

Der Star des Spiels: Cristian Fiel. Riss nach langer Verletzungspause ein erstaunliches Pensum ab. War extrem stabil in den Zweikämpfen und hielt mit seiner Präsenz die Mannschaft zusammen. Gewann insgesamt 73 Prozent seiner direkten Duelle. Tolles Comeback des 34-Jährigen!

Der Flop des Spiels: Max Meyer. Fand zu keiner Sekunde zu seinem Spiel und hatte in Quirin Moll einen direkten Gegenspieler, der ihm ständig auf den Füßen stand. Meyer fand kein Gegenmittel zu dieser Maßnahme und musste kurz nach Wiederbeginn der zweiten Halbzeit vom Feld. Gewann nur 17 Prozent seiner Zweikämpfe und kam lediglich auf 26 Ballkontakte.

Der Schiedsrichter: Licht und Schatten bei Deniz Aytekin. Hatte einige Probleme in der Bewertung von Zweikämpfen, Gelb gegen Boateng war beispielsweise zu hart. Der Schubser von Matip im Laufduell mit Eilers (59.) war ein Foul und hätte eine Rote Karte für den Schalker nach sich ziehen müssen. Lag dafür beim Elfmeter richtig, auch die Verwarnung für Santana hatte die richtige Farbe. Ebenso korrekt, die Hereingabe von Stefaniak vor dem 2:0 nicht abzupfeifen - der Ball hatte die Torauslinie noch nicht in vollem Umfang überschritten.

Das fiel auf:

  • Dresden von Beginn an sehr griffig, präsent und lauffreudig. Gegen den Ball empfing Dynamo die Schalker ab der Mittellinie in einem 4-4-2 und lief den Ballführenden aggressiv an. So wurde der Raum in der eigenen Hälfte sehr verknappt. S04 fand kaum ein Mittel, um in den Rücken der Abwehr zu kommen.
  • Die Knappen mit durchschnittlich 70 Prozent Ballbesitz, aber rund um den Dynamo-Strafraum ohne Spielkontrolle, Präzision und Tempo. Meyer wurde von Moll in Manndeckung und damit aus dem Spiel genommen. Die Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen gerieten bisweilen viel zu groß.
  • Schalke auch defensiv behäbig und dort besonders bei langen, hohen Bällen indisponiert. Gegen die Wettkampfhärte der Hausherren hatte S04 zu oft das Nachsehen, Dynamo gewann lange Zeit die Mehrzahl der direkten Duelle.
  • Nach dem frühen zweiten Treffer igelte sich Dynamo im zweiten Abschnitt noch mehr ein. Der Schalker Ballbesitz betrug nunmehr fast 80 Prozent, die Ideenlosigkeit blieb aber zunächst bestehen. Erst als auf Seiten der Hausherren die Kräfte schwanden und Schalke schneller und direkter nach vorne spielte, wurden die Knappen gefährlicher.

Dynamo Dresden - FC Schalke 04: Die Statistik zum Spiel